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Sonntag, 28. Oktober 2007, 0.10 Uhr, Das Philosophische Quartett

Mainz (ots)

Sonntag, 28. Oktober 2007, 0.10 Uhr
Das Philosophische Quartett
Wie deutsch soll Deutschland sein?
Vom Nutzen und Nachteil der Integration
mit Peter Sloterdijk; Rüdiger Safranski
Gäste: Maxim Biller; Necla Kelek
Das Problem der Einwanderung von Ausländern in Deutschland ist in 
zweifacher Hinsicht eine Schicksalsfrage der Nation. An der nur zäh 
vorankommenden Integration ist nicht nur der über lange Zeit 
konzeptionslose Umgang mit den so genannten Gastarbeitern schuld und 
die Annahme, dass sich Integration über Jahre automatisch ergeben 
werde. Hinderlich für eine Einwanderungsgesellschaft ist auch, dass 
wir Deutsche uns nur schwer zu einem Selbstgefühl durchringen können.
"Das ist aber", so Peter Sloterdijk, "Voraussetzung dafür, Menschen 
aus anderen Kulturkreisen zu integrieren". Deutschland hat allmählich
Abschied genommen von "Multikulti", das sich zunehmend als Lebenslüge
und unbrauchbares, klassenloses Utopia erwiesen hat.
Viele Bürger registrieren mit Skepsis den stillen Vormarsch des 
Islam in unserem Land. 15,3 Millionen  Ausländer - in der Mehrheit 
Türken - leben unter uns. Ihre Integration in unseren Staat ist die 
zentrale Herausforderung der Gesellschaft.
Warum tun sich die Deutschen so schwer mit der Integration? Warum 
ist immer noch das Gefühl unterentwickelt, dass Einwanderer eine 
Bereicherung unserer Gesellschaft sein können? Darüber diskutieren im
"Philosophischen Quartett" die Moderatoren Peter Sloterdijk und 
Rüdiger Safranski mit zwei Zuwanderern: der Sozialwissenschaftlerin 
und prominenten Frauenrechtlerin Necla Kelek, die in der Türkei 
geboren wurde, sowie dem Schriftsteller Maxim Biller, der in einer 
jüdischen Familie in Prag aufwuchs.
Der soziale Konfliktstoff lässt sich leicht an ein paar 
beunruhigenden Fakten ablesen. Die Sozialhilfequote bei den Deutschen
liegt bei etwa 2,5 Prozent, bei den in Deutschland lebenden 
Ausländern hingegen bei rund 9 Prozent. Und: bei den 15- bis 
29-jährigen Deutschen sind derzeit etwa 8 Prozent ohne Ausbildung, 
bei den ausländischen Jugendlichen jedoch rund 30 Prozent. Bei einem 
derartigen Missverhältnis darf eine Hochrechnung durchaus als 
alarmierend empfunden werden, der zufolge im Jahre 2015 der 
Ausländeranteil unter den Jugendlichen in deutschen Großstädten 50 
Prozent ausmachen wird. Viel zu lange hat es die Bundesrepublik 
versäumt, aktiv die Bildungschancen der Migranten zu fördern, um 
damit überhaupt eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen.
Trotz der spürbaren Anstrengung der Regierung, den Migrantinnen 
und Migranten mit Hilfsprogrammen und Dialog-Angeboten die Aufnahme 
zu erleichtern, will die wechselseitige Annäherung von 
Mehrheitsgesellschaft und Migranten nicht glücken. Der Prozess der 
Absonderung hat zu Ghettobildung und Parallelgesellschaften geführt; 
das Kopftuch ist eines der bewusst gesetzten Abgrenzungssymbole, so 
Peter Sloterdijk. Viele Zuwanderer tun sich schwer, die deutsche 
Sprache zu lernen. Dabei ist erwiesen, dass Sprachkenntnisse stärker 
als alles andere für die Integration ausschlaggebend sind. Sicher ist
jedenfalls, dass der Wunsch, die deutsche Sprache zu lernen, ein 
Beweis für die Integrationsfähigkeit ist. So lässt sich auch der mit 
einer heftigen Diskussion begleitete Moschee-Bau in Köln 
interpretieren. Als Integrationsanstrengung und als hoffnungsvolle 
Aussage der Eingewanderten: Wir wollen sesshaft werden!
Das nächste "Philosophische Quartett" präsentiert das ZDF am 
Sonntag, dem 25. November 2007.

Pressekontakt:

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