Fließ oder stirb - Mehr Raum für lebendige Flüsse gefordert
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15. Hamburger Gespräche für Naturschutz über den Umgang mit unseren Flusslandschaften
Wie können wir unsere Flüsse als naturnahe Lebensräume bewahren und welche Naturschutzstrategien und politischen Instrumente sind dafür notwendig? Antworten auf diese Fragen liefern die Hamburger Gespräche für Naturschutz, welche die Umweltstiftung Michael Otto jährlich durchführt. Wirtschaft, Politik und Naturschutzverbände sind gefordert, gemeinsam nachhaltige Lösungen zum Schutz und Erhalt unserer Flusslandschaften zu erarbeiten und umzusetzen.
Der Fluss ist Lebensader für Mensch und Natur und ein Hotspot der biologischen Vielfalt. Neben Energiespeicher und Speisekammer ist er Frischwasserressource, Verkehrsweg und auch Erholungsgebiet. Doch der Druck auf unsere Flüsse nimmt durch die rapide demografische und ökonomische Entwicklung sowie vermehrt durch den Klimawandel erheblich zu. Seit Jahrzehnten greift der Mensch massiv in das komplexe Ökosystem der Flusslandschaften ein. Die Folgen sind vielfältig und äußern sich nicht zuletzt in einem deutlichen Verlust an Biodiversität. Laut BUND-Gewässerreport 2018 sind rund 92 Prozent der deutschen Seen und Flüsse in einem schlechten Zustand.
Der Bau von Wasserkraftwerken und Dämmen, die Umleitung, Begradigung und Vertiefung von Flüssen sowie die hohe Ausbringung von Düngemitteln auf den Feldern führt zum Verschwinden vieler Arten, zu gehäuftem Auftreten von Hochwasser und beeinträchtigt die Qualität unseres Trinkwassers. Schon jetzt sind weltweit knapp ein Drittel aller Süßwasserarten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Vor diesem Hintergrund stellt Stifter und Unternehmer Prof. Dr. Michael Otto auf den heutigen 15. Hamburger Gesprächen für Naturschutz der Umweltstiftung Michael Otto fest: "Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit unsere Flüsse und Auen ihre vielfältigen, wertvollen Ökosystemleistungen auch in Zukunft unter den wachsenden gesellschaftlichen Ansprüchen erbringen können. Eine unabdingbare Voraussetzung dafür sind ein intensiver Dialog und eine enge Zusammenarbeit aller wesentlichen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz. Sauberes Wasser und lebendige, naturnahe Gewässer dürfen als öffentliche Güter nicht verhandelbar sein."
In den Zeiten eines rapiden Umweltwandels reichen die bisherigen Anstrengungen nicht aus, um gewässerpolitische Ziele zu erreichen. Es besteht erhöhter Abstimmungsbedarf mit anderen Politikbereichen wie Landwirtschaft, Energiegewinnung und Schifffahrt, um Nutzungskonflikte zu vermeiden und einen guten ökologischen Zustand der Flusslandschaften zu erreichen. Laut Prof. Dr. Klement Tockner, Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, erfordert die fortschreitende Domestizierung unserer Gewässer und die rapide Erosion der biologischen Vielfalt ein grundlegendes Umdenken im zukünftigen Management der Gewässer. So ist es für die zukünftige Entwicklung von Managementstrategien daher unerlässlich, stärker als bisher den kurzfristigen Nutzen der Domestizierung gegen die langfristigen Folgen abzuwägen. Eine mögliche Aufweichung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie hätte dementsprechend weitreichende Folgen für unsere artenreichen Ökosysteme. Es herrscht Einigkeit darüber, dass dem Fluss mehr Raum gegeben werden muss, um eine nachhaltige Sicherung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen gewährleisten zu können.
Pressekontakt: Sven Stöbener | Umweltstiftung Michael Otto Telefon: 040 6461- 7727 | E-Mail: sven.stoebener@umweltstiftungmichaelotto.org