Pressemitteilung
"Wenn die Natur zuschlägt" - Start des außenpolitischen ZDF-Schwerpunkts zum Katastrophenschutz
Mainz (ots)
Den Schutz vor Katastrophen stellt das ZDF in den Mittelpunkt seines außenpolitischen Schwerpunkts im Sommer 2000. Die vierteilige Reihe "Wenn die Natur zuschlägt" - ab Donnerstag, 3. August 2000, 22.15 Uhr - will zeigen, dass wir der Gewalt der Natur nicht vollständig ausgeliefert sind. Im ersten Beitrag "Das große Zittern. Wie die Japaner sich auf das Erdbeben vorbereiten" berichtet Thomas Euting, ZDF-Studioleiter in Tokio, über Erdbebenschutz in Japan.
Thomas Euting: "Als frischgebackener Ostasien-Korrespondent war ich gerade zehn Tage in Japan, als Kobe in Schutt und Asche versank. Erdbeben?! ... kannte ich nur aus Nachrichten und Zeitung. Und plötzlich stand ich selbst zwischen den Trümmern und spürte die Verzweiflung von Menschen, die von einer Sekunde zur anderen alles verloren hatten. Ich erlebte die arrogante Hilflosigkeit der japanischen Politiker-Bürokratie, denen engstirnige Rituale wichtiger waren als schnelles Handeln. Und ich lernte die unglaubliche Leidensfähigkeit der Japaner kennen, ihre unendliche Energie für Wiederaufbau und Neubeginn - und ihren Fatalismus, den sie mit 'shoganai' umschreiben: Da kann man nichts machen, irgendwie wird es schon weitergehen. Alles dies wollte ich irgendwann einmal in einem Film erzählen. Nun ist er fertig.
Warum gibt es überhaupt so viele Beben in Japan? Wie leben die Menschen mit dieser Gefahr? Können sie sich überhaupt schützen? Gibt es erdbebensichere Häuser? Lassen sich Erdbeben vorhersagen? (Professor Ikeya sagt ja: Mit Hilfe von Regenwürmern ...!) Wann wird es kommen, das Monster-Beben, das Tokio in einem Flammenmeer versinken lässt - so wie das berüchtigte Kantobeben von 1923 ...?
Unsere japanische Producerin Mariko Atsumi, unser amerikanischer Kameramann und Cutter Toby Marshall und ich suchen monatelang nach Antworten. Und wir finden das, was man in Japan 'ware ware nihon-jin' nennt: die Seele der Japaner. Sie wird im Film verkörpert durch den 83-jährigen Tischlermeister Kobayashi. Ein Mann, den man zum Großvater haben möchte: fröhlich, laut und trinkfest. Als 'Erdbeben-Beauftragter' ein unermüdlicher Kämpfer für die Sicherheit in Kyojima. Das ist der Stadtteil Tokios, der in den Katastrophenplänen als der 'erdbebengefährdetste Ort' bezeichnet wird: enge Gassen, in alten Zeiten noch in Rikscha-Breite angelegt, und uralte Holzhäuschen, die ein starkes Beben mit tödlicher Sicherheit blitzschnell in ein Flammenmeer verwandeln würde.
Im ZDF-Studio in Tokio, während wir noch an der Endfertigung unseres Films arbeiten, wackelt die Erde schon wieder. Der papierne Bambusschirm über Tobys Schnittplatz schwingt hin und her, ein paar Kassetten fallen aus dem Regal. Alltag in Japan. Hier wackelt die Erde spürbar 1000 Mal im Jahr.
Später geht es zu Hause ans Koffer packen. Meine Korrespondentenzeit geht nach bald sechs Jahren zu Ende. Und wie zum Abschied ächzt noch mal das Holzgerüst unseres Hauses, und der Fernseher springt automatisch an: Erdbeben südlich von Tokio, Stärke 4,9, keine Flutwellengefahr. Da hockt unser Sohn Sven, 12, schon längst unter dem Schreibtisch, breit grinsend unter seinem Erdbebenhelm. Diesen Selbstschutz hat er in der Schule von seinen japanischen Freunden gelernt - und aus den Nachrichtenbildern seines Vaters, als der in den Trümmern von Kobe stand. Mit Mikrofon ... und Helm."
Für Ihre Fragen und für Interviews ist Thomas Euting zu erreichen unter 0172/6100689.
Die Reihe "Wenn die Natur zuschlägt" wird am Donnerstag, 10. August 2000, 22.15 Uhr, fortgesetzt mit "Im Auge des Hurrikans. Wie die Amerikaner mit den Stürmen leben" von Eberhard Piltz.
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon 06131 - 706100, und über http://bereitstellung.zdf.de/versand/wenndienatur
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