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Dienstag, 9. Dezember 2008, 20.15 Uhr
Am Großen Strom Heiliger Nil: zwischen Gegenwart und Ewigkeit

Mainz (ots)

Die Alten Ägypter verehrten ihn als Gott - und selbst heute ist er Lebensader für Millionen von Menschen: Der Nil gilt im Wettstreit mit dem Amazonas als größter Fluss der Erde - und wie kein anderer hat er die Neugier der Menschen geweckt.

Das ZDF-Team folgt dem Nil flussabwärts vom Viktoriasee in Uganda durch den Sudan bis nach Ägypten und begegnet dabei faszinierenden Menschen an den Ufern des großen Stromes.

Mzee Nabamba Bujjagali ist ein traditioneller Heiler - ein Medizinmann - ein Mann, der mit den Geistern spricht. Er ist der 39. Hüter der Ahnen und das Oberhaupt seines Stammes. Seinen Namen hat er von den Geistern der Bujagali-Fälle bekommen - jenen Stromschnellen unweit der Nilquelle, mit deren Geistern er spricht.

Als Heiler bezieht Mzee Nabamba seine Kraft aus dem Wasser des Nils. Es ist der Ort, an dem die Geister leben. Der Heiler gibt sich ganz diesen Kräften hin. Die Geister kommen zu ihm, wenn sie ihn brauchen. Wenn sie den alten Mann in Besitz nehmen, fängt sein ganzer Körper an zu beben, seine Stimme verändert sich. Sobald er aus diesem Zustand erwacht, kann er sich an nichts mehr erinnern. Seine Patienten vertrauen ihm - sie beteuern, dass der Heiler selbst dann erfolgreich ist, wenn westliche Medizin versagt. Und über das Wasser des Nils sei er auch schon gegangen - so munkeln sie hier.

Dr. Ludwig Siefert lebt und arbeitet seit 1972 in Uganda. Er kommt ursprünglich aus dem Odenwald in Hessen. Er ist Tropen-Tierarzt - spezialisiert auf Raubkatzen. Der 61-jährige Siefert ist vor allem im Südwesten Ugandas unterwegs - zwischen den Seen Lake Edward und Lake George am Kazinga Channel. Hier liegt der Queen Elizabeth Nationalpark, und hier kümmert sich der deutsche Tierarzt um Löwen, Leoparden und Hyänen. Wenn es sein muss, behandelt er aber auch Elefanten oder Nilpferde. 250 Löwen hatten sie, als Siefert vor über 30 Jahren kam - heute sind nur noch 61 übrig. Rinderzüchter vergiften die Raubkatzen, um ihre Tiere zu schützen. Siefert kämpft für das Überleben der Löwen. Halsbänder mit Peilsendern helfen, die Tiere zu überwachen. Doch dafür müssen die Löwen erst einmal gefunden, betäubt und dann mit Sendern versehen werden. Eine aufwändige Arbeit...

Im Lake Victoria gibt es mehr als 3000 Inseln. Die meisten sind bewohnt. Daher ist auf dem See ein reger Verkehr. Vielfach sind die Händler und Fischer auf kleinen Holzbooten unterwegs. Und nicht selten geht ihnen auf der Fahrt das Benzin aus, oder Unwetter mit riesigen Wellen machen den gerade noch glatten See plötzlich lebensgefährlich. Vor allem die oftmals überladenen Transport-Boote können dann kentern. Aber kaum jemand hier kann schwimmen. Rund 5000 Menschen ertrinken jedes Jahr - so heißt es. Offizielle Statistiken gibt es jedoch nicht.

Rachel ist eine junge Uganderin - 24 Jahre alt - die seit einem Jahr mit der Seerettung arbeitet. Zusammen mit ihrem Kollegen und Steuermann Dominik fährt sie mit ihrem leuchtend roten Holzkahn von Insel zu Insel - von Landestelle zu Landestelle. Es geht ihnen vor allem um Prävention. Den Fischern und ihren Familien wird die Bedeutung von Rettungswesten erklärt. Die grellen Schwimmwesten entstehen in lokaler Produktion und sind speziell für den Lake Victoria entwickelt worden. Denn hier kann es im Notfall sehr lange dauern bis Rettung kommt.

Mit Rachel und Dominik besucht das ZDF-Team eine kleine Insel mit rund 500 Einwohnern. "Paradise" heißt das kleine Fischer-Dorf auf der Insel. Rachel und Dominik zeigen den Leuten die Westen - und dann darf sie jeder ausprobieren: mit dem Boot rausfahren - und ins Wasser springen. Die Fischer sind begeistert.

Im Sudan fließen blauer und weißer Nil bei Khartoum zusammen. Der südliche Sudan ist eine Gegend, wo viele Kamele gezüchtet werden - und sie marschieren in langen Trecks nach Norden. Bis zu den Kamelmärkten Ägyptens. Das ZDF-Team begleitet auf einem Teil der Strecke fünf Kameltreiber mit ihren 60 Kamelen - quer durch die Wüste ins Land der Pharaonen. Ein Weg, der bis zu 50 Tage dauern kann. Und nicht jedes Kamel überlebt den Gewaltmarsch.

Ägypten war eines der ersten Tourismusziele überhaupt, bereits im 19. Jahrhundert entstanden Luxushotels wie das "Mena House" an den Pyramiden von Gizeh, das "Winter Palace" in Luxor und das "Cataract Hotel" in Assuan. Nilkreuzfahrten waren die ersten Touren, bei denen die Schiffe nicht in erster Linie Verkehrsmittel waren, sondern selbst ein Erlebnis. Thomas Cook erfand die Nilkreuzfahrt 1869.

Rund 300 Schiffe kreuzen heute zwischen Assuan und Luxor. Kapitän Abdel Rahman Abdel Samii fährt hier seit über 40 Jahren auf wechselnden Schiffen. Nun steuert er die Motoryacht "Alyssa". Lesen und schreiben hat er nie gelernt. Doch als Kapitän muss er das nicht. Er liest im Nil, so sagt er.

Der Nil als Lebensader Ägyptens - eine riesige, nie versiegende Oase. Das ZDF-Team zeigt das Leben der Menschen am Ufer des Stromes: eine Hochzeit in einem nubischen Dorf, Händler auf Basaren und Kamelmärkten - und deutsche Ägyptologinnen bei der Arbeit in "ihrem Grab".

Der Film ist eine Reise vom Herzen Afrikas bis zum Mittelmeer. Das Leben der Menschen am Nil ist geprägt von dem großen Strom. Es ist eine Gegenwart, die den über Generationen gelernten Gesetzen des heiligen Nils folgt.

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