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Gladbeck - Dokument einer Geiselnahme - Ein Film von Michael Gramberg

Köln (ots)

WDR Fernsehen, 13. August 2008 - 23.15 bis 00.45 Uhr
Die 90-minütige WDR-Dokumentation wurde nach Absprache mit der 
Mutter von Silke Bischoff realisiert. Sie leidet noch heute wie am 
ersten Tag unter dem tragischen Tod ihrer Tochter. Zunächst wollte 
sie, dass der Name und die Aufnahmen ihrer Tochter nie mehr 
veröffentlicht werden dürfen. Doch es gelang dem WDR, sie davon zu 
überzeugen, die bedrückende Geschichte der Geiselnahme, die Silke das
Leben kostete, noch ein letztes Mal zu dokumentieren. Das Geschehen 
noch einmal zu beleuchten und zu hinterfragen, damit sich so etwas 
nie wiederholt.
16. August 1988: Die Gangster Hans-Jürgen Rösner und Dieter 
Degowski haben in Gladbeck eine Bank überfallen, zwei Geiseln 
genommen, 300 000 Mark Lösegeld und einen Fluchtwagen gefordert. Sie 
geben von der Bank aus per Telefon Hörfunkinterviews und drohen, die 
Geiseln zu erschießen. Draußen stehen Fernsehteams und berichteten 
live. Ein Verbrechen wird am Bildschirm verfolgt, während es 
geschieht. Drei Tage lang wird die Republik das Drama wie gebannt 
verfolgen, den Geiselnehmern und ihren Opfern von Gladbeck über 
Bremen und die Niederlande nach Köln auf den Fersen sein. Reality TV.
Eine Grenzüberschreitung, die es noch nie gegeben hat.
Die Polizei ist ratlos, agiert chaotisch. Sie lässt Reporter, 
Fotografen und Kameraleute gewähren und schafft es selbst nicht, mit 
den Geiselnehmern Kontakt zu halten. Die Polizei schaut zu, wie die 
Geiselnehmer eine Show abziehen, die Knarre im Schoß, sich wichtig 
tun. Wie sie Fernsehinterviews geben und dabei behaupten, ihr eigenes
Leben sei ihnen "scheißegal" und wenn sie andere Menschen mit in den 
Tod rissen, könne man da eben nichts machen. Als die Polizei merkt, 
dass die Journalisten schließlich überall im Wege sind, ist es zu 
spät.
In Bremen sorgen die Kidnapper für Panik, kapern einen mit 30 
Personen besetzten Bus. Sie wollen die Geiseln austauschen, gegen 
einen Kripobeamten. Die Polizei lehnt ab. Nach einer abenteuerlichen 
Flucht in die Niederlande stehen sie schließlich mit einem neuen 
Fluchtwagen und noch zwei Geiseln in der Kölner Innenstadt und 
prahlen gegenüber den Journalisten, sie hätten einen Jungen 
"umgelegt". Es war der fünfzehnjährige Emanuele, der seine kleine 
Schwester schützen wollte. Dann versuchen sie, über die Autobahn zu 
entkommen. Und als das Sondereinsatzkommando der Polizei den 
Fluchtwagen auf der Autobahn rammt, stirbt die achtzehnjährige Silke 
Bischof. Die Obduktion ergibt, dass die junge Frau durch eine Kugel 
aus Rösners Pistole getroffen wurde.
Am Ende herrscht Ratlosigkeit, Trauer und Wut. Die Polizei hat 
kläglich versagt. Und die Medien? Die Kripo behauptet, die 
Journalisten hätten die Polizei bei ihrer Arbeit behindert. Doch 
warum hat sie die Medien nicht zurückgepfiffen?
Nach 20 Jahren zeigt das WDR Fernsehen diese beeindruckende 
Dokumentation, die viele noch nicht gesendete Aufnahmen enthält. 
Dies, weil direkt nach dem tödlichen Ausgang eine selbstkritische 
Diskussion in den Rundfunkanstalten und Verlagshäusern darüber 
entbrannte, wie weit man in Bild und Ton gehen darf, wenn über ein 
Verbrechen informiert werden soll. Die Fülle des dokumentarischen 
Materials belegt auch, wie hilflos die Polizei in Bremen und Köln 
war. Wie sehr sie sich vor ihrer Verantwortung gegenüber den Geiseln 
gedrückt hat.Am Ende hatte das Geiseldrama und Silkes Tod die 
Republik verändert, wachgerüttelt.
Redaktion: Gudrun Wolter, WDR

Pressekontakt:

Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Telefon 0221/220 2770, -4605
annette.metzinger@wdr.de
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