Freitag, 10. Dezember 2004, 5.30 Uhr, ZDF-Morgenmagazin
Mainz (ots)
Freitag, 10. Dezember 2004, 5.30 Uhr ZDF-Morgenmagazin Buchtipps von Wolfgang Herles
Am 10. Dezember zwei Wochen vor Heiligabend empfiehlt Wolfgang Herles im ZDF-Morgenmagazin um 6.20 Uhr und um 8.50 Uhr lesenswerte Neuerscheinungen als Geschenktipp zum Fest der Feste.
Gabriel Garcia Marquez "Erinnerung an meine traurigen Huren", Roman, Verlag Kiepenheuer & Witsch Ein kultivierter Herr, mittelmäßiger Journalist mit eigener Sonntagskolumne und bekennender Bordellgänger, erfüllt sich zu seinem 90. Geburtstag einen langgehegten Wunsch: eine Nacht mit einer Jungfrau. Doch statt reiner Lusterfüllung erlebt der Greis mit dem Mädchen seine "erste Liebe". Doch am nächsten Morgen ist sie weg. Zum ersten Mal in seinem Leben erlebt der alte Schreiberling Sehnsucht und die Qualen unerfüllter Liebe. Das wirkt sich auf sein ganzes Leben aus, seine Artikel werden besser, er lässt sein Haus renovieren, bringt Ordnung in seine Bibliothek. "Erinnerung an meine traurigen Huren" ist der erste Roman des Nobelpreisträgers Marquez seit zehn Jahren.
Susanna Clarke "Jonathan Strange und Mr. Norell", Roman, Bloomsbury Verlag Berlin England, Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Land leidet unter den Kriegen gegen Napoleon. Da hört man in London von einem gewissen Mr. Norrell, der mit Magie und Zauberstab die steinernen Skulpturen an der altehrwürdigen Kathedrale von York zum Tanzen bringt. Die englische Regierung holt den kauzigen Magier in die Hauptstadt. Dort trifft er auf Jonathan Strange, einen hochbegabten, jungen Zauberer und Lebemann. Strange wird sein Schüler. Gemeinsam verfeinern sie ihre magischen Fähigkeiten. Ihr Ziel: so zu werden, wie der "Ra- benkönig", der größte aller Zauberer. Das Debüt der einstigen Kochbuchlektorin Susanna Clarke ist ein Schmöker vom Feinsten, bildgewaltig, phantasievoll und herrlich schrullig. Den Vergleich mit Harry Potter brauchen Norrell und Strange nicht zu scheuen.
Hunter S. Thompson "The Rum Diary", Roman, Blumenbar Verlag Hunter S. Thompson zählt zu den bekanntesten Journalisten und Schriftstellern der USA. Sein erster Roman "Rum Diary", den er mit 21 Jahren geschrieben hat, galt vierzig Jahre lang als verschollen. Der New Yorker Journalist Paul Kemp tritt Ende der Fünfziger Jahre in Puerto Rico eine neue Stelle an. In jener Zeit vor Castro und Kennedy, vor Vietnam und Flower Power, ist Puerto Rico ein tropisches Paradies, das gerade von amerikanischen Investoren entdeckt wird. Paul Kemps Zeitungskollegen sind vor allem Gestrandete, Abenteurer und Idealisten, die alle dem Rum verfallen sind. Unter der brennenden Sonne der Karibik verwandelt sich die scheinbar grenzenlose Freiheit immer wieder in einen Alptraum.
Maarten t'Hart "In unnütz toller Wut", Roman, Piper Verlag In ein südholländisches Dorf kommt eines Tages die Fotografin Lotte. Sie will die markantesten Köpfen der Siedlung porträtieren. Manche fühlen sich geschmeichelt, andere zieren sich bei dem Angebot der attraktiven Indonesierin. Der Fotoband wird ein Riesenerfolg, doch er löst eine seltsame Kettenreaktion aus. Nach und nach verabschieden sich die Porträtierten ins Jenseits. Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag legt der niederländische Erfolgsautor Maarten t'Hart einen neuen Beweis seiner vorzüglichen Erzählkunft vor. "In unnütz toller Wut" ist ein herrlich groteskes Sammelsurium an skurrilen Charakterköpfen, mehr amüsante Sozialstudie denn spannungsgeladener Krimi.
Dezsö Kosztolányi "Ein Held seiner Zeit. Die Bekenntnisse des Kornél Esti", Roman, Rowohlt Berlin Der ungarische Schriftsteller und Dandy Dezsö Kosztolányi wurde in den Zwanziger und Dreißiger Jahren international gefeiert. Er war ein Zeitgenosse Sándor Marais und galt als Stilkünstler. Mit diesem Buch, das 1933 entstanden ist, steht seine Wiederentdeckung an, es ist die erste vollständige Fassung auf Deutsch. Der Held des Romans, Kornél Esti, ist ein Hochstapler und Bürgerschreck im eleganten Budapest der Zwanziger Jahre. Er zieht durch Kaffeehäuser und Kneipen, trifft Künstler und zweifelhafte Damen. Spießigkeit und bürgerliche Vorsicht sind ihm ein Gräuel. Alles was der Bohemien erlebt, wird zum abgründigen Großstadtabenteuer. Péter Esterházy rühmt Kosztolányi in seinem Nachwort als den "elegantesten ungarischen Schriftsteller".
Werner Herzog "Eroberung des Nutzlosen", Roman, Hanser Verlag Im Juni 1979 bricht der Regisseur Werner Herzog auf, um im südamerikanischen Dschungel "Fitzcarraldo" zu drehen, in der Hauptrolle Klaus Kinski. Die Dreharbeiten im Amazonasgebiet entpuppen sich als pures Abenteuer. Werner Herzog schreibt darüber Tagebuch. Es ist das Protokoll eines Kampfes, nicht nur mit seinem exzentrischen Hauptdarsteller, sondern vor allem mit dem Feind Nummer Eins, dem Dschungel. Das Kräftemessen mit dem Urwald wird zur Zerreißprobe. Wilde Tiere schüchtern das Team ein, Naturkatastrophen suchen den Drehort heim, die Strapazen sind außerordentlich. Herzog liefert Stimmungsbilder vom Kampf der Zivilisation mit der gnadenlosen Gewalt des Dschungels.
Rückfragen bitte an:
Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell