ZDF-Pressemitteilung/Sperrfrist:5.Dezember2003,17.00 Uhr/ZDF:Steuerhinterziehung in dreistelliger Millionenhöhe/Fälle bei Allianz-Versicherung Spitze eines Eisbergs/"heute" und "heute- journal" berichten
Mainz (ots)
Die Steuerfahndung ermittelt wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in mehr als 5700 Fällen gegen Kunden der 'Allianz-Lebensversicherungs-AG' und weiterer deutscher Versicherungskonzerne. Nach ZDF-Informationen sollen Versicherungsnehmer Schwarzgelder aus dem Ausland in Lebensversicherungen in Deutschland eingezahlt haben, um die Steuerpflicht zu umgehen und ihre Gelder zu "waschen".
Die Überweisungen für die Verträge erfolgten in Einzelraten oder in einer Gesamtzahlung. Bei der Allianz z.B. leisteten die Verdächtigen häufig eine Einmalzahlung in Höhe von 500 000 Euro aus Schwarzgeldern im Ausland auf ein Inkassokonto der Versicherung bei der konzerneigenen Dresdner Bank. Ab dem nächsten Monat konnten die Vertragsnehmer dann mit monatlichen Rentenzahlungen rechnen. Sowohl bei dieser Methode als auch bei der Gesamtausschüttung nach Ablauf einer maximalen Vertragslaufzeit von zwölf Jahren können die Kunden steuerfrei über die Gelder verfügen, die Schwarzgelder sind damit "gewaschen", ihre Herkunft wird in der Regel nicht überprüft.
Bei der Allianz, dem 'Deutschen Herold' und weiteren Versicherungen ermittelt die Steuerfahndung in über 5 700 Fällen. In Behördenkreisen, so erfuhr der Fernsehsender, hält man diese Zahlen für "die Spitze eines Eisbergs". In den meisten Fällen gehe es um Summen zwischen 100 000 und 1,5 Millionen Euro. Dem Staat seien damit Steuern in einer Gesamthöhe eines dreistelligen Millionenbetrages vorenthalten worden.
Ein Sprecher der Oberfinanzdirektion Düsseldorf bestätigte dem ZDF die Ermittlungen, wollte aber zu Details keine Stellung nehmen.
Nach Recherchen des Senders haben Fahnder der Behörde schon vor Monaten die Zentralen der 'Allianz-Lebensversicherungs-AG' in Stuttgart, des 'Deutschen Herold' und weiterer Versicherungen durchsucht. Die Unternehmen zeigten sich dabei kooperativ und stellten den Ermittlern die Kundendaten zur Verfügung. Ein Sprecher der Allianz sagte dem ZDF, dass man zu den laufenden Ermittlungen öffentlich keine Erklärungen abgeben wolle, aber mit den Behörden zusammenarbeite. Genau dies, so bestätigte ein Sprecher des 'Deutschen Herold', gelte auch für sein Unternehmen.
Nach ZDF-Informationen wird geprüft, ob den Versicherungen Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorzuwerfen wäre, falls ihre Berater selbst den Kunden die illegale Geldanlage empfohlen haben sollten. In einem der größten Steuerskandale in der deutschen Nachkriegsgeschichte Mitte der 90er Jahre konnte dies nicht eindeutig nachgewiesen werden. Die damals beteiligten Banken, darunter die Dresdner und die Deutsche Bank, einigten sich mit den Steuerbehörden auf Zahlungen in zweistelligen Millionenhöhen.
Die Allianz hat ihre Kunden schriftlich am 14.Oktober 2003 über die Beschlagnahmung ihrer Daten durch die Steuerfahndung informiert. In dem Brief heißt es: "Es ist davon auszugehen, dass das zuständige Finanzamt prüfen wird, ob die im Rahmen Ihres Lebensversicherungsvertrags eingesetzten Finanzmittel ordnungsgemäß versteuert wurden." Die Versicherungsgesellschaft empfiehlt weiter, "Ihre Steuererklärungen auf diesen Vorgang hin zu überprüfen und sich gegebenenfalls mit Ihrem steuerlichen Berater in Verbindung zu setzen".
ots-Originaltext: ZDF
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