ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 6. Juli 2000, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Verseucht - Sibiriens Wälder und das Erdöl
Mainz (ots)
Schwarze Flüsse, vergiftete Seen: Westsibirien ertrinkt im Öl. Gleich hinter dem Ural liegt Samotlor: ein Erdölfeld, so groß wie Frankreich. Seit Jahrzehnten fördern Arbeiter hier Rohöl für den Weltmarkt.
"Sehen Sie sich das mal an!" schimpft Sicherheitsingenieur Vitalij und zeigt auf eine gefährlich defekte Pumpe. "Hier kann jeden Moment eine Ölfontäne rausspritzen, die Ventile sind total aufgeweicht. Das ist lebensgefährlich!" Erst vor einer Woche ist bei einer anderen Pumpe Gas ausgetreten. Sie explodierte und riss zwei Arbeiter in den Tod. Hunderte von Pipelines durchziehen das westsibirische Tiefland. Ein fossiles Adersystem aus der Sowjetzeit. Rostige, geflickte Rohre, aus denen pausenlos Öl strömt. Schmierige Schichten bedecken Wiesen und Seen, ersticken die Vegetation und vergiften das Grundwasser. Die Arbeiter auf dem Ölfeld wollen nicht wahrhaben, was sie sehen. "Das Erdöl ist unser Schicksal. Wo sollten wir denn hin, wenn hier zugemacht würde?", entrüstet sich der Schweißer Michail Klokow. Er hat das Gerede über Umweltschutz längst satt. Der Brunnen in seinem Garten spuckt nur noch schwarze Brühe. Doch seine Arbeit ist ihm wichtiger als die eigene Gesundheit.
Die Umweltschützer vor Ort werden von der Ölfirma selbst unterstützt. Nikolaj Krupin, Vorsitzender des Komitees für Umweltschutz in Nizhnewartowsk, zuckt mit dem Schultern: "Was sollten wir Ökologen auch machen? Tun können nur die etwas, denen die Ölleitungen und Bohrlöcher gehören."
Anne Gellinek berichtet vom langsamen Sterben der grünen Lunge Russlands. Sie zeigt, wie die gravierenden Sicherheitsmängel bei der Ölförderung eines der empfindlichsten Ökosysteme nördlich des Äquators zerstören und das Leben der Menschen vor Ort gefährden.
Weitere Themen: Ausgetrickst - Deutschland, Südafrika und die WM 2006 Abgezockt - Die Ölmultis und ihre Preisabsprachen
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