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Donnerstag, 12. Januar 2006, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag, 12. Januar 2006, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Thema u. a.: Paradies in der Provinz Wie ein russischer Milliardär seine Region verhätschelt
Genau 75 Jahre gibt es den autonomen Kreis der Tschuktschen nun als Verwaltungseinheit. Die Feierlichkeiten in der Hauptstadt Anadyr wären wohl an der Welt vorbeigegangen, hieße der Gouverneur der russischen Region am nordöstlichsten Zipfel Asiens nicht Roman Abramowitsch, Öl-Milliardär mit Wohnsitz in London, einem Traumschloss in Frankreich, einer Superyacht und einem eigens zusammengekauften Top-Fußballclub, dem amtierenden englischen Meister FC Chelsea London.
Seit 2000 ist der unscheinbare Russe, der sein Vermögen in der Jelzin-Ära gemacht hatte, auf der Halbinsel gegenüber von Alaska im Amt. In fünf Jahren machte er die Region zu einem regelrechten Märchenland. Die Hauptstadt Anadyr hat sich von einer verkommenen Goldgräberstadt zur schicken Provinzmetropole gewandelt.
Viele Projekte, vor allem Schulneubauten überall auf der Halbinsel, finanzierte Abramowitsch aus eigener Tasche. Auch der öffentliche Haushalt wäre ohne den Milliardärs-Gouverneur verschwindend gering. Denn die Steuern der Firmen, die Abramowitsch in Tschukotka registrieren ließ, füllen fast ausschließlich die offiziellen Säckel der Provinz. Kein Wunder, dass die Bevölkerung ihren Gouverneur wie einen Gott verehrt.
Ganz uneigennützig aber war Abramowitschs Engagement in Tschukotka wohl nicht. Immer wieder gab es Gerüchte über Steuerschlupflöcher für seine Firmen. Ein gefährliches Spiel im Russland des machtbewussten Präsidenten Wladimir Putin. Steckt doch Oligarchen- Kollege Michail Chodorkowski schon wegen Steuervergehen hinter Gittern.
Wohl ein Warnsignal für Abramowitsch. Langsam scheint er sich ganz aus Russland zurückziehen zu wollen, investiert dafür in Europa. Im Oktober letzten Jahres verkaufte er gar die Mehrheit seines Unternehmens Sibneft an den vom Kreml kontrollierten Gasprom- Konzern. Ganz zur Freude Präsident Putins, der immer mehr Wirtschaftskraft in staatlicher Hand wiedervereinigt.
Aber zumindest als Finanzier der Region Tschukotka passt der Wahl- Londoner den Mächtigen in Moskau noch in den Kram. Prompt schanzte man ihm eine zweite Amtszeit als Gouverneur zu. In der russischen Presse witzelte man schon über die Absichten des Kremls: "Um Tschukotka braucht man sich jetzt wieder fünf Jahre keine Sorgen zu machen."
Joachim Bartz hat die Provinz des milliardenschweren Gouverneurs besucht.
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