WDR Fernsehen, Freitag, 17. November 2000, 23.00 Uhr
ZIVILCOURAGE - Kirchenasyl ein Film von Florian von Stetten
Köln (ots)
Geschichten über Zivilcourage sind Geschichten von Menschen, die den Mund aufmachen, widersprechen oder sich anders verhalten, als man es von ihnen erwartet, selbst wenn sie sich dadurch in Schwierigkeiten oder Gefahr bringen. Sie nach ihren Motiven und Gefühlen zu befragen hilft, die Zeit besser zu verstehen, in denen diese Menschen handeln.
Mit der Eingrenzung des Asylrechts 1993 häuften sich Fälle von Kirchenasyl: Initiativen, um Menschen Schutz vor Verfolgung zu geben. In vielen Fällen hat die Polizei einen solchen Schutz gewaltsam beendet. "Beihilfe zum illegalen Aufenthalt" lautet der Vorwurf der Juristen an Geistliche, die Kirchenasyl gewähren. Sich dazu zu entschließen, braucht Mut - auch gegenüber der eigenen Gemeinde. Florian von Stetten hat mit Pfarrerinnen, Pfarrern und Gemeindemitgliedern, aber auch mit Flüchtlingen und Politikern gesprochen.
Modernes Kirchenasyl entwickelte sich aus Erfahrungen der amerikanischen Sanctuary-Bewegung, doch die Ursprünge des Kirchenasyls liegen in vorchristlicher Zeit. Als Asylorte galten Tempel, heilige Bezirke, sowie Kult- und Grabstätten. Schon aus dem 4. Jh. ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten. Seit dem neuen Kirchenrecht 1983 gibt es offiziell kein Kirchenasyl mehr, wer also heute in der Bundesrepublik Kirchenasyl gewährt, verstößt gegen geltendes Recht. Doch auch in einer Demokratie gibt es staatliche oder gesellschaftliche Willkürakte, und Kirchenasyl weist auf das verfassungsrechtlich garantierte Asylrecht und die Unantastbarkeit der Menschenwürde hin. "Es geht darum, einem verfassungsrechtlich garantierten Schutzanspruch auch aufzuhelfen, im Grunde, den Staat an seine Aufgaben zu erinnern", sagt Susanne Rößler, Pfarrerin in Düren.
Redaktion: Monika Hey
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