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Pressemitteilung /ZDF-Politbarometer Februar 2006
Mehrheit gegen Streik im Öffentlichen Dienst Platzeck und Müntefering verlieren an Ansehen

Mainz (ots)

Der Streik im Öffentlichen Dienst gegen eine
Verlängerung der Wochenarbeits-zeit auf 40 Stunden im Westen ohne
Lohnausgleich wird mehrheitlich abgelehnt: Nur 42 Prozent aller
Befragten halten ihn für richtig, 55 Prozent halten ihn für nicht
richtig. Gewerkschaftsmitglieder unterstützen den Streik hingegen
überwiegend (66 Prozent). Entsprechend wird auch eine Verlängerung
der Arbeitszeit auf die von den öffentlichen Arbeitgebern angestrebte
Arbeitszeit im Westen auf 40 Wochenstunden von der Mehrheit der
Deutschen unterstützt (dafür 55 Prozent; dagegen 42 Prozent). 45
Prozent der Befragten glauben, dass eine solche Erhöhung der
Arbeitszeit auch zu einem Wegfall von vielen Arbeitsplätzen im
Öffentlichen Dienst führen wird (glauben nicht: 50 Prozent).
Bei der durch den Karikaturenstreit ausgelösten Debatte über
Pressefreiheit versus Rücksichtnahme auf religiöse Wertvorstellungen
halten 53 Prozent den Schutz der Pressefreiheit für wichtiger, 37
Prozent hingegen die Rücksichtnahme auf religiöse Wertvorstellungen.
Dabei spielt die Konfession der Befragten eine große Rolle: Für
Katholiken ist beides fast gleichermaßen wichtig, Protestanten (53
Prozent) und Konfessionslose (60 Prozent) halten hingegen die
Pressefreiheit für wichtiger.
Dass die meisten in Deutschland lebenden muslimischen Ausländer die
im Grundgesetz festgeschriebenen Werte akzeptieren, glauben nur 33
Prozent (glauben nicht: 59 Prozent; weiß nicht: 8 Prozent).
Beim Thema Rente mit 67 ist die Ablehnungsfront weiter sehr
deutlich: Die schrittweise Erhöhung des Rentenalters auf 67 bis
spätestens 2029 finden 78 Prozent nicht richtig und nur 21 Prozent
sprechen sich dafür aus. Alle Parteianhängergruppen lehnen diese von
der Bundesregierung beschlossene Maßnahme deutlich ab. Am meisten
Unterstützung findet sie noch bei den Anhängern der Grünen (40
Prozent dafür).
Die Debatte über diesen Vorschlag, bei dem Bundesarbeitsminister
Franz Müntefering auch Kritik aus seiner eigenen Partei erfahren
hat, verringerte das Vertrauen in die Kompetenz der Parteien beim
Thema Rente noch weiter: Inzwischen trauen 38 Prozent (Jan: 33
Prozent) keiner Partei mehr etwas beim Thema Rente zu und 20 Prozent
(Jan: 15 Prozent) sehen sich nicht in der Lage, diese Frage zu
beantworten. Lediglich noch 20 Prozent (Jan: 26 Prozent) sehen die
größte Kompetenz bei der CDU/CSU und 16 Prozent (Jan: 21 Prozent)
bei der SPD. Den anderen Parteien wird bei diesem Thema praktisch
überhaupt nichts zugetraut.
Die sichtbar gewordenen Differenzen der letzten Wochen sowohl
innerhalb der SPD als auch innerhalb der Koalition haben vor allem
dem Ansehen des SPD-Vorsitzenden Platzeck und des Vizekanzlers
Müntefering geschadet: Mit Hilfe der +5/-5-Skala wurde wie immer
abgefragt, was man von den zehn wichtigsten Politikerinnen und
Politikern in Deutschland hält. Wiederum genießt dabei Horst
Seehofer das höchste Ansehen. Er kommt jetzt auf einen
Durchschnittswert von 2,8 (Jan. II: 2,5). Weiter auf Platz zwei mit
unveränderten 2,2 die Bundeskanzlerin. Deutlich schlechter – vor
allem auch bei den SPD-Anhängern – Matthias Platzeck mit nur noch
1,7 (Jan. II: 2,1) vor Frank-Walter Steinmeier, der sich auf 1,6
verbessert (Jan. II: 1,3). Jetzt auf Platz fünf Peer Steinbrück mit
unveränderten 1,4 vor Wolfgang Schäuble mit 1,0 (Jan. II: 1,1).
Danach Franz Müntefering, der nur noch auf 0,8 (Jan. II: 1,1) kommt
und ähnlich wie Platzeck vor allem bei den Anhängern der SPD
deutliche Einbußen hinnehmen muss. Am Schluss folgen Gerhard
Schröder mit unveränderten 0,1 vor Guido Westerwelle mit
unveränderten minus 0,2 und als Schlusslicht Edmund Stoiber mit minus
1,0 (Jan. II: minus 1,2).
In der politischen Stimmung muss die CDU/CSU einen Teil der
deutlichen Zugewinne vom letzten Mal wieder abgeben und kommt jetzt
auf 46 Prozent (minus 2), die SPD auf 29 Prozent (minus 1), die FDP
legt wieder etwas zu auf 8 Prozent (plus 1), die Grünen erreichen 9
Prozent (plus 3), während sich die Stimmung für die Linkspartei.PDS
etwas verschlechtert auf 6 Prozent (minus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag wieder Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 41 Prozent (unverändert), die
SPD auf 32 Prozent (minus 1), die FDP auf 8 Prozent (unverändert).
Die Linkspartei.PDS müsste einen Punkt abgeben auf 7 Prozent. Die
Grünen kämen auf 8 Prozent (plus 1). Die sonstigen Parteien zusammen
erhielten 4 Prozent (plus 1).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 14. bis 16. Februar 2006 bei 1260 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch geführt. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt
2,7 Prozentpunkte, bei dem kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste
Politbarometer gibt es am Freitag, 10. März 2006, nach dem "heute-
journal".

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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