Pressemitteilung
"Kennzeichen D" am Mittwoch, 29. März 2000, 22.20 Uhr im ZDF
Krebsgefahr: Asbest auf deutschen Dächern
Mainz (ots)
Hunderttausende deutscher Dächer sind nach einem Bericht des ZDF-Magazins "Kennzeichen D" noch immer mit unbeschichteten Asbestzementplatten gedeckt. Diese Dachplatten, die wegen günstiger Preise und Witterungsbeständigkeit in den 70er und 80er Jahren breite Verwendung fanden, weisen inzwischen zunehmend Schadstellen auf und belasten die Umwelt mit krebsgefährlichen Asbestfasern. Für die Asbestkontrolle zuständige Länderbehörden schätzen die bundesweite Altlast solcher Dachplatten auf über 700 Millionen Quadratmeter, durch die jährlich bis zu 900 Tonnen Asbestfasern, hauptsächlich durch Wind und Regenwasser, freigesetzt werden.
Das Umweltbundesamt (UBA) in Berlin hält "diese Schätzungen für durchaus realistisch". Laut Asbest-Experte Folke Dettling sei seine Behörde bei eigenen Untersuchungen auf ähnliche Ergebnisse gekommen. "Wir schätzen aus den asbesthaltigen Platten auch eine jährliche Abwitterung in der Größenordnung von etwa 100 Tonnen pro Jahr." Eingeatmete Asbestfasern kritischer Länge und Durchmesser - für das bloße Auge nicht erkennbar - können beim Menschen Lungenkrebs und Mesotheliom, einen bösartigen Tumor des Brust- oder Bauchfells, verursachen.
UBA-Experte Dettling: "Asbeststäube sind eindeutig beim Menschen krebserzeugend. Deshalb gibt es für Asbestfaserstäube keine Grenzwerte für die Außenluft- oder Innenraumluftbelastung. Es gilt das generelle Minimierungsgebot für krebserzeugende Stoffe." Nach Recherchen von "Kennzeichen D" funktioniert die Asbestkontrolle in den meisten Bundesländern nur mangelhaft. So wird die Atemluft in der Nähe von mit Asbestprodukten bestückten Großbauten und Laubenkolonien nur extrem selten auf die krebsverursachenden Mineralfasern getestet. Auch wird ein Großteil asbesthaltigen Abraums und Bauschutts unvorschriftsmäßig entsorgt.
Gravierende Asbestprobleme bestehen auch in den neuen Bundesländern: Einstige DDR-Verkaufsschlager wie die Marken "Baufanit" (für Außenwand- und Dachverkleidung) und "Sekalit" (für Nasszellen) verrotten zunehmend und geben Asbeststaub ab.
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