ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Magazin "WISO": Gewinnverteilung von Lebensversicherungen trotz Geheimhaltung offen gelegt
Verbraucherschützer fordern offene Kalkulation für die Kunden
Mainz (ots)
Das System der Gewinnverteilung von Kapitallebensversicherungen lässt sich für den einzelnen Kunden nachvollziehen, auch wenn die Versicherer diese Kalkulationen geheim halten. Das berichtet das ZDF-Wirtschaftsmagazin "WISO". Geschildert wird ein Fall aus Köln, in dem ein Kunde einen Versicherungsmathematiker beauftragt hat, Angaben der Schweizerischen Rentenanstalt zu seinen Versicherungen zu überprüfen. "Der Fall zeigt ganz klar, dass es einem Externen selbst bei einer komplizierten Zahlenreihe möglich ist, die Tarifkalkulation offen zu legen", erklärt der Versicherungsexperte vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, Wolfgang Scholl, in "WISO", "hier sollen die Versicherungsnehmer dumm gehalten werden und nicht die Konkurrenz".
Bislang behandeln die Versicherungsunternehmen die Kalkulation der Ablaufwerte von kapitalbildenden Versicherungen als Geschäftsgeheimnis. Dies muss sich im Zuge der geplanten Reform des Versicherungsvertragsgesetzes ändern, fordern die Verbraucherschützer. "Für uns ist es ein Gebot der Fairness, dass der Versicherer seine Kalkulationsgrundlagen seinen Kunden offen legt", so Scholl in "WISO", "und wenn die Versicherungsunternehmen dies nicht freiwillig tun, dann muss es gesetzlich eingeführt werden".
Anlass für den Versicherungskunden in Köln einen Mathematiker einzuschalten, waren erhebliche Abweichungen in unterschiedlichen Mitteilungen der Schweizerischen Rentenanstalt zu den Ablaufwerten seiner Versicherungen. Der Mathematiker stellte fest, dass die Berechnungen um mehr als 85 000 Euro auseinander liegen. Das sind in diesem Fall mehr als 8,6 Prozent der Gesamtsumme. Von zwölf Berechnungen stellten sich nur zwei als vollständig und richtig gerechnet heraus. Deswegen berechnete der Mathematiker die Ablaufwerte selbst. Dafür nahm er lediglich die Geschäftsberichte, die gültige Sterbetafel, einige Daten aus dem Versicherungsvertrag und einige gebräuchliche Formeln der Versicherungsmathematik zu Hilfe.
Die Schweizerische Rentenanstalt will sich nicht in "WISO" äußern. Per Fax erklärt sie die Abweichungen mit unterschiedlichen Sachbearbeitern, die mit unterschiedlichen Abschlägen gerechnet hätten. Dies sei aber kein Problem, denn "alle Berechnungen lagen in einem Zinskorridor von einem Prozent", so die schriftliche Antwort an "WISO". Verbraucherschützer Scholl weist in "WISO" darauf hin, dass eine Abweichung des Zinssatzes von einem Prozent zu einer Abweichung der Ablaufleistung von 20 Prozent führen kann.
Mehr zu diesem Thema in der "WISO"-Sendung am Montag, 25. März 2002, 19.25 Uhr im ZDF. Es moderiert Michael Jungblut.
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