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ZDF

Übergang ins digitale Fernseh-Zeitalter ist größte Herausforderung für das ZDF
Intendant Schächter informierte ZDF-Fernsehrat über Ziele und Zukunftsstrategien des Senders

Mainz (ots)

Die größte Herausforderung an das ZDF besteht in den
nächsten Jahren darin, "den Übergang vom analogen ins digitale
Fernseh-Zeitalter zu meistern". In einer umfangreichen Vorlage über
Standortbestimmung, Ziele und Zukunftsstrategien des ZDF im
Wettbewerbsjahr 2005 formulierte ZDF-Intendant Markus Schächter in
der jüngsten Sitzung des ZDF-Fernsehrates in Wiesbaden die zentralen
unternehmenspolitischen Zielsetzungen des Senders für die kommenden
Jahre. Dazu zählen die Schärfung des ZDF-Profils als "Public Service-
Anbieter" und die Stärkung eines frischen, modernen Programms zur
Vermeidung eines "Generationenabrisses". Ferner der Abbau der
Altschulden bis Ende 2008, die Anpassung an neue Strukturen der
digitalen TV-Landschaft, ein konstruktiver ZDF-Beitrag in der Debatte
um eine Rundfunkstrukturreform und die Zurückgewinnung der
Definitionshoheit der nationalen Medienpolitik in der europäischen
und internationalen Diskussion um Aufgaben und Finanzierung des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Schächter: "Mit dem Durchbruch des
digitalen TV-Zeitalters ändern sich massiv Seh- und
Nutzungsgewohnheiten der Zuschauer. Fernsehen wird mehr sein als TV
auf lediglich einem Kanal. Derzeitige Vollprogramme müssen in ein
Programmbouquet integriert werden. Multimediale Angebotsformen werden
die Zuschauer dort erreichen, wo sie Information und Unterhaltung
abrufen möchten. Darauf müssen wir uns für die nächsten Jahre
vorbereiten".
Mit einer konsequenten Markenstrategie werde das ZDF verstärkt auf
eine auffällige und wahrnehmbare Positionierung des Programmangebots
setzen, kündigte der ZDF-Intendant an. Damit solle zugleich
die "Dachmarke ZDF" gestärkt werden. Eine jüngste Studie der
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) habe belegt, "dass das ZDF im
Jahr 2004 vor RTL und Pro7 in der Wahrnehmung der Zuschauer die
stärkste TV-Marke war". Unterstrichen werde dies durch die aktuelle
Wettbewerbsposition des ZDF, das schon seit Jahresbeginn Marktführer
unter den deutschen Fernsehsendern sei.
Ausbau von Themen-Schwerpunkten
Neben dem Ausbau von Sendungsmarken werde das ZDF in einer Event-
Strategie auf besondere Programmereignisse und Themenschwerpunkte
setzen. Hier habe der Sender eine traditionell starke Position,
erläuterte Schächter. Seit 2004 werden besondere Themen
redaktionsübergreifend tage- oder wochenweise im Programm behandelt.
Ein Beispiel aus jüngerer Zeit sei dafür die "Woche des Jobgipfels"
im März gewesen, als zahlreiche Sendungen ganz oder teilweise unter
diesem Thema standen. Schächter: "Auf diese Weise werden mehr
Menschen mit den wichtigen gesellschaftlichen und politischen Fragen
erreicht als mit einzelnen, nicht miteinander verbundenen
Beiträgen." Gleiches gelte für die Vermittlung von Geschichte,
Wissen und kulturellem Erbe der Gesellschaft, wie sie mit der
Show "Unsere Besten – Das große Lesen" oder dem Einstein-Schwerpunkt
und den großflächigen Programmen zum Schillerjahr in ZDF-
Hauptprogramm, 3sat und ZDF.theaterkanal gelungen sei. Der Ausbau
solcher Konzepte werde zu den besonderen Aufgaben der Programmarbeit
in den kommenden Jahren gehören. Künftig sollen auch filmische und
unterhaltende Programme in die Schwerpunkte einbezogen werden, sagte
Schächter. Bei der Weiterentwicklung der Informationskompetenz des
ZDF solle "die vom Publikum erkannte und geschätzte Erklärkraft der
ZDF-Programme" ausgebaut werden.
Ein besonderes Augenmerk der Programmarbeit werde weiterhin der
Verbesserung der Akzeptanz in den neuen Bundesländern gelten. Im
vergangenen Jahr habe das ZDF seinen Marktanteil in den neuen Ländern
von 10,5 auf elf Prozent steigern können. Im ersten Quartal 2005
liege der Marktanteil hier sogar bei 12,2 Prozent. Schächter: "Darauf
können wir aufbauen. Die neuen Bundesländer werden auch in den
nächsten Jahren auffälliger Spielort sein und wir werden, wann immer
dies möglich ist, Präsentatoren und Akteure aus diesen Regionen
einsetzen." Ein großer Fernsehfilm-Zweiteiler über die Bombardierung
Dresdens im Februar 1945, neue Folgen von "SOKO Wismar" und eine
dokumentarische Filmerzählung aus Regionen der Ostseeküste sind
derzeit in Produktion.
Stärkung des ZDF-Kulturverbundes
Zwar verfüge das ZDF im Gegensatz zu den anderen nationalen
Vollprogrammen nicht über eine Senderfamilie, mit der Beteiligung an
den ZDF/ARD-Partnerkanälen und den digitalen Spartenkanälen
existieren aber Elemente mehrkanaliger Programmarbeit, erläuterte der
ZDF-Intendant vor dem Fernsehrat. Insbesondere mit dem Kulturverbund
aus den kulturellen Sendungen des Hauptprogramms, dem digitalen
Theaterkanal sowie den ZDF-Beiträgen für 3sat und ARTE verfüge das
ZDF über eine "im deutschen Fernsehen einmalige Breite kultureller
Angebote". In den nächsten Jahren werde dieser Verbund zur Stärkung
der kulturellen Angebote weiter ausgebaut.
Seine gesellschaftliche Integrationsfunktion könne das ZDF in einer
digitalen Medienlandschaft mit bereits heute über hundert
Programmangeboten jedoch nur dann erfolgreich wahrnehmen, "wenn es
sich im Rahmen eines Programmbouquets breiter und diversifizierter
als derzeit aufstellen kann". Vollprogramme behielten im Vergleich
zu Spartenkanälen ihre "Leuchtturmfunktion" innerhalb der Bouquets.
Aber: "In der intelligenten Vernetzung von beiden liegt die
Zukunft." Angesichts begrenzter Finanzmittel und der vorgegebenen
Limitierung der eigenen Kanäle sei das ZDF im digitalen Wettbewerb
darüber hinaus mehr als andere TV-Anbieter auf strategische
Allianzen und Partnerschaften angewiesen. Dies gelte vor allem im
Multimediabereich.
Das ZDF brauche eine "faire Startposition für die digitale Zukunft".
Entscheidend sei darüber hinaus eine klare Definition der Rolle und
des Wertes, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk für Kultur,
Gesellschaft und Demokratie besitzt. "Public value", der Wert für die
Gesellschaft, und damit die Frage nach Qualität, Substanz und Inhalt
werde zu einem "medienpolitischen Schlüsselbegriff".
Anforderungen an die künftige Medienordnung
Für die "Statik und Architektur einer künftigen Medienordnung"
nannte der ZDF-Intendant fünf Bedingungen, "damit das öffentlich-
rechtliche Programmunternehmen ZDF auch in Zukunft Erfolg und
Bestand hat". Öffentlich-rechtliches Fernsehen brauche die
Möglichkeit, sein Publikum überall dort zu erreichen, wo es auf
seine Inhalte zugreifen möchte. Prinzipiell müsse es in der
Lage sein, auf allen Plattformen vertreten zu sein, auf denen
Zuschauer, Nutzer oder Kunden Informationen nachfragen. Weiter müsse
es ein Vollprogramm aus Information, Orientierung, Bildung, Sport und
Unterhaltung anbieten können. Die Regelung künftiger
Finanzierungsfragen des öffentlich-rechtlichen Systems müsse sich
strikt an den Prinzipien des Karlsruher Gebührenurteils und des
daraus abgeleiteten KEF-Verfahrens orientieren. Schon die
Notwendigkeit einer europapolitischen Absicherung der Gebühr mache
dies zwingend erforderlich. In der unüberschaubaren Vielfalt neuer
digitaler Mediendienste und neuer Organisationsformen und
Geschäftsmodelle müsse dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen die
Möglichkeit eröffnet werden, Modelle der Zusammenarbeit mit
Privatunternehmen zu erproben und zu verfeinern und intelligente und
wirtschaftlich sinnvolle Netzwerke zu bilden. Und schließlich müsse
in Rundfunkfragen in Brüssel "kurzfristig und zupackend" ein Vorrang
der nationalen Politik greifen. Schächter: "Die Länder müssen ihre
Definitionshoheit behalten und umsetzen."

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Telefon: 06131 / 70 - 2120

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