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Donnerstag, 11. Juni 2002, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg

Mainz (ots)

Affentheater in Japan - Makaken-Mafia überfällt Touristen
   Ein Paradies! So wird die japanische Stadt Nikko von ihren
Besuchern beschrieben. Mit romantischen Seenlandschaften, bewaldeten
Hügeln und beschaulicher Abgeschiedenheit lockt das Naturschutzgebiet
jährlich acht Millionen Touristen. Doch die Idylle trügt: Nikko ist
Japans heimliche Hauptstadt des Verbrechens. Straßenraub,
Taschendiebstahl, Hausfriedensbruch, Raubüberfälle, Plünderungen und
Pöbeleien gehören hier zur Tagesordnung. Zwei Banden terrorisieren
die Stadt. Die Regierung steht der Kriminalität in Nikko machtlos
gegenüber. Bei den Schurken handelt es sich nämlich nicht um
gewöhnliche Kriminelle oder gar um Mitglieder der berüchtigten
japanische Mafia Yakuza. Es sind Makaken - die affenartigsten
Banditen der Welt.
"Daran sind nur die Touristen schuld", erklärt Affenforscher
Masaaki Koganezawa. "Die Affen haben sich daran gewöhnt, dass ihnen
die Touristen leckeres Futter geben, und wenn es nun nicht reicht,
dann holen sie es sich einfach." Doch beim Mundraub bleibt es in
Nikko schon lange nicht mehr. Die Affen stürmen Autos, reißen
Touristen die Taschen aus den Händen, überfallen Spaziergänger und
plündern sogar ganze Supermärkte. Inzwischen geht ihre kriminelle
Energie sogar so weit, dass sie, der jeweiligen Situation angepasst,
als flinke Einzelkämpfer oder als angriffslustige Bande auftreten.
Seit es bei den Primatenplünderungen immer häufiger zu Attacken auf
Menschen und Verletzungen kommt, hat der Magistrat der Stadt das
Füttern der Tiere verboten. Doch da keine Strafen vorgesehen sind,
hält sich fast kein Tourist an die Affenverordnung.
Kaum zu glauben, dass der Affenbestand von Nikko noch vor wenigen
Jahrzehnten als gefährdet galt. Die Makaken wurden gejagt und
gegessen und waren, wen wundert es, dementsprechend scheu und
ängstlich. Die steigenden Touristenzahlen bedeuteten daher anfangs
einen wahren Segen für die Affen. Sie wurden unter Schutz gestellt
und galten als Attraktion, die weitere Besucher anlockte. Doch die
Urlauber füllten nicht nur die Kassen, sondern auch die Mägen der
Makaken. Problematisch wurde es, als die Affen sich außergewöhnlich
schnell vermehrten und ihre natürliche Scheu verloren. Inzwischen
kann man von einer wahren Plage sprechen. Der Schaden durch Affen
wird im Jahr auf bis zu sieben Millionen Dollar geschätzt. "Wenn die
Menschen die Affen nicht an der Reproduktion hindern, gibt es 2200 in
Japan mehr Affen als Menschen", so Kunio Watanabe, Professor für
Primaten-Soziologie an der Universität von Kyoto. Sollte diese
Prophezeiung eintreffen, wird der Vorhang für das Affentheater in
Nikko so schnell wohl nicht fallen.
ZDF-Korrespondent Gert Anhalt gab den Affen Zucker und zog mit der
Makaken-Mafia auf Raubzug.
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Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "auslandsjournal", Winfried
Schnurbus, Tel.: 06131-702984 oder Katja Schupp, Tel: 06131-702838.

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