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Donnerstag 30. Juni 2005, 22.15 Uhr, Berlin Mitte

Mainz (ots)

Donnerstag 30. Juni 2005, 22.15 Uhr
Berlin Mitte
mit Maybrit Illner
Thema: "Das organisierte Misstrauen - Drama um die Neuwahlen?"
Gäste: Otto Schily (SPD), Bundesinnenminister
Peter Müller (CDU), Ministerpräsident Saarland
Hans-Dietrich Genscher (FDP), ehemaliger Bundesaußenminister
Egon Bahr (SPD), ehemaliger Bundesminister
Ottfried Fischer, Schauspieler und Kabarettist
Das, was sich am Freitag im Deutschen Bundestag abspielen wird, ist
für manche SPD-Politiker "billiges Schmierentheater." Dann wird der
Kanzler seine Vertrauensfrage an das Parlament richten mit dem
Wunsch, dieses nur ja nicht zu erhalten.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird seit Tagen hinter den Kulissen im
Bundestag auf diese Abstimmung hingearbeitet. Der Chef der SPD-
Fraktion und der Partei, Franz Müntefering, hat die SPD-
Parlamentarier dazu aufgerufen, sich bei dem Vertrauensvotum der
Stimme zu enthalten. Dies stieß zwar auf Widerspruch aus den eigenen
Reihen. Dennoch zeichnet sich nach Einschätzungen in der Fraktion
ab, dass letztlich eine Mehrheit der SPD-Abgeordneten dem Vorschlag
Münteferings folgen werde. Sozialdemokraten und Grüne werden es
ihren Abgeordneten letztendlich freistellen, wie sie am Freitag im
Bundestag bei der Vertrauensfrage abstimmen. Bundesinnenminister
Otto Schily (SPD) hatte es allerdings als "denkbare Variante"
bezeichnet, dass die Minister mit Bundestagsmandat an der Sitzung
zur Vertrauensfrage nicht teilnehmen, damit trotz rot-grüner
Mehrheit der Weg zu Neuwahlen geebnet wird. Wird der Kanzler-Sturz
also bewusst organisiert?
Selbst Kritiker dieses vielleicht letzten Schachzugs Schröders gehen
davon aus, dass die von ihren Fraktionen eingestimmten
Abgeordneten "ihr Pokerface aufsetzen und das gezinkte Spiel
mitmachen". Der Regierungschef werde wunschgemäß verlieren und den
Bundespräsidenten bitten, das Parlament aufzulösen.
Auch wenn Schröder die Vertrauensabstimmung im Bundestag am
kommenden Freitag "verlieren" sollte, ist eine Neuwahl keineswegs
sicher. Bundespräsident Horst Köhler könnte wegen
verfassungsrechtlicher Bedenken sein Veto einlegen. Gefahr droht auch
aus den Reihen der Parlamentarier: Der Grünen-Abgeordnete Werner
Schulz kündigte eine Verfassungsklage gegen das Verfahren an.
Wer vertraut dem Kanzler noch? Öffnet "Enthaltsamkeit" den Weg zur
Neuwahl? Wie wird Schröder seinen Antrag begründen? Darf eine
Regierung, wenn es eng wird, einfach kapitulieren? Wäre ein Rücktritt
nicht die saubere Lösung? Wie sehr schadet diese "organisierte"
Misstrauensfrage dem Vertrauen der Bürger in die Politik? Oder ist
dies ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens?
Diese und andere Fragen diskutiert Maybrit Illner mit ihren Gästen.

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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