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"ZDF-Mittagsmagazin" vom 15. August 2005
Avi Primor: "Das sind gute und schwierige Tage für Israel"

Mainz (ots)

Avi Primor, der frühere israelische Botschafter in Deutschland,
begrüßt den Abzug der israelischen Siedler aus dem Gaza-Streifen.
Im "ZDF-Mittagsmagazin" sagte er: "Das sind ganz bestimmt gute Tage,
schwierige Tage für Israel. Ich würde sie als historisch
beschreiben." Vor allem für die Menschen, die ihre Häuser verlassen
müssten, so Primor, sei der Abzug schwierig. "Es ist natürlich auch
nicht einfach für die Leute, die ideologisch motiviert sind und
glauben, dass wir Teile unseres Vaterlandes verlassen." Dennoch sei
es "der erste richtige Schritt in einen echten Friedensprozess", so
Primor. "Es wird keinen echten Friedensprozess geben ohne das Ende
der Besatzung, ohne Räumung der Siedlungen. Und das macht
ausgerechnet eine rechte Regierung, eine Regierung unter Ariel
Scharon, der sein Leben dem Siedlungsbau gewidmet hat."
Trotz innenpolitischer Schwierigkeiten glaubt Primor nicht an eine
Zerreißprobe für Israel. "Eine schwierige Probe ist das schon. Doch
die Siedler werden nicht vertrieben, sie werden zurück in die Heimat
gebracht. Dort sorgt für sie die Regierung. Die werden sehr großzügig
entschädigt und können ein neues Leben aufbauen. Das ist ein
historischer Schritt, das ist ein unentbehrlicher Schritt für Israel
und für den Frieden. Das müssen die Streitkräfte durchsetzen. Und ich
glaube, dass die meisten Siedler es auch verstehen."
Eine friedliche Zukunft für den Gaza-Streifen hält Primor für
möglich: "Wenn der Abzug friedlich abläuft und hinterher der Gaza-
Streifen friedlich bleibt, wenn die Welt dort investiert, wenn die
palästinensischen Behörden wirklich das Land beherrschen können,
dann wird das ein Zeichen setzen, damit wir den Friedensprozess auch
im Westjordanland fortsetzen können." Problematisch würde es aber,
so Primor, sollte der Abzug nicht friedlich verlaufen: "Dann wird
man sagen, dass die Regierung gescheitert ist und der Abzug ein
Fehlschlag war. Alles hängt jetzt von den Palästinensern ab. Können
sie den Gaza-Streifen beherrschen? Können sie dort Frieden
erzwingen? Dann wird es ein Zeichen für die israelische Bevölkerung
sein, die von der eigenen Regierung dann weitere Abzüge verlangen
wird."

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