Entführte Chibok Mädchen: Hoffen auf ein Wunder
Open Doors lädt Vertreter der Chibok Eltern nach Deutschland ein
Kelkheim (ots)
In der Nacht vom 13. auf den 14. April 2014 drangen Boko Haram Anhänger in Armeeuniformen auf das Gelände der staatlichen Oberschule in Chibok vor. Sie verschleppten mehr als 270 zumeist christliche Schülerinnen in den Sambisa Wald. Etwa 50 von ihnen konnten unterwegs fliehen. Die Eltern bangen seit 24 Monaten um ihre Töchter; mehrere sind infolge von Leid und Ungewissheit an stressbedingten Erkrankungen verstorben. Will man einem der vielen Gerüchte glauben, so sind die meisten der 220 Mädchen aus Chibok längst mit Muslimen außerhalb Nigerias zwangsverheiratet.
"Wir haben Schmerzen im Kopf und im Herzen", sagt Peter P., der zusammen mit etwa 200 Männern aus der Region Chibok im Sambisa Wald nach seiner Tochter Grace und den anderen Mädchen gesucht hatte. Als Bewohner eines Dorfes sie jedoch vor einer Auseinandersetzung mit den schwerbewaffneten Entführern warnten, brachen sie die Suche ab. Nigerias Regierung gab mehrmals an, den Aufenthaltsort der Mädchen zu kennen; man könne die Mädchen jedoch nicht befreien, ohne deren Leben zu riskieren. Über Verhandlungen zur Freilassung der Mädchen sind die Eltern nicht informiert.
Präsident Buharis offenes Versprechen
Bei seinem Amtsantritt 2015 sicherte Präsident Muhammadu Buhari zu, er werde mit religiös motivierter Gewalt und Boko Haram ein Ende machen. Eine multinationale Einsatzgruppe aus Kamerun, Benin, dem Tschad und Nigeria konnte tatsächlich mehrere Geiseln von Boko Haram befreien, Mädchen aus Chibok waren jedoch nicht darunter. Buhari hatte angekündigt, "alle Bürger zu schützen, damit sie ihren Glauben frei ausleben können." Ein von Open Doors am 24. Februar 2016 vorgelegter Bericht zeigt jedoch ein verheerendes Ausmaß von Gewalt gegen Christen im Norden Nigerias. Raub, Entführungen, Vergewaltigungen und die Zerstörung von Kirchen, Häusern und Geschäften weisen auf eine gezielte Vertreibung von Christen aus Nigerias Norden hin.
Zu einer Untersuchung solcher Übergriffe islamistischer Gruppierungen gegen Christen und Kirchen durch die Regierung kommt es allerdings nur selten - entgegen der Bestimmungen des UNDHR und des UN-Zivilpakts. Der Vater von Grace spricht auch für die anderen Familien in Chibok: "Nichts wurde von der Regierung für uns getan. Unser Leid ist endlos."
Leben in Chibok weiterhin unsicher
Boko Haram ist weiterhin in der Region präsent, das Leben der Menschen noch immer von Unsicherheit und Furcht geprägt. Bauern wagen sich nicht auf ihre Felder. Die Märkte sind geschlossen, genauso wie die Schulen. Die Kinder sitzen seit zwei Jahren zuhause, viele schwer traumatisiert. Andere Kinder und Jugendliche haben die Region verlassen, um wieder die Schule besuchen zu können, aber auch aus Furcht, sie könnten von Boko Haram entführt und zum Töten gezwungen werden.
Open Doors unterstützt die Eltern der Chibok Mädchen mit Trauma-Begleitung, wie jüngst, als etwa 50 von ihnen zu einem Seminar kamen. Ruth Sule beschreibt, was viele dabei erlebt haben: "Ich fand es schwer, denen zu vergeben, die meine Tochter entführt haben. Da war ein Schmerz in meiner Brust. Aber heute konnte ich vergeben. Ich vertraue darauf, dass Gott meine Wunden heilt."
Vater von Chibok Mädchen in Deutschland
Auch Yakubu Mainas Tochter ist unter den entführten Mädchen, er selbst wurde zum Sprecher der betroffenen Eltern gewählt. Auf Einladung von Open Doors wird er bei den Open Doors Tagen am 4. Juni in Bielefeld und am 11. Juni in Mainz stellvertretend für die anderen Eltern aus Chibok berichten. Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode, möchte damit den Eltern der entführten Mädchen eine Stimme geben. "Solange die Mädchen nicht befreit sind, dürfen wir diese schlimme Situation nicht in Vergessenheit geraten lassen. Die Eltern benötigen auch weiterhin unsere Gebete und Solidarität", so Rode. "Wir bitten auch die Bundesregierung nicht locker zu lassen und die nigerianischen Sicherheitskräfte bei der Suche aktiv zu unterstützen, bis die Mädchen in die Arme ihrer Eltern zurückgekehrt sind", appelliert Rode.
Den Bericht über Nigeria und weitere Informationen finden Sie unter: www.opendoors.de/nigeria
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Weit mehr als 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.
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