ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer 2 im September 2002
SPD bei der Sonntagsfrage 3 Prozentpunkte vor der Union
Mainz (ots)-
Stimmung für SPD und Kanzler nach dem zweiten TV-Duell deutlich verbessert
Die öffentliche Debatte nach dem zweiten TV-Duell sowie der Irak-Konflikt zeigen deutliche Wirkung auf die politische Stimmung gut eine Woche vor der Wahl. Die SPD kann in der aktuellen politischen Stimmung 5 Prozentpunkte dazugewinnen und kommt auf 45 Prozent, die CDU/CSU verlieren 4 Prozentpunkte und erreichen nur noch 35 Prozent. Die Grünen hingegen sind ebenso unverändert bei 8 Prozent wie die FDP, die PDS stagniert bei 3 Prozent.
Wenn schon am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, dann würde durch längerfristige Überzeugungen und auch taktische Überlegungen ein Ergebnis zustande kommen, das die Stimmungen dieser Woche nicht so stark zur Geltung kommen lässt. Die Projektion: SPD 40 Prozent (+2), B'90/Grüne unverändert 7 Prozent, die CDU/CSU verliert einen Prozentpunkt und erreichen 37 Prozent, die FDP käme auf 7,5 Prozent (-0,5), die PDS verbessert sich auf 4,5 Prozent (+0,5). Die anderen Parteien erreichen zusammen 4 Prozent (-1). Damit hinge der Wiedereinzug der PDS weiterhin davon ab, ob diese mindestens drei Direktmandate gewinnen kann. Im Falle des Scheiterns der PDS hätte sowohl Rot-Grün als auch Rot-Gelb eine parlamentarische Mehrheit. Würde die PDS einziehen, wäre nur eine große Koalition oder eine Drei-Parteien-Regierung möglich.
In dieser Woche ist die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung erstmals in diesem Jahr etwas größer als die mit der CDU/CSU-Opposition: Die Regierung kommt auf +0.5 (Durchschnittswert auf der -5/+5-Skala). Letzte Woche wurde sie noch mit +0,3 bewertet. Die Zufriedenheit mit der CDU/CSU-Opposition wird diese Woche mit +0.4 geringfügig schlechter beurteilt (Vorwoche +0.5).
Im Vergleich zur Vorwoche hat der Prozentsatz der Wähler, die sich ihrer Wahlentscheidung sicher sind, von 67 Prozent auf 72 Prozent zugenommen. Jetzt sind sich 15 Prozent (-2) noch unsicher und 13 Prozent (-3) haben noch gar keine Entscheidung getroffen.
Ganz offensichtlich hat das Abschneiden beim TV-Duell und vor allem die öffentliche Debatte darüber in dieser Woche zu den starken Stimmungsveränderungen beigetragen: Bei der repräsentativen Umfrage unter den Zuschauern unmittelbar nach dem Duell waren 49 Prozent der Zuschauer der Meinung, Schröder habe sich besser geschlagen, 26 Prozent sagten dies von Stoiber und 24 Prozent waren der Meinung, dass da kein großer Unterschied war. Jetzt nach der öffentlichen Erörterung des Abschneidens bei dem TV-Duell fällt das Urteil unter den Wahlberechtigten noch deutlicher aus: 55 Prozent halten Schröder für den Sieger und nur noch 9 Prozent Stoiber, 22 Prozent sehen da keine Unterschiede, 10 Prozent haben das Duell nicht gesehen und auch nichts darüber gehört.
Entsprechend konnte Gerhard Schröder seinen Vorsprung bei der Kanzlerfrage ein weiteres Mal ausbauen: Jetzt sprechen sich 59 Prozent (+3) für Gerhard Schröder als Kanzler aus und 34 Prozent (-1) für Edmund Stoiber. Das ist der größte Abstand, der bisher gemessen wurde.
Die starken Stimmungsveränderungen dieser Woche wirken sich auch auf die Noten der Politiker aus: Weiterhin auf Platz 1: Joschka Fischer 2.2 (Vorwoche: 2.0), knapp dahinter der Kanzler mit deutlichen Verbesserungen 2.1 (Vorwoche: 1.8), danach auf Platz drei Lothar Späth 1.5 (Vorwoche 1.4), und neu auf Platz 4 mit den größten Veränderungen Otto Schily 1.3 (Vorwoche 0.9), vor Hans Eichel mit 1.0 (Vorwoche 0.9), zwei Plätze zurückgefallen Angela Merkel mit unveränderten 0.9 gefolgt von Renate Künast 0.8 (Vorwoche 0.6), Peter Struck 0.7 (Vorwoche 0.6) und danach mit weiteren Einbußen Edmund Stoiber 0.5 (Vorwoche 0.7) und dem Schlusslicht Guido Westerwelle 0.3 (Vorwoche 0.4).
Die fehlende Unterstützung für die Position der Union im Zusammenhang mit der Verschiebung der Steuerreform reduziert auch den Kompetenzvorsprung der Union bei den Themen Wirtschaft und Arbeitsplätze: Jetzt trauen nur noch 33 Prozent (-1) der Union beim Thema Wirtschaftsaufschwung mehr zu, 30 Prozent (+6) der SPD und 34 Prozent erwarten entweder von keiner Partei etwas oder wissen keine Antwort auf diese Frage. Nur unwesentlich anders sieht es bei der Frage aus, wer am ehesten zusätzliche Arbeitsplätze schaffen kann: eher die Union sagen 35 Prozent (-2), eher die SPD 29 Prozent (+3) und niemand bzw. weiß nicht sagen 31 Prozent.
Auch bei der Frage einer deutschen Beteiligung an amerikanischen Militäroperationen gegen den Irak hat die Regierung die Hälfte der Wahlberechtigten hinter sich: 50 Prozent sprechen sich auch im Falle eines UN-Mandates gegen jede Beteiligung Deutschlands aus, 45 Prozent sind bei Vorliegen eines UN-Mandats für eine Beteiligung Deutschlands und nur 4 Prozent würden auch einen Alleingang der USA militärisch unterstützen.
Weiter deutlich verändert haben sich auch die Erwartungen über den Ausgang der Wahl: Diese Woche rechnen 60 Prozent (+12) mit einem Sieg der Regierungskoalition und nur noch 26 Prozent (-11) mit einem Sieg der bürgerlichen Opposition.
Das war das letzte Politbarometer vor der Wahl. Die Umfragen dazu wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 9. bis 12. September 2002 unter 1.326 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Fehlertoleranz bei den großen Parteien 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren rund 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 18. Oktober 2002, nach dem "heute-journal".
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