Clean Clothes Campaign - Kampagne für Saubere Kleidung
Arbeiter*innen in Thailand produzierten Kleidung für Marken der Otto Group - seit fünf Jahren warten sie auf ihren Lohn
Berlin (ots)
"Ich möchte OTTO sagen, dass wir zehn Jahre lang Kleidung hergestellt haben.", sagt Hnin Hnin*, eine Arbeiterin aus Myanmar, die in der thailändischen Fabrik Royal Knitting Kleidung für OTTO-Marken herstellte. "Wir wurden geschädigt und fühlen uns hoffnungslos. Aber wir wollen Hilfe, damit wir das Geld bekommen, das uns zusteht."
Im April 2020, im Zuge der COVID-19-Pandemie, entließ die Geschäftsleitung der Royal Knitting Factory in Thailand Hnin Hnin und weitere 208 Beschäftigte fristlos. Über 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen aus Myanmar. Ihr Arbeitgeber verweigerte ihnen rechtswidrig den Lohn für geleistete Arbeit sowie Abfindungen. Fast fünf Jahre später und trotz des Urteils des thailändischen Gerichts gegen Royal Knitting, warten die 209 Arbeiterinnen und Arbeiter immer noch auf über 1.000.000 US-Dollar an unbezahlten Löhnen und Abfindungen.
"Als die Fabrik geschlossen wurde, war unser Leben ruiniert. Seit wir unsere Arbeit verloren, essen mein Mann und ich nur zwei Mahlzeiten am Tag", sagt Yee, eine weitere ehemalige Näherin.
Da Royal Knitting sich weigerte zu zahlen und es kaum Möglichkeiten gab, das Gerichtsurteil durchzusetzen, baten die Entlassenen das bekannte Familienunternehmen OTTO um Unterstützung. OTTO positioniert sich in Sachen Sorgfaltspflicht als Vorreiter bei der Einhaltung der Menschenrechte. Das Unternehmen behauptet auf seiner Website, "Verantwortung für unser Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette" (1) zu übernehmen. Es versagte jedoch den entlassenen Arbeiter*innen jede Unterstützung bei der Lösung dieses Falles. OTTO enttarnt so seine eigenen Aussagen als bloße Rhetorik.
Die Clean Clothes Campaign hat mehrfache, übereinstimmende Aussagen von den Arbeiter*innen gesammelt, dass sie Kleidung für die Marken der Otto Group produzierten. OTTO behauptet, dass die Kleidung zum Zeitpunkt der Entlassungen nicht von der Royal Knitting Factory kam, diese Geschäftsbeziehung habe sie 2017 beendet (2). Die ehemaligen Royal Knitting-Beschäftigten haben uns jedoch Packlisten und Produktionsanweisungen übermittelt, die sie nach 2017 zur Herstellung von Kleidung für Otto-Marken verwendeten. Die Beschäftigten haben auch Kleidungsetiketten von OTTO-Marken - wie Sieh An! und Ambria (Witt) - vorgewiesen, die sie vor ihrer Entlassung im Jahr 2020 auf Kleidungsstücke genäht haben.
"Wir können unsere Kinder nicht mehr gesund ernähren", sagt Yee. Seit sie ihre Arbeit verloren, sind Yee und ihr Mann hoch verschuldet, um Miete, Rechnungen und andere Grundbedürfnisse zu decken. Yee gehört zu dem Drittel der Arbeiter*innen mit Kindern, die nach ihrer Entlassung darum kämpfen, über die Runden zu kommen.
Wir haben OTTO immer wieder aufgefordert, Druck auf seine früheren und aktuellen Geschäftspartner auszuüben, mit dem Ziel dass der Rechtsanspruch der Arbeiter*innen erfüllt wird. Sollte dies nicht gelingen, fordern wir den Konzern auf, selbst in die Verantwortung zu gehen und ersatzweise die rechtlich zustehenden Löhne und Abfindungen zu zahlen. Doch anstatt die Verantwortung zu übernehmen, drohte OTTO mit rechtlichen Schritten. Als CCC Deutschland im Mai letzten Jahres erstmals Informationen über diesen Fall veröffentlichte, fürchtete OTTO offensichtlich einen Imageschaden und forderte Unterlassungserklärungen ein. Diese Maßnahme schüchterte die Beschäftigten ein. Sie bekamen Angst, sich öffentlich zu äußern.
Die internationale Clean Clothes Campaign bereitet nun im Namen der Arbeiter*innen eine Beschwerde im Rahmen des Lieferkettengesetzes beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vor. In der Beschwerde wird argumentiert, dass OTTO es bis heute versäumt hat, Abhilfe zu schaffen im Sinne der Beschäftigten. Das macht deutlich, dass das Unternehmen seine Menschenrechtsverpflichtungen gemäß dem deutschen Lieferkettengesetz nicht erfüllt.
Am 19. Februar wird die Clean Clothes Campaign ein Webinar veranstalten, in dem die Teilnehmer*innen betroffene Arbeiter*innen sowie unsere Partnerorganisation in Thailand hören werden, die diesen Fall führt.
Melden Sie sich hier für das Webinar an.
*Alle Namen von Arbeiter*innen in dieser Pressemitteilung wurden zu ihrer Sicherheit geändert
(1) https://www.Ottogroup.com/en/nachhaltigkeit/working-conditions.php
(2) https://www.business-humanrights.org/en/latest-news/Otto-groups-response
Pressekontakt:
Artemisa Ljarja
Fallarbeit, Kampagne für Saubere Kleidung, eilaktionen@saubere-kleidung.de, +491788233079
Waltraud Waidelich
Vorstandsmitglied, der Kampagne für Saubere Kleidung, waltraud@saubere-kleidung.de,
+49151 6510 9360
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