Olympiasiegerin Britta Heidemann: "Ich analysiere im Alltag genauso wie im Sport. Vielleicht sogar zu viel"
Hamburg (ots)
Sie ist 28 Jahre. Und hat als Sportlerin schon alles erreicht: Als einzige Degenfechterin triumphierte Britta Heidemann als Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Europameisterin in drei aufeinander folgenden Jahren. Dennoch sind sportliche Höchstleistungen für sie keine Quälerei: "Ich hatte immer Lust auf Erfolg und Spaß daran, mich zu verbessern. Würde ich mich quälen, hätte ich längst aufgehört", sagt die gebürtige Kölnerin im Exklusiv-Interview mit dem Frauenmagazin EMOTION (Ausgabe 11/2011 ab morgen im Handel). "Ich gerate in einen Flow, bei dem ich nicht mehr nach links und rechts schaue, sondern völlig in dem aufgehe, was ich tue." Auch mit Niederlagen weiß sie umzugehen: "Ich ärgere mich, so wie jeder andere auch. Dann denke ich darüber nach, woran es gelegen hat. Wer sich alles schönredet, wird keinen Erfolg haben."
Trotz aller Erfolge bleibt Britta Heidemann bodenständig. Ihre Vorbilder: "Meine Eltern. Sie sind glücklich mit dem, was sie haben, da muss kein BMW vor der Tür stehen". Schon als Kind hat Heidemann sportliche Erfolge errungen. Kölner Hochsprungmeisterin mit zehn Jahren, Westdeutsche Meisterin im Schwimmen mit zwölf. "Meine Eltern haben mich nicht gepusht, es gab keinen Druck wie Hausarrest oder Taschengeldentzug. Aber sie haben mir gezeigt, was ich schaffen kann", so die 28-Jährige. "Eigentlich ist sogar mein Fleiß meinem Wunsch nach Freiheit geschuldet. Ich bin gern faul, aber erst will ich etwas schaffen. Wer fleißig ist, der spart sich in Wahrheit oft Aufwand."
Heidemann ist überzeugt, vom Fechten fürs Leben zu lernen: "Ich analysiere im Alltag genauso wie im Sport. Vielleicht sogar zu viel. So fallen mir manche Entscheidungen schwer. Dabei ist mir schon klar, dass sich Gefühle nicht sezieren lassen", sagt die Kölnerin, die mit ihrem Freund zusammenlebt. "Natürlich lasse ich mich im Privatleben auch von Emotionen leiten. Und klar, dass es selbst da ein paar Fakten zu beachten gibt, aber vor allem geht es um Liebe und Geborgenheit, um Zuneigung und Zeit füreinander. Da kann man nicht sagen; 'Gut, du hast von zwei bis drei Uhr Zeit zum Kuscheln'. Da kommt man mit den Werkzeugen, die ich im Sport gelernt habe, sicherlich nicht weiter."
Die nächsten sportlichen Höhepunkte sind bereits gesetzt: "Meine großen Ziele sind die Olympischen Spiele 2012 und die Weltmeisterschaft Mitte Oktober". Sollte es 2012 nicht reichen für Olympia-Gold, "dann werde ich in mich hineinhorchen, wie ich mich fühle. Ich habe das Luxusproblem, alle Erfolge errungen zu haben und noch jung zu sein", so Heidemann, die auch außerhalb der Fechtarena beruflich ambitioniert ist - mit einem Diplom in Chinesischer Regionalwissenschaft. Das Private hat Britta Heidemann ebenfalls fest im Blick: "Auf jeden Fall will ich zwei Kinder haben. Aber noch ist nichts in Planung."
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