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In den Fängen der Fürsorge: ZDF-Dokumentation über das Schicksal von Heimkindern der 60er Jahre

Mainz (ots)

Ein düsteres Kapitel deutscher Erziehung beleuchtet
die Dokumentation "In den Fängen der Fürsorge", die das ZDF am 
Mittwoch, 4. Juni 2008, 0.30 Uhr ausstrahlt. Die Autorinnen Sibylle 
Bassler und Angelica Fell gehen dem Schicksal von Heimkindern der 
60er Jahre und der Frage nach, ob diese Heimzöglinge als Opfer 
anerkannt werden und mit einer finanziellen Wiedergutmachung nach dem
Opferentschädigungsgesetz rechnen können.
Die heute 47-jährige Carola Koszinoffski wuchs von 1961 bis 1974 
im Kinderheim St. Josef im rheinischen Eschweiler auf. Als 
Neunjährige wurde sie von einer Ordensschwester nachts aus dem Bett 
geholt und musste im Garten ihr Grab ausschaufeln - die Schwester 
hielt dies für eine geeignete Erziehungsmaßnahme. Und das war nicht 
die einzige Einschüchterung und Quälerei: Es gab Psychoterror, 
Schläge, stundenlanges Einsperren im Keller. Auch die Regeln der 
Schwestern des Ordens "Arme Dienstmägde Jesu Christi" sprechen ihre 
eigene Sprache: Wecken um fünf Uhr, Putzen noch vor der Schule, ab 17
Uhr Trinkverbot, Toilettenbesuch nur zu festgesetzten Zeiten. 34 
Jahre später besucht Carola Koszinoffski zusammen mit den Autorinnen 
den Ort, der ihr ganzes Leben nachhaltig prägte - ihren Beruf als 
Erzieherin musste sie aufgrund von Panikattacken und Depressionen vor
acht Jahren aufgeben.
Auch Günter Klefenz ist noch immer gefangen von den Erinnerungen 
an seine unselige Zeit als Heimkind. Ausgetrocknet und dem Tod nahe 
wurde er als völlig verwahrlostes Baby gefunden. "Ich wurde 
herumgereicht wie ein Müllsack, von Heim zu Heim", erzählt Günter 
Klefenz. Er landete schließlich 1963 im "Kalmenhof" in der Nähe des 
hessischen Idstein und durchlebte dort sechs Jahre ein Martyrium - 
von den älteren Heimzöglingen vergewaltigt, von den Erziehern 
körperlich und seelisch schwer misshandelt.
Kaum einer der damaligen Erzieher ist bereit, über die qualvollen
"Erziehungsmethoden" zu sprechen. Doch Günther Matschke, der Anfang 
der 1960er Jahre als Diakon im Knabenheim Westuffelen bei Werl 
gearbeitet hatte, sagt in der ZDF-Dokumentation: "Ich habe mich 
schuldig gemacht. Das tut mir heute noch weh, die Jahre, die man da 
Menschen misshandelt hat. Unser ganzer Stil war im Grunde 
gewalttätig."

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle

Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

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