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Donnerstag, 31. Mai 2012, 22.15 Uhr
maybrit illner

Mainz (ots)

Verteilungskampf am Krankenbett - Kassen reich, Patienten arm dran?

Die Gäste:
Daniel Bahr (FDP), Bundesgesundheitsminister
Thomas Isenberg (SPD), gesundheitspolitischer Sprecher der SPD im 
Berliner Abgeordnetenhaus
Dr. med. Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer, Präsident 
der Bayerischen Landesärztekammer, Facharzt für Allgemeinmedizin
Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der gesetzlichen 
Krankenversicherung KKH-Allianz
Dr. med. Gunter Frank, Arzt und Autor - u.a. "Schlechte Medizin. Ein 
Wutbuch", Leiter des Heidelberger Präventions- und Gesundheitsnetzes
Dr. Anke Martiny, Gesundheitsexpertin und Vorstandsmitglied der 
Antikorruptions-Organisation "Transparency International Deutschland"

Da liegen ein paar Milliarden Euro auf der hohen Kante - kaum 
vorstellbar in diesen Krisenzeiten und dennoch wahr: Die gesetzlichen
Krankenkassen verfügen derzeit über ein Finanzpolster von insgesamt 
19,5 Milliarden Euro. Zehn Milliarden haben die Kassen selbst 
angespart, und 9,5 Milliarden liegen als Überschuss im 
Gesundheitsfonds. Ist jetzt alles in Butter? Wird das viel 
gescholtene Gesundheitssystem nun vom Kopf auf die Füße gestellt? 
Profitiert der Patient? Wird seine Versorgung endlich besser? Wohl 
kaum. Zunächst einmal, so scheint es, weckt ein solcher Schatz vor 
allem Begehrlichkeiten. Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister von 
der FDP, die dringend wieder mehr Wähler braucht, plädiert dafür, die
Überschüsse zurückzuzahlen - an die gesetzlich Krankenversicherten. 
Doch die meisten Kassen wollen davon nichts wissen. Sie wollen die 
Milliarden frei nach dem Motto "Spare in der Zeit, dann hast du in 
der Not" für schlechtere Zeiten horten. Morgenluft wittern auch die 
Mediziner. So beharren Deutschlands Kassenärzte, trotz des 
Widerstands von Gesundheitspolitikern, auf einer Honorarerhöhung von 
zirka zehn Prozent für das nächste Jahr. Das wären ungefähr drei 
Milliarden Euro. Und die Kassenärzte sind nicht die einzigen 
Mediziner, die ein Auge auf die hohen Überschüsse geworfen haben. 
Auch der Marburger Bund, die "Gewerkschaft" der Krankenhausärzte, 
verlangt, die von ihr ausgehandelte Gehaltssteigerung durch höhere 
Zuschüsse an die Krankenhäuser auszugleichen. Alle rangeln ums Geld. 
Von einer Verbesserung der Versorgung ist wenig zu hören. 

Oder bringt mehr Geld im System auf jeden Fall Vorteile für die 
Patienten? Die bisherigen Erfahrungen sprechen eher für das 
Gegenteil. Schlagzeilen macht in diesen Wochen zum Beispiel die so 
genannte Fangprämie. Ärzte und Krankenhäuser sollen in vielen Fällen 
illegale Honorare für die Überweisung von Patienten kassiert haben. 
Dies sei im deutschen Gesundheitswesen keine Ausnahme, sondern 
gängige Praxis, heißt es in einer Studie, die im Auftrag des 
Kassen-Spitzenverbandes erstellt wurde. Ärzteschaft und Kliniken 
weisen die Vorwürfe als haltlos zurück. Doch viele Patienten fragen 
sich: Bekommen wir im deutschen Gesundheitssystem das, was für uns 
gut ist, oder werden eher Ärzte, Kliniken und Kassen mit dem 
versorgt, was gut für sie ist? Werden wir nicht gut beraten, sondern 
häufig schlicht verkauft?

Hoffnung im zerrütteten Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und 
Patient könnte das geplante Patientenrechtegesetz machen, das Anfang 
kommenden Jahres in Kraft treten soll. Doch werden Patienten damit 
wirklich vom "Bittsteller" zum "Partner", wie es die Bundesregierung 
verspricht? Welche Rechte haben Patienten überhaupt? Und welche 
Chancen, gegen Ärzte und Kassen zu bestehen?

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: +49-6131-70-12121
Telefon: +49-6131-70-12120

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