Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Klima, Lieferkette, Corona: Wie übernehmen deutsche Unternehmen Verantwortung?
Klima, Lieferkette, Corona: Wie übernehmen deutsche Unternehmen Verantwortung?
- Studie wertet aus, wie transparent Unternehmen über ihre Beiträge zu den großen gesellschaftlichen Themen informieren – Klimaschutz, ökologische und soziale Wirkungen ihrer Lieferketten oder Umgang mit der Pandemie
- Bundesarbeitsministerium zeichnet Deutsche Telekom, Rewe-Gruppe und Merck für beste Nachhaltigkeitsberichte von Großunternehmen sowie die Mittelständler Assmann, Lebensbaum und Neumarkter Lammsbräu aus
- Staatssekretärin Lilian Tschan, Bundesarbeitsministerium, unterstreicht die Bedeutung von Nachhaltigkeit für deutsche Wirtschaft und plädiert für transparente Berichterstattung
Berlin, 31. März 2022 – Klimakrise, Gesundheitsschutz oder Lieferkette: Unternehmen tragen gesellschaftliche Verantwortung und müssen einen Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen Krisen leisten. Wie gut Unternehmen über ihre Auswirkungen auf Menschen, Gesellschaft und Umwelt informieren, haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Unternehmensvereinigung Future untersucht. Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen zur Jahrhundertherausforderung Klimaschutz zwar beitragen und selbst klimaneutral werden wollen. Über konkrete Strategien dafür informieren sie bislang allerdings wenig. Bei den ökologischen und sozialen Bedingungen in ihren Lieferketten erfüllen die Unternehmen Mindeststandards an Transparenz, erläutern aber seltener, wie sie ihre Lieferantenbeziehungen zukünftig nachhaltiger entwickeln möchten. In dem regelmäßigen Ranking der Nachhaltigkeitsberichte bewerten IÖW und Future die Transparenz der 100 größten deutschen Unternehmen sowie freiwillig eingereichte Berichte von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
Ranking der Nachhaltigkeitsberichte: Telekom, Rewe-Gruppe, Merck sowie die Mittelständler Assmann, Lebensbaum, Neumarkter Lammsbräu ausgezeichnet
Auf der Tagung „Next Generation CSR-Reporting“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wurden sechs Vorreiterunternehmen in Sachen Transparenz ausgezeichnet: die Großunternehmen Deutsche Telekom, Rewe-Gruppe und Merck sowie die Mittelständler Assmann, Lebensbaum und Neumarkter Lammsbräu.
Lilian Tschan, Staatssekretärin im BMAS, anlässlich der Preisverleihung: „Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen heute so wichtig wie nie zuvor. Aber nur, wenn Unternehmen substanziell und transparent berichten, kann sich die Öffentlichkeit ein umfassendes Bild über Ziele und Maßnahmen zur Einhaltung von Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards machen. Die transparente Berichterstattung ist auch für Unternehmen selbst wichtig, um Lernprozesse zu initiieren und Impulse zur Weiterentwicklung des CSR-Reportings zu geben. Daher braucht es systematische und regelmäßige Qualitätschecks. Mit ihrem Ranking leisten IÖW und Future seit Jahren einen wertvollen Beitrag für aussagekräftiges Nachhaltigkeitsreporting in Deutschland.“
Klimaneutralität: Viele Unternehmen wollen es, aber oft ist unklar, was genau sie darunter verstehen
Von den 100 größten deutschen Unternehmen veröffentlichen 62 eigenständige Nachhaltigkeits- oder integrierte Unternehmensberichte, die im Ranking ausführlich untersucht wurden. Klimaneutral werden zu wollen, gehört mittlerweile bei vielen dieser Unternehmen zum guten Ton: 46 schreiben sich das Ziel Klimaneutralität auf die Fahnen. Auch fast die Hälfte der 39 kleinen Unternehmen und Mittelständler, deren Berichte bewertet wurden, geben dieses Ziel an. „Was sie genau unter ‚klimaneutral‘ verstehen, machen viele Unternehmen allerdings nicht deutlich – etwa welche Emissionen sie in ihre Betrachtung einbeziehen und welche Rolle die Kompensation von Treibhausgasemissionen dabei spielt“, kommentiert Projektleiter Christian Lautermann vom IÖW und fügt hinzu: „Generell berichten die Unternehmen besser über ihre Ziele als über die Maßnahmen, wie sie diese erreichen wollen. Noch weniger erfährt man darüber, wie die bisher ergriffenen Maßnahmen wirken und welche Schlussfolgerungen die Unternehmen aus dem Fort- oder Rückschritt ziehen.”
Verantwortung für Lieferketten: wichtiges, aber schwieriges Thema
Umweltschutz und Menschenrechte in den Lieferketten sind zentrale Themen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Fast alle Unternehmen greifen diese Themen auf. Doch insbesondere die Großunternehmen tun sich noch immer schwer, angemessen über die menschenrechtlichen und ökologischen Risiken ihrer Lieferketten zu informieren. So zeigt sich: Zwar erfüllen die Unternehmen in der Regel die Mindestanforderungen an Transparenz darüber, wie sie ihre Lieferanten überprüfen. Doch ob oder wie sie sich engagieren, um ihre Lieferanten bei sozialen und ökologischen Herausforderungen zu unterstützen, wird nur teilweise deutlich.
„Viele Großunternehmen erklären, dass sie ihre Lieferanten bei ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützen wollen. Wie sie dies genau bewerkstelligen, bleibt meist unklar. Nur einzelne Großunternehmen, etwa die Deutsche Telekom oder die Rewe-Gruppe, machen diese Aktivitäten deutlich. Bei den KMU demonstrieren neben regional orientierten Unternehmen wie Neumarkter Lammsbräu und Bohlsener Mühle auch Mittelständler mit internationalen Lieferketten wie Lebensbaum und Hakro fortschrittliche Ansätze der Lieferantenentwicklung“, so Lautermann.
CSR-Reporting im Zeichen der Pandemie: Viele Unternehmen möchten Home-Office-Möglichkeiten zukünftig ausweiten
Durch die Nachhaltigkeitsberichte zieht sich ein Thema, das vor der Pandemie deutlich weniger präsent war: Home-Office. Für viele Unternehmen waren umfangreiche Home-Office-Regelungen eine zentrale Maßnahme des Gesundheitsschutzes ihrer Belegschaft. „Unsere Auswertung zeigt, dass die Unternehmen nicht planen, zum Status vor der Pandemie zurückzukehren“, so Udo Westermann, Geschäftsführer der Unternehmensvereinigung Future. „Im Gegenteil: Viele denken darüber nach, die Möglichkeiten von Zuhause zu arbeiten, zukünftig zusätzlich auszuweiten.“ Über Schutzmaßnahmen für Beschäftigte, die nicht im Home-Office arbeiten können, wird demgegenüber weniger berichtet. „Auffällig ist auch, dass kaum ein Unternehmen über Kurzarbeit in Folge von Corona berichtet“, so Westermann.
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Zur Pressemappe:
In einer digitalen Pressemappe stehen die vollständigen Auswertungen des Rankings der Nachhaltigkeitsberichte sowie Hintergrundinformationen zu den besten Berichterstattern, Trends im CSR-Reporting und das Set der Bewertungskriterien zur Verfügung.
www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/pressemappe
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Fachliche Ansprechpersonen:
Dr. Christian Lautermann
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: 030 – 884 594-31
Dr. Udo Westermann
Future – verantwortung unternehmen
Tel.: 0251 – 97 316-34
Pressekontakt:
Richard Harnisch Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Tel.: +49 30/884594-16 kommunikation@ioew.de
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.
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Future e. V. – verantwortung unternehmen ist eine Initiative nachhaltig wirtschaftender Unternehmen, die das Ziel verfolgt, nachhaltige und zukunftsfähige Strukturen auszubauen und unternehmerisches Denken mit den Anforderungen nachhaltigen Wirtschaftens zu vereinen.
Über das Ranking
Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und Future bewertet und prägt seit 1994 die Berichterstattung deutscher Unternehmen über ihre sozialen und ökologischen Herausforderungen und Aktivitäten. Es ist eine der weltweit ersten und umfassendsten kriteriengestützten Bewertungen von Berichten, in denen Unternehmen auf freiwilliger Basis ihre ökologischen und sozialen Aktivitäten und Leistungen darstellen. Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte arbeitet unabhängig und wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt. Das Ranking 2021 fand in der elften Auflage statt. Bewertet wurden alle Berichte, die bis zum 30. Juni 2021 veröffentlicht wurden (Großunternehmen) bzw. bis zum 15. September 2021 eingereicht wurden (KMU). Die bewährten Qualitätsmerkmale gelten weiterhin: Unabhängigkeit der Bewerter*innen, Transparenz der Bewertungskriterien und -verfahren, Einbeziehung von Anspruchsgruppen, umfassende Best-Practice-Orientierung sowie wissenschaftliche Expertise und langjährige Erfahrung.