ZDF-Pressemitteilung
Der Große Sprung am Großen Drachen
ZDF-Korrespondent Thomas Euting über den Wandel an Chinas Lebensader
Mainz (ots)
Der Jangtsekiang, der Große Drachen, ist der längste Fluss Chinas. Der "Mutterfluss" der Chinesen ist ein Jahrtausende alter Handelsweg, der die acht wichtigsten Provinzen im Herzen Chinas miteinander verbindet und der bedeutendste Schauplatz von Mythen und Sagen, Kultur und Geschichte. An den Ufern des Jangtse wird der soziale und wirtschaftspolitische Wandel, der sich zur Zeit im Reich der Mitte vollzieht, am deutlichsten offenbar.
Für "Der Große Sprung am Großen Drachen", den zweiten Film der ZDF-Reihe "Chinas Ströme - Chinas Zukunft" am Donnerstag, 25. Juli 2002, 22.15 Uhr, war ZDF-Korrespondent Thomas Euting sechs Wochen lang am Jangste unterwegs. Er begann seine Reise im Delta des Flusses in Schanghai, der drittgrößten Stadt Chinas und mit 13 Millionen Einwohnern einer der am schnellsten wachsenden Metropolen Asiens. Hier traf er Bao Wen, 34-jährige Finanzberaterin, als sie im 82. Stockwerk des höchstens Hotels der Welt mit ihren Freunden die Unterzeichnung eines 250-Millionen-Vertrags feierte. Sie verkörpert das neue China, das längst die Marktwirtschaft entdeckt hat, das China der Macher und Millionäre, die dabei sein wollen, wenn der wirtschaftliche Aufschwung im riesigen Hinterland fortgesetzt wird.
Zu diesem Aufschwung beitragen soll auch der Bau des größten Staudamms der Welt. Er entsteht mitten in einem der schönsten Naturwunder Chinas, im Bereich der Drei Schluchten. Das 50-Milliarden-Euro-Projekt soll die Hochwasserfluten des Jangtse zähmen und Chinas boomende Wirtschaft mit Elektrizität versorgen. Wenn man im nächsten Jahr damit beginnt, den Jangtse in den Drei Schluchten aufzustauen, wird dort ein Stausee entstehen, der dreimal so groß ist wie der Bodensee. Der Wasserspiegel wird um 200 Meter steigen. Deshalb müssen zwei Millionen Menschen vor den steigenden Fluten in Sicherheit gebracht und zwangsumgesiedelt werden. Der Staat hat versprochen, Entschädigungszahlungen zu leisten, doch so mancher geht leer aus, da die Gelder in einem Sumpf aus Korruption verschwinden.
Die Stadt Chongqing am Mittellauf des Jangtse, rund 2000 Kilometer von Schanghai entfernt, wird über den Damm und den Stausee bald vom Pazifik aus für riesige Containerschiffe erreichbar sein. Das wird Chongqing zu Chinas größtem Binnenhafen und zum bedeutendsten Handelsplatz für die Entwicklung der strukturschwachen West-Provinzen Sichuan und Yunnan machen. Die schnell wachsene 30-Millionen-Stadt gilt als Goldgrube für Investoren. "In Chongqing kann man derzeit so viel Geld verdienen wie an keinem anderen Ort der Welt", meint der deutsche Unternehmer Norbert Stratkemper, der ein Stuttgarter Spezialunternehmen für Lacke und Farben vertritt. Der Boom, den die Chinesen den "Großen Sprung am Großen Drachen" nennen, macht Chongqing auch zum Anziehungspunkt für ein Millionenheer von Wanderarbeitern, die ihre Heimat im armen Hinterland verlassen und die Slums der Boomstädte überfüllen, um Arbeit und Auskommen für ihre Familien zu suchen.
"Es ist der Lockruf des Geldes, dem wir auf der gesamten Reise immer wieder begegnet sind", sagt der Autor Thomas Euting, langjähriger Ostasien-Korrespondent des ZDF: "Er wird in China viel schneller Fakten schaffen, als es der kommunistischen Parteispitze lieb ist."
Der außenpolitische Sommer-Schwerpunkt "Chinas Ströme - Chinas Zukunft" wird am Donnerstag, 1. August 2002, 22.30 Uhr, im ZDF fortgesetzt mit "Strom ohne Wasser - Der Gelbe Fluss" von Joachim Holtz. Den ersten Teil der Reihe "Ein Gürtel aus grüner Seide - Der Li- und Perl-Fluss" von Dietmar Schulz sahen am Donnerstag, 18. Juli 2002, 2,24 Millionen Zuschauer (Marktanteil 12,2 Prozent).
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