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Donnerstag, 15. August 2002, 21.15 Uhr
auslandsjournal - mit Dietmar Ossenberg
Meer der Tränen - Katastrophenalarm an der Schwarzmeerküste

Mainz (ots)

Rund um Noworossijsk regiert die Angst. Das Wasser
kam ohne jede Vorwarnung und hat eine Schneise der Zerstörung
hinterlassen. Alles haben die Schlammmassen mitgerissen, Häuser,
Autos, Bäume. Viele Straßen entlang der Schwarzmeerküste sind
gesperrt und unbefahrbar. Nur mit einem langen Fußmarsch können
ZDF-Korrespondent Dietmar Schumann und sein Kamerateam Schirokaja
Balka erreichen, den Ort, den es am schlimmsten getroffen hat. Die
Anwohner stehen unter Schock. Längst sind noch nicht alle Opfer
geborgen. Offizielle Stellen sprechen von 58 Toten, doch die Menschen
berichten weit Schlimmeres.
"Anwohner haben uns erzählt, dass die offiziellen Zahlen nicht
stimmen können", sagt Dietmar Schumann. "Die Menschen hier vermuten
über 500 Tote in den Fluten."
Seit knapp einer Woche versinkt halb Europa in Wassermassen bisher
ungekannten Ausmaßes. Von allen Unwettergebieten hat es die russische
Schwarzmeerküste besonders schlimm getroffen. Auf dem Grund des
Schwarzen Meeres entdeckten Taucher bislang 30 Autos und zwei
Reisebusse, die von den Regenmassen ins offene Meer gespült wurden.
Die beliebten Urlaubsorte rund um Noworossijsk am Schwarzen Meer,
sonst um diese Jahreszeit belebt von unzähligen Touristen, sind
Sperrgebiet. Die Angst vor Epidemien geht um. Ärzte haben mit
Massenimpfungen gegen Hepatitis, Typhus und andere
Infektionskrankheiten begonnen. Über 30 000 Menschen müssen mit
Trinkwasser versorgt werden, mehr als 12 000 Häuser sind beschädigt
oder zerstört.
"Ich habe gesehen, wie innerhalb von 20 Minuten ein kleiner Bach
zu einer Höhe von über sieben Meter angeschwollen ist," berichtet
Tatjana Maximova, eine 52-jährige Lehrerin, verzweifelt. "Der Bach
hat alles mitgerissen, mein Haus ist komplett zerstört. Alle
wichtigen Dokumente sind vernichtet. Ich habe nur überlebt, weil ich
nicht zuhause war."
Und die Gefahr ist noch nicht vorüber. Heftige Regenfälle wechseln
in dieser Region mit hohen Temperaturen von bis zu 40 Grad. Für
Mittwoch und Donnerstag melden die Meteorologen sogar neue
Wirbelstürme an der Schwarzmeerküste.
ZDF-Korrespondent Dietmar Schumann war für das "auslandsjournal"
in den Katastrophengebieten an der Schwarzmeerküste unterwegs.
Weitere Themen:
Eisberg voraus - Die Vorboten des Klimakollaps
   "Jedermann" schwimmt - Salzburger Festspiele im Ausnahmezustand
Rückfragen bitte an
ZDF-"auslandsjournal", Hans-Rainer Uebel, Tel.: 06131-702984, oder
Katja Schupp, Tel. 06131-702838.

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