"Zeitarbeit - Jobmotor oder Ausbeutung?"
Reporter für "ZDFzoom" verdeckt als Arbeitnehmer zweiter Klasse unterwegs
Mainz (ots)
Etwa 900 000 Menschen sind aktuell bei zirka 16 000 Zeitarbeitsfirmen beschäftigt, ein großer Teil als ungelernte oder gering qualifizierte Arbeiter. Die Lohnuntergrenze liegt bei knapp 8 Euro. "ZDFzoom"-Reporter Christian Bock ließ sich für seinen Film "Zeitarbeit - Jobmotor oder Ausbeutung?" verdeckt als Zeitarbeiter anstellen. Das ZDF zeigt die Reportage am Mittwoch, 18. Januar 2012, um 23.15 Uhr.
Gleich bei seinem ersten Job bekommt er keinen schriftlichen Vertrag bei Arbeitsbeginn, erlebt unzulässige Arbeit auf Baustellen, registriert fehlende Sicherheitsausstattung. Als er sich krankmelden will, kündigt die Zeitarbeitsfirma sofort und weigert sich, für die bereits geleistete Arbeit zu zahlen. "Das überrascht mich nicht im Geringsten", sagt Zeitarbeiter Tom K., ein 24-jähriger Tischler: "Als Zeitarbeiter bist du sowieso das Letzte, die Kollegen interessieren sich nicht einmal für deinen Namen."
Leiharbeiter sind, obwohl theoretisch normale Angestellte, bei manchen Firmen praktisch rechtlos: Wer über seine Arbeit meckert, wird kurzfristig vom Auftragnehmer "abgemeldet", was oft zur sofortigen Kündigung durch die Zeitarbeitsfirma führt. Extrem kurzfristige Einsätze gehören zum Alltag vieler Leiharbeiter genauso wie Doppelschichten und Zwangsurlaub.
"Noch ein Trick ist, Zeitarbeitern 400-Euro-Jobs zu geben und sie dann Vollzeit arbeiten zu lassen", sagt ein Insider. Er muss es wissen, denn ihm gehört eine Zeitarbeitsfirma mit 1500 Beschäftigten. Für sich schließt er diese Methoden allerdings aus. "Die Branche muss seriös werden und vor allem die Angestellten besser behandeln", meint der Geschäftsmann, der gleichen Lohn für gleiche Arbeit zahlt. Die "ZDFzoom"-Reportage zeigt illegale Praktiken der Zeitarbeits-Branche, spricht mit Insidern und deckt auf, in welchem Ausmaß große Industrieunternehmen in Deutschland das Instrument der Zeitarbeit einsetzen.
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