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Josef Kraus: PISA allein misst nicht die Bildung
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes im ZDF-Mittagsmagazin

Mainz (ots)

In der Diskussion um die neueste PISA-Studie hat
sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, für 
eine differenzierte Bewertung der Ergebnisse ausgesprochen. Im 
ZDF-Mittagsmagazin sagte Kraus am Dienstag, 18. November 2008: "Man 
sollte die Kirche im Dorf lassen. Wer glaubt, Bildung ist das, was 
PISA misst, der hat ein etwas reduziertes, ärmliches 
Bildungsverständnis." Denn PISA bewerte nur einen kleinen Ausschnitt 
aus dem schulischen Lerngeschehen. Es erfasse zum Beispiel weder das 
Fremdsprachliche noch die geographische Grundbildung, so Kraus.
Die Spitzenposition Sachsens in der neuesten Studie überrascht 
Kraus nicht. Sachsen sei auch in den Vorjahren unter den ersten vier 
Ländern zu finden gewesen. In Sachsen, sagte Kraus, spiele sicherlich
eine "positive Tradition, die aus einer anspruchsvollen 
naturwissenschaftlichen Bildung aus der DDR hervorgeht" eine Rolle. 
Weiterhin hätten alle neuen Bundesländer aufgrund des dramatischen 
Geburtenrückgangs den Vorzug, dass sie erheblich kleinere Lerngruppen
haben. Außerdem nannte Kraus "das leider nicht so gute Abschneiden 
von Migranten" als Einflussfaktor. In Baden-Württemberg läge deren 
Anteil bei 24 Prozent, in Sachsen nur bei drei Prozent, so der 
Präsident des Lehrerverbandes.
Den immer wieder von Bildungsstudien hergestellten Zusammenhang 
zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft des Kindes wollte 
Kraus in Bezug auf die PISA-Studie so nicht stehen lassen. Erstens 
gebe es in dem Bereich Verbesserungen, zweitens "ist das natürlich 
auch ein statistisches Artefakt. PISA misst 15-Jährige. PISA 
untersucht aber nicht, was aus den 15-Jährigen geworden ist, wenn sie
22 oder 25 Jahre alt sind, erfasst also beispielsweise nicht die 
ausgeprägte vertikale Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems", 
sagte Kraus im ZDF-Mittagsmagazin.

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
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