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Sonntag, 14. September 2008, 18.00 Uhr
ML Mona Lisa
Sonntag, 14. September 2008, 0.35 Uhr
nachtstudio
Rätsel Troja - Homer, die Griechen und wir

Mainz (ots)

Sonntag, 14. September 2008, 18.00 Uhr
ML Mona Lisa
mit Susanne Kronzucker
Die braune Gefahr - Widerstand gegen die Rechtsextremisten
Die Bahn kommt - Mit erhöhten Preisen und Null-Service
Der Berg ruft - Sieben Monate allein auf der Hochalm
Sonntag, 14. September 2008, 0.35 Uhr
nachtstudio
Rätsel Troja - Homer, die Griechen und wir
mit Volker Panzer
Mit:
Raoul Schrott, Dichter und Übersetzer
Hans-Joachim Gehrke, Präsident Deutsches Archäologisches Institut
Friedrich Kittler, Kulturwissenschaftler
Christoph Ulf, Althistoriker
"von mir aus kann er vor die hunde gehen! dem hat doch zeus ins 
hirn geschissen!" So hört sich Homer, der wohl berühmteste Dichter 
des Abendlandes an, wenn ihn ein heutiger Dichter übersetzt. Raoul 
Schrotts Neuübersetzung der Ilias, die gerade erschienen ist, räumt 
auf mit Hexameter und geflügelten Worten und versetzt den Dichter 
sprachlich in unsere Zeit. Darf man so mit Homers Sprache umgehen? 
Wird hier nicht allzu frei mit der Form des Epos umgegangen? Sind die
Begründungen, die er für sein Vorgehen liefert, akzeptabel? Die Wogen
der Kritik schlagen hoch.
Raoul Schrott provoziert, und das nicht nur mit seiner 
Übersetzung. Auch seine Thesen zum Leben und Werk Homers erhitzen 
schon seit Monaten die gelehrten Gemüter und Feuilletons der 
Republik. Der Journalist Johannes Salzwedel schreibt im Spiegel: 
"Seit der Mythen-Jongleur Raoul Schrott das bizzare Szenario 
auftischte, der Verfasser der 'Ilias', ...sei ein Schreiber-Eunuch in
assyrischen Diensten gewesen, der für sein episches Opus in Versen 
munter am Feierabend vorderasiatische Vorlagen ausgeschlachtet habe, 
sind Feuilleton und Fachwelt nicht mehr zur Ruhe gekommen", und er 
resümiert: "Der Elan, mit dem dieser Streit geführt wird, zeigt 
deutlich: Hier geht es um nichts Geringeres als um die geistigen 
Grundlagen Europas."
Wackelt da wirklich einer an den Grundlagen Europas, wenn er das 
alte Bild des blinden Sängers aus Kleinasien in Frage stellt? Warum 
erregt ein Autor mit seiner Dichtung rund 2600 Jahre nach ihrem 
Erscheinen soviel Aufgeregtheit? Homer ist eben mehr: Nicht nur 
Ependichter, sondern auch kultureller Kristallisationspunkt und somit
auch ein Politikum. Betrachtet man die Rezeptionsgeschichte, von den 
frühesten Übersetzungen über die archäologischen Abenteuer eines 
Heinrich Schliemann bis in unsere Tage, so erfährt man viel über die 
ideologischen Vereinnahmungen von Werk und Dichter. Der Streit um 
Troja ist wohl noch lange nicht beigelegt. Und wer wird das Rätsel 
lösen?

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