ZDF-Magazin "Frontal 21": Zollkriminalamt gelingt größter Schlag gegen türkische Markenpiraten
"Frontal 21"-Reportern werden in der Türkei Zehntausende Fälschungen angeboten
Mainz (ots)
Dem Zollkriminalamt ist der bislang größte Schlag gegen Markenpiraterie aus der Türkei gelungen. Fahnder beschlagnahmten in der Nähe von Köln 70 000 gefälschte Textilien. Den Importeuren wird vorgeworfen, mindestens 150 000 Plagiate unter dem Namen "Armani", "Dolce&Gabbana", "Tom Tailor" u.a. nach Deutschland gebracht zu haben. Das berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21" am Dienstag, 23. Mai 2006. "Wir haben es hier mit gewerblichen Strukturen zu tun. Es geht um sehr viel Geld, es geht um Konkurrenzfragen und um den Schutz der einheimischen Wirtschaft", sagt Karl-Heinz Matthias, Präsident des Zollkriminalamtes, gegenüber "Frontal 21".
In der türkischen Textilindustrie finden sich weltweit mit die größten Markenfälscher, so der Hauptgeschäftsführer des Gesamttextilverbands Wolf-Rüdiger Baumann. "Es ist ein Skandal seitens der türkischen Regierung, dass hier nicht vorgegangen wird. Es geschieht durch die türkischen Behörden allenfalls dann etwas, wenn eine Anzeige vorliegt. Dies ist nicht hinnehmbar bei einem Land, dass sich als Beitrittskandidat zur europäischen Union versteht", so Baumann gegenüber "Frontal 21".
Die Türkei sei bislang bei Produktpiraterie viel zu wenig ins Blickfeld gerückt. In Deutschland seien im Jahr 2005 13,5 Millionen Textilien durch den Zoll beschlagnahmt worden, davon "kommen rund 10 Prozent aus der Türkei, wenn wir Sportkleidung rausrechnen, 20 Prozent", so Baumann. "Und hierzu muss man wissen, dass die Türkei Zollunionsmitglied ist, also ihre Produkte im freien Warenverkehr in die Europäische Union einführen kann, so dass allenfalls der Seeverkehr durch den Zoll einmal erfasst werden kann. Insofern kann man sich lebhaft ausmalen, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist."
So breitet sich Produktpiraterie in der Türkei offenbar weitgehend ungehindert aus; sogar in renommierten Unternehmen werden Markenprodukte gefälscht. Reportern des ZDF-Magazins "Frontal 21", die sich als deutsche Textilimporteure ausgaben, bot eine der größten Textilfabriken des Landes gleich Zehntausende Plagiate an u.a. des Sportartikelherstellers "Adidas". Allein im vergangenen Jahr sei Adidas ein Schaden von 100 Millionen Euro durch Produktpiraterie entstanden, so Konzernsprecherin Anne Putz gegenüber "Frontal 21". Daher setze Adidas vermehrt eigene Ermittler gegen Produktpiraten in der Türkei ein. Die Fälscher seien immer besser organisiert. "Es gibt den Trend, dass viele Drogenhersteller mittlerweile auf Produktfälschungen umgestiegen sind, weil einfach die Strafen auf Produktfälschungen noch nicht so hoch sind."
Einen immensen Schaden für die deutsche Wirtschaft und dazu den Verlust von insgesamt 75 000 Arbeitsplätzen in Deutschland durch weltweite Produktpiraterie beklagt Wolf-Rüdiger Baumann. Der Hauptgeschäftsführer von Gesamttextil fordert jetzt die deutsche Bundesregierung auf, bei der türkischen Regierung zu intervenieren. "In den Gesprächen mit der chinesischen Regierung wird dies andauernd auf die Agenda gesetzt. Mir ist nicht bekannt, dass in Gesprächen mit der Türkei dies jemals thematisiert worden wäre."
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