ZDF-Pressemitteilung
"Kennzeichen D" berichtet am 8. November 2000, 22.45 Uhr im ZDF: Einsturzgefahr im Atommüllendlager Morsleben
Mainz (ots)
Nach Informationen des ZDF Magazins "Kennzeichen D" gibt es massive Sicherheitsprobleme im Endlager für schwach und mittelradioaktive Stoffe in Morsleben. In zwei Einlagerungskammern im Südfeld können sich bis zu 1000 Tonnen schwere Salzbrocken aus der Decke lösen (sogenannte "Löser") und auf den dort gelagerten mittelradioaktiven Atommüll stürzen. Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, bestätigte gegenüber "Kennzeichen D": "Wir müssen nach den neuesten Erkenntnissen davon ausgehen, dass jeden Tag dieser Schadensfall eintreten kann".
Fallen die massiven Salzbrocken auf den Atommüll, dann könnten, so die Experten des Bundesamtes für Strahlenschutz, durch den massiven Druck radioaktive Stäube in weitere Teile der Grube und möglicherweise über die Bewetterung auch nach außen gelangen.
Zur Begrenzung der Auswirkungen eines möglichen Schadenfalls hat König Sofortmaßnahmen angeordnet. So seien Teile des Südfelds gesperrt worden. Die Bergarbeiter und die Bevölkerung seien jeweils durch besondere Sicherheitssysteme geschützt.
Der Atomexperte des Darmstädter Öko-Instituts, Michael Sailer, sieht jedoch keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Austreten radioaktiver Stoffe aus der Grube. "Es gibt Unwägbarkeiten", so Seiler gegenüber "Kennzeichen D". "Man weiß eben nicht sicher, wie stark der Salzstock insgesamt schon aufgelockert ist und weiter reagieren wird."
Einig sind sich Sailer und König darin, dass die betroffenen Einlagerungskammern schnellstmöglich verfüllt und das gesamte Endlager im Laufe der nächsten Jahre sicher verschlossen werden muss. "Ob das gelingt", so Sailer, "weiß niemand". Für ihn bleibt das Problem, dass das Bergwerk für ein Endlager schlichtweg ungeeignet sei. "Es hätte nie in Betrieb gehen dürfen. Statt bis 1998 ohne Sicherungsmaßnahmen weitere 25 000 Kubikmeter Atommüll einzulagern, hätte das Bergwerk 1990 sofort geschlossen und gesichert werden müssen."
Bedenken und auch Belege gegen den zu DDR-Zeiten genehmigten Salzstock als geeignetes Endlager gab es seit der Wende immer wieder. So stellte schon Mitte der neunziger Jahre die im Auftrag der damals zuständigen Bundesumweltministerin Angela Merkel tätige Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Bezug auf den Salzstock fest, dass "eine Beeinträchtigung der Barrierewirkung bereits eingetreten ist." Weder die Bundesanstalt noch Frau Merkel sprachen sich damals für einen Stop der Einlagerung aus.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an "Kennzeichen D", Telefonnummern: (030) 2099-1302 / -1303 und Telefaxnummern: (030) 2099-1305 und -1306.
Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell