Günter Grass: Deutschland eine "gefestigte Demokratie"
Entschuldigung von Reich-Ranicki erwartet
Köln (ots)
Köln, 8. Oktober 02 - Die Bundesrepublik sei "eine in sich gefestigte Demokratie, sie weiß es nur nicht so genau," so Günter Grass in einem Gespräch mit dem ARD-Vorsitzenden und WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, das am Mittwochabend im Ersten ausgestrahlt wird (Das Erste, 9. Oktober, 23.00 bis 23.45 Uhr). Zumindest seine Generation - so Grass weiter - habe die richtigen Schlüsse aus der deutschen Geschichte gezogen. Allerdings sei das Sicherheitsbedürfnis auch im Zusammenhang mit den Terroranschlägen des 11. September überproportional hoch.
Im Konflikt mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki erwartet Grass eine Entschuldigung. Reich-Ranicki hatte den Roman "Ein weites Feld" verrissen und war in einer umstrittenen Abbildung auf dem Titel des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zu sehen gewesen. "Das hat mich schon getroffen, diese Darstellung, und das hat also auch dazu geführt, dass ich auf Distanz gegangen bin. Das muss er zurücknehmen, darauf bestehe ich", sagte der Schriftsteller. "Aber diese Kraft hat er offensichtlich nicht".
Ausdrücklich verteidigte Günter Grass auch seinen Freund und Kollegen Martin Walser gegen den Vorwurf des Antisemitismus im Zusammenhang mit dessen Werk "Tod eines Kritikers": Grass warf FAZ- Herausgeber Frank Schirrmacher "versuchten Rufmord" vor. In dem Buch finde sich "keine einzige antisemitische Zeile". Es handele sich bei der Auseinandersetzung um "Feuilleton-Gezänk" und ein "erbärmliches Schauspiel".
WDR-Intendant und ARD-Vorsitzender Fritz Pleitgen hatte das Gespräch mit Günter Grass aus Anlass von dessen bevorstehendem 75. Geburtstag (16. Oktober 2002) geführt. Dabei äußerte sich der Schriftsteller, Grafiker und gelernte Bildhauer zu politischen und literarischen Fragen. (Redaktion: Michael Hirz)
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