Ein Jahr nach dem Einsturz - Wie Köln sein Gedächtnis wieder findet
Köln (ots)
WDR Fernsehen, 26. Februar 2010, 20.15 Uhr Ein Film von Werner Kubny, Per Schnell und Kamilla Pfeffer
Als am 03. März 2009 das Kölner Stadtarchiv einstürzte, richtete sich verständlicherweise zunächst die Aufmerksamkeit und Sorge auf die Verschütteten und auf diejenigen, die ihre Wohnungen verloren hatten. Die nächste Frage gilt der Verantwortung für dieses Unglück. Doch daneben und dahinter wird deutlich, wie unermesslich groß der kulturelle Verlust ist. Das Stadtarchiv stand nie wirklich im Rampenlicht, doch es war das größte und bedeutendste nördlich der Alpen, enthielt den wichtigsten Bestand an mittelalterlichen Dokumenten, Tausende von Urkunden von Kaisern, Fürsten und Kaufleuten, von Klöstern, Kirchen und Päpsten, alle Ratsprotokolle der Stadt Köln seit dem 14. Jahrhundert, wertvolle alte Handschriften - und fast 800 Nachlässe prominenter Kölner. Das alles lag am 3. März plötzlich unter Trümmern und wird seitdem mit höchstem Aufwand geborgen.
Werner Kubny, Per Schnell und Kamilla Pfeffer haben für ihre Dokumentation seitdem - zum großen Teil exklusiv - beobachtet, was alles getan wird und getan werden muss, um wenigstens einen Teil der Archivbestände zu retten und wiederherzustellen. Sie haben Profis und freiwillige Helfer bei ihrer Arbeit begleitet - und herausgefunden, dass die Hinterlassenschaften der Vergangenheit für manche von ihnen eine ganz persönliche Bedeutung haben. Sie haben die seltenen Glücksmomente miterlebt, bei denen besonders wertvolle Urkunden oder Bücher wenig oder gar nicht beschädigt geborgen werden konnten. Vor allem aber haben sie mit Menschen gesprochen, die - wie die Schriftsteller Dieter Wellershoff und Günter Wallraff - mit dem Einsturz des Archivs große Teile der eigenen künstlerischen Arbeit oder - wie René Böll - den Nachlass naher Angehöriger verloren haben.
So wird bei dieser Zwischenbilanz ein Jahr nach dem Unglück klar, dass der Schuttberg mitten in Köln sehr vielfältige und sehr menschliche Züge trägt - und dass der Weg hin zu einer vollständigen Wiederherstellung des "Gedächtnisses" noch sehr, sehr lang sein wird. Redaktion: Beate Schlanstein
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