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ZDF-Magazin "Frontal 21" am 15. April 2008:
Lebensbedrohliche Risiken durch Heparin aus China
Zweites Pharma-Unternehmen ruft Arzneimittel-Chargen zurück

Mainz (ots)

Die Pharmafirma Ratiopharm hat Chargen des
Arzneimittels Heparin-Natrium-Ratiopharm als Injektionslösung 
zurückgerufen. Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" hat 
Ratiopharm in eigenen Analyseverfahren bei vier bereits 
ausgelieferten Chargen Auffälligkeiten festgestellt. Ratiopharm 
bezieht Grundstoffe des Arzneimittels aus China.
Wenige Wochen zuvor musste bereits die deutsche Pharmafirma 
Rotexmedica zahlreiche Chargen zurückrufen. Bei Patienten waren 
allergische Schockreaktionen aufgetreten. Nach "Frontal 
21"-Recherchen erlitten allein im Klinikum Passau drei Patienten 
allergische Schocks. Gegenüber "Frontal 21" erklärte der Chefarzt der
Anästhesie Dr. Johann Nußer: "Unmittelbar nach Spritzen des 
Medikamentes, also nach wenigen Minuten hat der Patient am gesamten 
Körper eine Hautrötung entwickelt, und gleichzeitig kam es zum 
Blutdruckabfall. Der Blutdruckabfall ist lebensbedrohlich gewesen." 
Insgesamt liegen dem Bundesinstitut für Arzneimittel zur Zeit 27 
Berichte von Kliniken und Dialysezentren aus ganz Deutschland über 
allergische, zum Teil schwerwiegende Reaktionen nach Injektion von 
verunreinigtem Heparin der Firma Rotexmedica vor.
Das weitverbreitete Heparin dient der Blutverdünnung und wird 
unter anderem bei der Dialyse und bei Herzoperationen eingesetzt. Es 
wird aus Schweinedärmen gewonnen. Die Firma Rotexmedica hatte wie 
Ratiopharm die Rohstoffe für die betroffenen Chargen aus China 
bezogen. Eine Analyse im Auftrag des Gesundheitsministeriums 
Schleswig-Holstein ergab jetzt, so das ZDF-Magazin, dass das 
Arzneimittel der Firma verunreinigt, womöglich sogar künstlich 
gestreckt worden war. Das Ministerium hat bei der Staatsanwaltschaft 
Kiel inzwischen Strafanzeige gestellt. Es bestünde der Verdacht auf 
Vorsatz.
Gegenüber dem ZDF-Magazin "Frontal 21" bestätigt der Verband 
Forschender Arzneimittel erstmals, dass etwa 80 Prozent der in 
Deutschland verwendeten Wirkstoffe aus dem Nicht-EU-Ausland stammen. 
Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Zentrallabor Deutscher 
Apotheker sieht darin eine zunehmende Gefahr für die Patienten: "Wir 
sind nicht mehr Herr im eigenen Haus und wissen natürlich auch nicht 
mehr im Detail, was überall passiert. Und dort, wo Arzneistoff 
komplex ist, wo man weiß, dass ein Stoff nicht so hundertprozentig 
überprüfbar ist, da bieten sich auch Einfallstore für kriminelle 
Kräfte, die einen solchen Arzneistoff fälschen mit einem Zusatz, der 
dann gesundheitliche Probleme erzeugen kann", so Professor 
Schubert-Zsilavecz gegenüber "Frontal 21".
Auch Professor Harald Schweim, Lehrstuhlinhaber für Drug 
Regulatory Affairs an der Universität Bonn, warnt vor Risiken bei 
Arzneimitteln aus China: "Ich weiß, dass man in China jede Qualität, 
die man haben will, kaufen kann: Sehr rein bis total dreckig - das 
ist nur eine Frage des Preises. Und wenn das durchgeht, dann wird es 
eine Spirale nach unten geben mit unabsehbaren Folgen."
Dies wiege umso schwerer, da insbesondere China zunehmende 
Bedeutung für den deutschen Arzneimittelmarkt bekomme. So stelle 
China zusammen mit Indien zum Beispiel rund 80 Prozent der 
Antibiotika auf dem deutschen Markt her: "Bestimmte Antibiotika, die 
nur noch im Ausland hergestellt werden, werden im Fall einer Krise 
nicht zur Verfügung stehen. Das heißt: Trivialerkrankungen gegen die 
heute Antibiotika wirksam sind, könnten zu tödlichen Erkrankungen 
werden", so Professor Schweim gegenüber "Frontal 21".

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