Pleitgen: "Rundfunk nicht dem freien Spiel des Marktes überlassen"
Köln/Berlin (ots)
WDR-Intendant Fritz Pleitgen hat in einer Rede an der Freien Universität Berlin die herausragende Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Demokratie betont. Dem Rundfunk komme als "Medium und Faktor des Meinungsbildungsprozesses eine fundamentale Bedeutung" zu. Deshalb dürfe er nicht "dem freien Spiel der Kräfte des Marktes überlassen werden", so Pleitgen - seit Jahresbeginn auch ARD-Vorsitzender - am John F. Kennedy-Institut.
Am Beispiel der Medienentwicklung in den USA machte Pleitgen deutlich, wie kommerzielle Konzentrationsbewegungen die Meinungsvielfalt einschränken. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in den Vereinigten Staaten spiele kaum eine Rolle und die sechs großen privat finanzierten Sender müssten "versuchen, möglichst viel Werbung möglichst teuer zu verkaufen". Dies führe, so Pleitgen, "zu einer bemerkenswerten Verflachung des Journalismus", da ein möglichst breites Publikum erreicht werden müsse. Besonders deutlich hat sich dies nach Pleitgens Worten im "größten Fehltritt" der US-Sender bei der Präsidentenwahl gezeigt, zu der die Sender "Sekundenhäppchen von Statements der beiden Kandidaten gegeneinander gestellt" hätten statt Themen und Hintergründe zu erklären. Der Wahlkampf sei wie "ein Pferderennen kommentiert und präsentiert" worden. Die amerikanischen Sender hätten im Bestreben nach der schnellsten Meldung zunächst Gore und dann Bush voreilig zum Sieger erklärt - trotz unklarer und knapper Ergebnisse, so Pleitgen. Die kommerzielle Medienkonzentration könne die Entpolitisierung der amerikanischen Gesellschaft fördern.
In Deutschland ist die Situation der Medien nach Pleitgens Auffassung "wesentlich besser" als in den Vereinigten Staaten. Den beiden Oligopolisten Kirch und Bertelsmann stünde ein starker, gemeinwohlorientierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk gegenüber.
Pleitgen hielt den Vortrag "Medienkonzentration und Meinungsvielfalt in den USA" am John F. Kennedy-Institut im Rahmen der Ringvorlesung "Nordamerika und Europa".
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