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ZDF

Beschluss des ZDF-Fernsehrates
Das ZDF im Wettbewerb: Standortbestimmung, Ziele, Zukunftsstrategien

Mainz (ots)

Der Fernsehrat nimmt die Vorlage FR 6/05 mit dem
Bericht des Intendanten über das ZDF im Wettbewerb 2005 und die sich
daraus ergebenden strategischen Überlegungen zustimmend zur Kenntnis.
Der Fernsehrat spricht sich mit Nachdruck dafür aus, dass für das ZDF
Erträge aus Werbung und Sponsoring unter den gegenwärtigen
Bedingungen unverzichtbar sind.
Auf wichtigen Wettbewerbsfeldern deutliche Schritte vorangekommen
ZDF-Fernsehrat beriet Strategie-Bericht / Senderfamilie bleibt Ziel
Das ZDF muss einen Wandel von einer klassischen Fernsehanstalt zu
einem öffentlich-rechtlichen digitalen Multimediaunternehmen
vollziehen. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht über
Standortbestimmung, Ziele und Zukunftsstrategien des Senders, den
ZDF-Intendant Markus Schächter mit dem ZDF-Fernsehrat in Schwerin
diskutierte. Eine umfassende Digital-Strategie, die derzeit
entwickelt wird und alle Aspekte von der Technik über die Inhalte bis
zur Organisation enthält, soll die Position des ZDF in der digitalen
Fernsehzukunft verbessern helfen, kündigte Schächter an.
Öffentlich-rechtliches Fernsehen brauche die Möglichkeit, auf allen
technischen Plattformen vertreten zu sein, auf denen die Menschen in
Zukunft Informationen suchen. In den nationalen Hauptprogrammen müsse
es dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch künftig möglich sein,
ein Vollprogrammkonzept aus Information, Orientierung, Bildung, Sport
und Unterhaltung umsetzen zu können, um Mehrheiten und Minderheiten
mit einem breit akzeptierten Qualitätsanspruch zusammenzubringen. Die
Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Systems müsse sich strikt an
den Prinzipien des Karlsruher Gebührenurteils und des daraus
resultierenden Verfahrens der Gebührenkommission orientieren. Diese
Prinzipien seien: Politikferne, Bedarfsorientierung und
Unabhängigkeit.
In der unüberschaubar werdenden Vielfalt neuer digitaler
Mediendienste und damit auch neuer Organisationsformen und
Geschäftsmodelle plädiert das ZDF für die Zulassung von Public-
Private-Partnership-Modellen. Dies biete die Möglichkeit zu
intelligenten und wirtschaftlichen sinnvollen Netzwerken, in denen
öffentliche und private Anbieter dem neuen Nutzungsverhalten der
Zuschauer gerecht werden können. In der europäischen Medien- und
Ordnungspolitik müsse der Vorrang der nationalen Politik wieder
greifen. Schächter: "Die Länder müsse ihre Definitionshoheit
wiedergewinnen und sie auch entsprechend umsetzen." In den
zurückliegenden drei Jahren sei es dem ZDF zunehmend gelungen, auf
wichtigen Feldern voranzukommen, erläuterte Schächter vor dem
Fernsehrat. Das Informationsprofil des Senders sei weiter gegenüber
der Konkurrenz geschärft worden, die Akzeptanz des ZDF sei in den
neuen Bundesländern deutlich gestiegen, die Unternehmensorganisation
sei heute schlanker und schlagkräftiger und die Finanzen seien trotz
Altschuldenbelastung und trotz erheblicher Ausfälle bei der Werbung
konsolidiert worden.
Dennoch blieben zentrale Herausforderungen für die Zukunft. Dazu
gehöre nach wie vor die Veränderung der Zuschauerstruktur durch eine
beständige Modernisierung und durch die Ausrichtung des Programms
auf die "aktive Mitte der Gesellschaft". Die Markenqualität des ZDF-
Angebots müsse künftig noch stärker ausgebaut werden. Daneben sei
die Event-Programmierung ein weiteres Mittel, die Qualitäten des ZDF-
Programms auffällig zu positionieren.
Zuschauer-Untersuchungen hätten belegt, dass das ZDF-
Informationsprogramm seine besondere Stärke darin habe, Hintergründe
und Zusammenhänge nachvollziehbar zu erklären. Zu den Gründen für
dieses positive Urteil gehöre der besondere Stellenwert, den das ZDF
Reportagen und Dokumentationen gebe, die Geschichte, Wissenschaft und
Gesellschaft an Personen, historischen Daten und aktuellen
Entwicklungen verdeutlichen. Diese Erklärkraft seiner Programme werde
das ZDF weiter stärken, kündigte der ZDF-Intendant an. Das Ziel, das
ZDF-Publikum zu verjüngen, sei im übrigen kein Selbstzweck.
Schächter: "Es geht ausschließlich darum, den Kontakt zu jüngeren
Publikumsgruppen nicht zu verlieren und perspektivisch einen
Generationenabriss im ZDF-Publikum zu verhindern."
Zwar verfüge das ZDF nach wie vor nicht über die dringend notwendige
Senderfamilie, die durch die Vernetzung unterschiedlicher
Programmangebote in einem Bouquet als entscheidender Erfolgsfaktor
des künftigen digitalen Fernsehmarktes gilt, doch sei es gelungen,
über den Verbund von Kulturprogrammen im ZDF-Hauptprogramm, 3sat,
ARTE und dem ZDF-Theaterkanal "eine im deutschen Fernsehen einmalige
Breite kultureller Programmangebote" aufzubauen. Mit der gemeinsamen
Produktion und Finanzierung von Theater- und Musikprogrammen sowie
dem Austausch von Beiträgen unter den kulturellen Sendungen habe das
ZDF mit dieser "Kulturallianz" die Kanal-übergreifende gemeinsame
Programmentwicklung und -produktion erfolgreich etabliert.
Nach wie vor halte das ZDF jedoch seinen Anspruch aufrecht, sich
breiter und diversifizierter aufstellen zu können als heute, sagte
Intendant Schächter. Das ZDF plane keine zusätzlichen Kanäle.
Allerdings gebe es ein deutliches Ungleichgewicht zwischen ARD und
ZDF, was die Anzahl der eigenverantworteten Programme und die
Aufteilung der Rundfunkgebühren angeht. Deshalb werbe das ZDF dafür,
3sat künftig in die alleinige Verantwortung des ZDF zu geben.
Schächter: "Das wäre ein bedeutender Schritt, um die eklatanten
strategischen Nachteile des ZDF gegenüber der ARD und den anderen
Wettbewerbern zu vermindern."

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Telefon: 06131 / 70 - 2120

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