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ZDF-Pressemitteilung
Wo ist Heimat, wo ist Glück? ZDF-37 Grad über Wolga-Deutsche und die schwierige Entscheidung zwischen Weggehen und Bleiben

Mainz (ots)

Sie haben eine leidvolle Geschichte hinter sich: die
Wolga-Deutschen. Verfolgung und Verschleppung nach Sibirien und
schließlich wieder die Rückkehr an die Wolga. Nun stehen sie erneut
vor einer schwierigen Entscheidung: Weggehen nach Deutschland, wo
Freiheit und Neubeginn winken, oder bleiben, wo sie trotz allem eine
Heimat gefunden haben?
Die 37 Grad-Dokumentation "Lied der Sehnsucht" am Dienstag, 18.
Juni 2002, 22.55 Uhr zeichnet ein Bild der Wolga-Deutschen, ihrer
schönen Heimat, ihrer tragischen Geschichte und ihres
allgegenwärtigen Zwiespalts. Der Film von Rob Hof erzählt die
Geschichte von vier Menschen.
Saratow an der Wolga. Täglich kommen 20 bis 30 Wolga-Deutsche zum
Sprachtest ins deutsche Generalkonsulat. Busse rollen gen Westen,
voll besetzt mit Menschen, die es in Russland nicht mehr aushalten.
Täglich werden neue Ausreiseanträge gestellt. Schätzungen zufolge
sind nur noch zehn Prozent der Bevölkerung im Gebiet um Saratow
deutscher Abstammung, und es werden täglich weniger.
Hermann Schönemann hat sich fürs Bleiben entschieden. Er hat keine
Familie in Deutschland, und einen alten Baum solle man nicht
verpflanzen. Sein Haus, in dem er seit Jahren allein lebt, ist ein
kleines Museum: Nach mehr als 50 Jahren Sammelleidenschaft stapelt
Hermann hier Hunderte von Filmen über "seine" Wolga, Schallplatten
mit deutschen Liedern, Dosen voller Fotos und Briefen.
"Gehen und leben oder bleiben und sterben": Am krassesten
formulieren die Schwestern Irma und Berta Hamm ihre Situation. Die
bittere Geschichte der Wolga-Deutschen haben sie am eigenen Leib
erfahren. In ihrer Jugend erlebten sie Hunger, mussten mit ansehen,
wie ihre Angehörigen erschossen wurden und wurden schließlich nach
Sibirien deportiert, wo sie bei klirrender Kälte und extremer Hitze
Schwerstarbeit leisten mussten. Doch in Liedern und Gedichten war die
Wolga immer gegenwärtig. Nach dem Tod ihrer Männer lebten die
Schwestern jahrelang zusammen, nun werden sie wahrscheinlich für
immer getrennt: Irma ist im November 2001 nach Deutschland
übergesiedelt, sie will die letzten Jahre bei ihrer Tochter in Bayern
verbringen. Berta dagegen hat sich entschieden, in Russland zu
bleiben.
Mila Guertzen, 25, sprach vor zehn Jahren fast kein Deutsch.
Inzwischen hat sie ihr Germanistikstudium an der Universität von
Saratow absolviert. Milas Mutter wurde die Nase gebrochen, weil sie
deutscher Abstammung ist. In Deutschland wird man Mila als Russin
betrachten - soll sie trotzdem emigrieren? Mehr und mehr Freunde
gingen fort. Ihre Eltern und der Großvater aber wollen bleiben. Ihre
Heimat ist die Wolga.

Rückfragen bitte an:

ZDF Pressestelle
06131 / 70-2120 und -2121

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