Internationaler Tag der älteren Menschen
GeWINO: 100 Jahre und kein einziges Mal in der Klinik
Potsdam (ots)
Fast die Hälfte der 100-jährigen AOK-Versicherten lebte in 2014 noch in der eigenen Wohnung - und das tut ihnen offenbar gut. Denn diese Hochbetagten waren auch nur selten im Krankenhaus. "70 Prozent der 541 Versicherten der AOK Nordost über 99 Jahre, die noch zu Hause lebten, waren in 2014 kein einziges Mal in einer Klinik", so Dr. Thomas Zahn, Leiter des Gesundheitswissenschaftliche Institut (GeWINO) der AOK Nordost. Das GeWINO untersucht seit 2014 gemeinsam mit der Altersforscherin Prof. Adelheid Kuhlmey und dem Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft an der Charité, wie es hochbetagten Menschen in den AOK Nordost Regionen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gesundheitlich geht.
Die meisten Menschen möchten im Alter auch dann zu Hause wohnen, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind. Die Pflege sollten am besten die Angehörigen oder ein ambulanter Pflegedienste übernehmen, so der ausdrückliche Wille vieler. Dass Wunsch und Wirklichkeit selbst für Hochbetagte gar nicht so weit auseinander liegen, zeigt der zweite Teil der 100-Jährigen-Studie des GeWINO. Danach leben von den 1.097 bei der AOK Nordost versicherten 100-Jährigen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern noch nahezu die Hälfte in 2014 zuhause. Die meisten von ihnen sind - wen wundert es - auf Hilfe angewiesen: In allen drei Bundesländern liegt der Anteil der Pflegebedürftigen bei den 100-Jährigen bei über 90 Prozent, wobei die Mehrheit von ihnen die Pflegestufe 2 hat. Doch dass fast 60 Prozent der 100-Jährigen trotz Pflegestufe 1 in 2014 noch in der eigenen Häuslichkeit leben konnten, ist vor allem den pflegenden Angehörigen zu verdanken, die sich mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten um die Hochbetagten kümmern. "Selbst bei den Schwerpflegebedürftigen, die die Pflegestufe 2 hatten, waren es immerhin noch 45 Prozent, die mit Unterstützung von Angehörigen und ambulanten Pflegediensten zu Hause leben konnten. Erst die Schwerstpflegebedürftigen mit Stufe 3 mussten zum Großteil im Pflegeheim versorgt werden", so Dr. Thomas Zahn.
Die vertraute Umgebung tut den Menschen offenbar gut. Denn 83 Prozent aller in der Häuslichkeit lebenden 100-Jährigen wurden innerhalb des Untersuchungszeitraums gar nicht oder maximal eine Woche im Krankenhaus behandelt. "Überrascht hat uns, dass fast 70 Prozent der 100-Jährigen, die noch zu Hause lebten, kein einziges Mal in der von uns untersuchten Zeit stationär behandelt wurden. Von den restlichen 30 Prozent waren die meisten, nämlich fast 20 Prozent, nur ein einziges Mal dort", so der Leiter des GeWINO.
Das GeWINO analysiert die Versorgungssituation in den nordostdeutschen Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit wissenschaftlichen Methoden. Ziel ist es, gemeinsam mit den Leistungserbringern der Regionen innovative regionale Lösungsansätze zu entwickeln und den Erfahrungsaustausch zu befördern. Dafür können die Wissenschaftler auf die pseudonymisierten Stammdaten von 1,75 Millionen AOK Versicherten zurückgreifen. Die Ergebnisse der 100-Jährigen-Studie sollen helfen, gezielte Maßnahmen für die Bewältigung der Herausforderungen der alternden Gesellschaft zu entwickeln. Im ersten Teil der Untersuchung betrachtete das GeWINO dazu die Altersstruktur ihrer Versicherten. So feierten in Berlin 536, in Brandenburger 378 und in Mecklenburg-Vorpommern 209 Männer und Frauen wenigstens das 100. Lebensjahr in 2013.
Die Ergebnisse der 100-Jährigen-Studie Teil 1 und Teil 2 können Sie bei der Pressestelle der AOK Nordost unter presse@nordost.aok.de anfordern.
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