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Donnerstag, 21. November 2002, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg

Mainz (ots)

Thema u.a.: Boykott im Bikini - Miss-Wahlen im Land der
Steinigungen
Lange schlanke Beine, eine perfekte Figur, lange Haare, sinnliche
Lippen - so stellt "Man(n)" sie sich vor, die zukünftige Miss World
2002. Masja Juel, Miss Dänemark, hätte die besten Chancen. Sie hatte
sich auf die Miss World Wahlen in Nigeria gefreut. Sie wäre die erste
ihres Landes, die an dem Finale des internationalen Wettbewerbes
teilnimmt. Von einem Modelvertrag hatte sie geträumt. Von einem neuen
Leben. Aber es herrscht "Miss-Stimmung" unter den Schönen dieser
Welt.
Plötzlich geht es um mehr als nur um Schönheit. Es geht um
Politik. In Nigeria, dem Land, aus dem Miss World 2001 kommt, ist die
31-jährige Amina Lawal zum Tod durch Steinigung verurteilt worden.
Sie hatte ein Kind zur Welt gebracht, ohne verheiratet zu sein - ein
Verstoß gegen die Scharia. Masja Juel hat sich bei der dänischen
Vertretung des Europäischen Parlaments genau über den Fall erkundigt.
"Ich wusste, ich muss mich entscheiden, und die Wahl war schwer",
sagt sie, "man kann doch keine Show, die schöne Frauen feiert, in
einem Land zeigen, in dem Frauen zu Tode gesteinigt werden." Mit
dieser Meinung steht sie nicht allein. Neben ihr haben sieben andere
Kandidatinnen ihre Teilnahme an der Wahl abgesagt. Der Boykott der
Schönheiten soll die Politiker milde stimmen. Und es scheint zu
wirken. Aufgrund der internationalen Proteste versprach die
nigerianische Regierung im November, die Steinigung werde nicht
stattfinden.
Für das erst seit vier Jahren demokratisch regierte Land hängt
viel ab von den spektakulären Misswahlen. "Nigeria hat in seiner
Geschichte noch nie etwas so Großes und Populäres veranstaltet",
schwärmt Ben Murray-Bruce, der Generaldirektor des nigerianischen
Fernsehens. Dennoch ist Miss Dänemark Masja überzeugt, mit ihrer
Absage die richtige Entscheidung getroffen zu haben: "Ich
konzentriere mich jetzt mehr auf Politik und werde dort auch aktiv.
Die Miss-Wahl interessiert mich nicht mehr." In Zusammenarbeit mit
dem Europäischen Parlament hat sie eine Petition erarbeitet, die sich
gegen die Steinigung Amina Lawals ausspricht.
In Nigeria ist derweil Lächeln angesagt bei den anstehenden
Fotoshootings. Nur in den Norden dürfen die Schönheiten nicht. Für
leicht bekleidete Frauen seien die moslemisch dominierten Teile des
Landes zu gefährlich, warnt der Kultur- und Tourismusminister.
"Schönheit hat genauso viel mit Persönlichkeit zu tun, wie mit
Aussehen." Dieser Satz auf der Miss World Homepage trifft in diesem
Jahr wohl besonders zu. ZDF-Korrespondent Walter Heinz hat die
Schönheitsköniginnen in ihren ersten Tagen in Nigeria begleitet.
Weitere Themen:
Sicherheit auf See - Mit Pipelines gegen die Ölpest
   Leid und Luxus - Die zwei Gesichter Bagdads
Rückfragen bitte an ZDF-Redaktion "auslandsjournal", 
Robert Bachem, 
Tel. 06131-70-2985, und 
Katja Schupp, 
Tel. 06131-70-2838.

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