ZDF-Pressemitteilung
SPD verliert erneut, FDP verbessert sich
Schlechte Bilanz für die SPD ein Jahr nach der Wahl
Mainz (ots)
Nachdem es der SPD im Juli gelungen war, in der politischen Stimmung auf über 30 Prozent zu kommen, geht es seither wieder abwärts. Jetzt, ein Jahr nach ihrem Sieg bei der Bundestagswahl, kommt die SPD nur noch auf 26 Prozent (Aug: 28 Prozent), die CDU/CSU verbessert sich leicht auf 49 Prozent (Aug: 48 Prozent), die Grünen bleiben mit 11 Prozent zweistellig (Aug: 12 Prozent) und die FDP kann auf 8 Prozent (Aug: 6 Prozent) zulegen, während die PDS bei 3 Prozent stagniert.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Dies berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD erreicht jetzt 30 Prozent (minus 1), die CDU/CSU käme auf 45 Prozent (unverändert), die Grünen erhalten 10 Prozent (unverändert), die FDP verbessert sich auf 7 Prozent (plus 1), die PDS unverändert mit 4 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen mit 4 Prozent. Damit hätten Union und FDP wie in den Monaten zuvor eine klare parlamentarische Mehrheit.
Der besonders im Vergleich zur Bundestagswahl deutliche Rückgang der Zustimmung zur SPD, der jetzt schon seit Monaten anhält, findet seine Entsprechung in zum Teil dramatischen Kompetenzverlusten der SPD in den wichtigsten politischen Themenfeldern. So bescheinigt inzwischen nur noch gut jeder Zehnte der SPD bei den Themen Arbeitsplätze (11 Prozent), Wirtschaft (11 Prozent) und Finanzen (13 Prozent) die größte Kompetenz. Hingegen sehen jeweils rund vier von zehn Befragten bei der Union die größere Kompetenz (Arbeitsplätze 42 Prozent; Wirtschaft 38 Prozent; Finanzen 40 Prozent). Mindestens ebenso viele jedoch trauen keiner Partei mehr etwas zu bzw. haben keine Meinung (Arbeitsplätze 42 Prozent; Wirtschaft 47 Prozent; Finanzen 42 Prozent). Unmittelbar vor der Bundestagswahl lag die SPD bei diesen Themen in der Kompe- tenzbeurteilung nicht so deutlich hinter der Union (Arbeitsplätze 29 Prozent SPD : 38 Prozent CDU/CSU; Wirtschaft 31 Prozent : 36 Prozent) oder ihr wurde sogar mehr zugetraut als der Union (Finanzen 37 Prozent : 32 Prozent).
Aber auch bei den nicht-ökonomischen Themen hat die Union inzwischen einen deutlichen Kompetenzvorsprung gewonnen: Beim Thema Rente liegt die Union jetzt mit 31 Prozent vor der SPD mit 14 Prozent, nachdem der SPD vor einem Jahr noch eine größere Kompetenz (33 Prozent) bescheinigt wurde als der CDU/CSU (28 Prozent). Beim Thema Gesundheit führt die Union mit 30 Prozent vor der SPD mit 18 Prozent. Hier lag die SPD vor der Bundestagswahl knapp vor der Union (32 Prozent: 29 Prozent). Relativ am wenigsten hat die SPD bei ihrer Bildungskompetenz eingebüßt, wo sie innerhalb eines Jahres von 30 Prozent auf jetzt 21 Prozent zurückgefallen ist, während sich die Union von 35 Prozent auf 37 Prozent verbessern konnte. Auch bei diesen Themen ist der Anteil derjenigen deutlich gestiegen, die keiner Partei mehr eine nennenswerte Kompetenz zuweisen.
Bei der Einschätzung der nach Meinung der Befragten wichtigsten zehn Politiker in Deutschland, die auf einer Skala von +5 bis -5 beurteilt werden, verbessern sich fast alle Politiker im Vergleich zum Vormonat. Neu auf der Liste der zehn wichtigsten Politiker sind Roland Koch und Jürgen Trittin, nicht mehr vertreten sind Peter Struck und Horst Seehofer. Weiterhin führt Joschka Fischer, der als einziger jetzt einen schlechteren Wert als im August erreicht, die Liste der Top-Ten mit 1,9 an (Aug: 2,1). Auf Platz zwei folgt mit deutlichem Abstand Angela Merkel (Aug: 0,5), die ebenso wie Wolfgang Clement (Aug: 0,5) jetzt von allen mit 0,6 bewertet wird, jedoch in den eigenen Reihen (2,0) besser abschneidet als Clement (1,8). Dicht danach auf Platz vier Edmund Stoiber mit 0,5 (Aug: 0,3), vor Gerhard Schröder mit 0,3 (Aug: 0,2). Danach die restlichen fünf Politiker im Minus-Bereich: der erstmals in den Top-Ten vertretene Roland Koch mit minus 0,1 und relativ schwachen 1,4 in den Unionsreihen, gefolgt von Guido Westerwelle (Aug: minus 0,6) und Ulla Schmidt (Aug: minus 0,8) beide jetzt mit minus 0,3 vor Hans Eichel mit minus 0,5 (Aug: minus 0,6) und dem neuen Schlusslicht mit minus 0,7 Jürgen Trittin.
Gerhard Schröder und Joschka Fischer haben bereits erklärt, 2006 wieder als Spitzenkandidaten antreten zu wollen. Dass die Union ihren Kanzlerkandidaten für 2006 schon jetzt benennen soll, meinen 26 Prozent, die deutliche Mehrheit (67 Prozent) sieht dafür jetzt noch keine Notwendigkeit. Auch auf die Frage, wer der Kanzlerkandidat der Union werden wird, gibt es kein klares Bild: 29 Prozent erwarten, dass es Angela Merkel wird, 26 Prozent Edmund Stoiber, 21 Prozent rechnen mit Roland Koch und 8 Prozent mit Christian Wulff (weiß nicht 15 Prozent). Ganz ähnlich sehen das die Anhänger der Union.
Nach dem Verzicht von Johannes Rau, ein weiteres Mal als Bundespräsident zu kandidieren, spielte die Frage, ob nun eine Frau die Nachfolge antreten soll, in Medien und Politik eine große Rolle. Die Deutschen sehen das mehrheitlich nicht so: 72 Prozent aller Befragten meinen, dass es nicht so wichtig ist, ob ein Mann oder eine Frau zum Zuge kommt. Es ist wichtig, dass es eine Frau wird, sagen nur 19 Prozent und 7 Prozent plädieren mit Nachdruck für einen Mann. Auch die weiblichen Befragten sehen das so ähnlich (unwichtig: 69 Prozent; wichtig eine Frau: 22 Prozent; wichtig, ein Mann: 7 Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 8. bis 11. September 2003 unter 1.251 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 10. Oktober 2003 nach dem "heute-journal".
ots-Originaltext: ZDF
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