"Kriegsbilder nicht vermarkten, sondern ihre Anlässe verhindern helfen!"
ZDF-Intendant Prof. Dieter Stolte zur Eröffnung der 33. "Mainzer Tage der Fernseh-Kritik" im ZDF-Sendezentrum Mainz
Mainz (ots)
"Bilder von Kriegen sind nicht gewinnbringend zu vermarkten, sondern ihre Anlässe sind durch einen kritisch-kontrollierenden Journalismus möglichst zu verhindern." Mit diesem Appell eröffnete ZDF-Intendant Dieter Stolte die 33. "Mainzer Tage der Fernseh-Kritik" im ZDF-Sendezentrum Mainz. Die Traditionsveranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Titel "Krieg mit Bildern - Wie Fernsehen Wirklichkeit konstruiert" und betrifft sowohl das Problem des wirklichen Krieges als auch den heutigen Medienkrieg um Bilder im Fernsehen.
Das journalistische Schlüsselthema eines seriösen Umgangs mit der Wirklichkeit entscheide - so der Intendant - über Stil und Profil eines Informationssenders. Dessen Qualität sei nicht alleine danach zu bemessen, welche Bilder er zeigt, sondern auch danach, welche Bilder er unter den Kriterien der Würde und Wahrhaftigkeit nicht zeigt bzw. wie er die Bilder durch das journalistische Wort kommentierend geraderückt. In diesem Sinne solle Fernsehen - so Stolte weiter - in Kriegs- und Krisensituationen weder einer militärpolitischen Propaganda noch einem abenteuersüchtigen Voyeurismus noch einer marktabhängigen Profitsucht dienen. Es solle vielmehr dem Informationsbedarf der Gesellschaft dienstbar sein und sich darüber hinaus bewusst bleiben, dass es zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Frieden an Krisenherden der Erde auch selbst etwas beitragen kann.
Da Fernsehen im übrigen nie ein neutrales Medium sein kann, sondern stets zugleich Faktor ist, also durch seine bloße Präsenz bereits die Wirklichkeit mitverändert, müsse diese Grundsituation - so Stoltes Fazit - seitens der Medien auf Diskussionsforen wie den "Mainzer Tagen" immer wieder selbst reflektiert und diskutiert werden.
Gestützt auf die Erfahrungen des Kosovo-Krieges, beschäftigt sich die zweitägige Veranstaltung des ZDF mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Fernsehens im Falle militärischer Auseinandersetzungen, behandelt also die Themenkomplexe der Beschaffung, Aussagekraft und Wirkung von Fernsehbildern, und das heißt auch: ihre Interpretierbarkeit und Manipulierbarkeit. Das Diskussionsspektrum reicht somit von der journalistischen über die gesellschaftspolitische und psycholgische Bedeutung von Kriegsbildern bis hin zu ihrer militärstrategischen Instrumentalisierung.
Zu den Referenten und Diskutanten der Tagung gehören daher nicht nur journalistische Akteure der Fernsehberichterstattung, sondern auch Protagonisten der militärpolitischen Praxis, so Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping oder Bundeswehrgeneral Walter Jertz. Das übergreifende Einführungsreferat hat der tschechische Schriftsteller Pavel Kohout unter dem programmatischen Titel "Die Deutungsmacht der Bilder" übernommen.
Die "Mainzer Tage der Fernseh-Kritik" werden auch in diesem Jahr wieder ausschnittsweise von Phoenix übertragen und können außerdem live im Internet unter der Adresse http://www.zdf.de mitverfolgt werden. Dort hat das ZDF gleichzeitig zur aktiven Begleitung seiner Tagung ein Online-Diskussionsforum eingerichtet.
Fotos von Prof. Dieter Stolte, Pavel Kohout und Hans Koschnick sind am 15. Mai, ab 14.00 Uhr, weitere Fotos von der Veranstaltung am 16. Mai, ebenfalls ab 14.00 Uhr, erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon 06131 - 706100, und über http://bereitstellung.zdf.de/versand/mainzertage
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