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Zur ZDF-Sendung "Kennzeichen D" am Mittwoch, 16.2.2000, 22.15 Uhr
Liberalisierung des Strommarkts fördert umweltgefährdende Kraftwerke in Osteuropa

Mainz (ots)

Infolge der Liberalisierung des Strommarktes in
Deutschland wird nach Informationen des ZDF-Magazins "Kennzeichen D"
eine Reihe umweltgefährdender Kraftwerke in Mittel- und Osteuropa in
Betrieb bleiben. In einer unveröffentlichten Studie, die "Kennzeichen
D" vorliegt, prognostiziert das Wuppertaler Institut für
Klimaforschung einen starken Anstieg der Stromimporte aus dieser
Region in den kommenden zehn Jahren. Das Institut sieht darin -
gerade bei einem deutschen Ausstieg aus der Atomenergie - eine
Verlagerung der mit der Kernenergienutzung verbundenen Risiken ins
Ausland. Als besonders problematisch bewerten es die Wuppertaler
Klimaforscher, dass die Betreiber von Kernkraftwerken in Ost- und
Mitteleuropa einen Anreiz erhalten, "größtenteils veraltete und
unsichere Anlagen (zum Beispiel Tschernobyl in der Ukraine) noch
möglichst lange laufen zu lassen."
Nach Recherchen von "Kennzeichen D" liefert auch der als äußerst
risikobehaftet geltende Reaktor Bohunice in der Slowakei Strom in die
Bundesrepublik. Trotz erheblicher Sicherheitsbedenken wird Bohunice
nicht, wie ursprünglich mit der EU vereinbart, noch in diesem Jahr
vom Netz gehen, sondern mindestens bis 2008 weiterlaufen. Die
Bundesrepublik hatte die Erteilung von Hermesbürgschaften für den Bau
des neuen Reaktors Mochovce seinerzeit von der Schließung des
Reaktors Bohunice spätestens im Jahr 2000 abhängig gemacht.
Äußerst umstritten ist auch der Weiterbetrieb des Kernkraftwerks
Dukovany in Tschechien, das selbst vom tschechischen
Umweltministerium als den notwendigen Sicherheitsstandards nicht
genügend eingestuft wird. Dennoch will das tschechische
Energieunternehmen Ces das Kraftwerk in den nächsten Jahren nutzen,
um billigen Atomstrom in die Bundesrepublik zu exportieren.
In der deutschen Strombranche spricht man bereits von
Umweltdumping. Um im Preiskrieg auf dem Strommarkt mithalten zu
können, greifen immer mehr Unternehmen auf sogenannten "schmutzigen"
Strom zurück. Brancheninsider verweisen in diesem Zusammenhang auch
auf den Strom aus polnischen Kohlekraftwerken, die vielfach ohne die
in der Bundesrepublik seit vielen Jahren gesetzlich vorgeschriebenen
Umweltschutztechniken wie Entstickung, Entschwefelung und
Rauchgasreinigung laufen.
Dr. Peter Asmuth vom Hagener Stromversorger Elektromark erklärte
gegenüber "Kennzeichen D", dass sein Unternehmen sich durch den
harten Wettbewerb gezwungen sehe, die eigenen Anlagen zurückzufahren
und statt dessen auf den billigen polnischen Strom zurückzugreifen.
Weitere Informationen bei "Kennzeichen D" unter der Telefonnummer
030-20991302.

Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell

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