Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. +++ ACHTUNG: SPERRFRIST 29.7., 20.00 UHR +++
Köln (ots)
Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. anlässlich der Aufführung der Missa Solemnis im Hohen Dom zu Köln:
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kölner Domkonzert!
Von Anfang an hat zur Heiligen Messe die Musik, das Singen gehört. Wenn der Mensch vor Gott steht, reicht ihm das bloße Reden nicht aus. So wie ganz allgemein Liebe und Leid die Grenzen der bloßen Worte sprengen und einen Ausdruck suchen, der auch das Unsagbare einbegreift, so ist es auch in der Begegnung mit Gott, in der der Mensch sich selbst überschreiten will. Während das Beten Israels auch die Instrumente, die Stimmen der Schöpfung, zu Hilfe gerufen hatte, um Gott angemessen zu antworten, hat die Kirche zunächst aus vielerlei Gründen nur die menschliche Stimme für würdig gehalten, ihre Freude an Gott und ihr Ringen mit Gott auszudrücken. So ist der gregorianische Choral entstanden, dessen innere Reinheit und Leuchtkraft uns auch heute ganz unmittelbar die Gegenwart Gottes spüren lässt.
Im Mittelalter, in der Welt der Kathedralen, fing man an, nach noch mehr und nach Größerem zu suchen. Es entstand die Polyphonie. Zur Orgel, als einer Synthese der Stimmen der Schöpfung, traten nun auch die verschiedenen Instrumente. Alles sollte aufgeboten werden, um Gott zu lobpreisen. Von da an sahen es die großen Meister der Komposition als eine ihrer höchsten Möglichkeiten an, dem Gotteslob in der Liturgie der Heiligen Messe musikalische Gestalt zu geben, Messen zu komponieren, gleichsam ihre Meisterschaft Gott selbst zu Füßen zu legen und dabei zugleich der Gemeinschaft der betenden Menschen zu dienen. So hat auch Johann Sebastian Bach, obgleich evangelischer Christ, das unvergleichliche Werk der h-moll-Messe geschaffen, die doch wohl als eine innere Einheit komponiert ist und uns die Kraft eines Glaubens spüren lässt, durch den uns die Gegenwart Gottes von innen her anrührt.
Auch für Beethoven, diesem in einer Wende der Zeiten ringenden und leidenden Menschen, war es offenbar ein inneres Muss, nach der auf die liturgischen Möglichkeiten bedachten Messe in C eine große Messkomposition zu schaffen, in die er seine ganze Seele, die Leidenschaft seines Ringens mit Gott hineinlegte, ohne sich von der Frage nach der praktischen Realisierbarkeit des Werkes einengen zu lassen. Die MISSA SOLEMNIS ist nicht mehr eigentlich liturgische Musik. Das Subjekt mit seiner ganzen Leidenschaft und Größe tritt nun, der veränderten Geschichtsstunde entsprechend, in den Vordergrund. Auch der Glaube der Kirche ist jetzt nicht mehr als selbstverständliche Vorgabe da; die Gebetsworte der Menschen werden nun zu Wegen des Ringens um Gott, des Leidens an Gott und an sich selbst, aber so auch zu Stufen einer Leiter, an der der Mensch sich festhält, durch die er Gott festhält, ihm entgegengeht und so auch die Freude an Gott neu erfährt. In diesem Sinn ist die MISSA SOLEMNIS ein immer von neuem erschütterndes Zeugnis eines suchenden Glaubens, der Gott nicht loslässt und ihn über das Beten der Jahrhunderte neu ertastet. Die MISSA SOLEMNIS gehört mit ihrer einzigartigen Größe der Welt des christlichen Glaubens zu, ist Gebet im tiefsten Sinn des Wortes: Sie macht uns zu Betenden. Sie führt uns zu Gott.
Dem WDR danke ich herzlich, dass er uns dieses Konzert schenkt, das mehr ist als ein Konzert. Dem Royal Philharmonic Orchestra, dem London Philharmonic Choir, den Solisten und dem Dirigenten Sir Gilbert Levine gilt gleichfalls unser allerherzlichster Dank.
Die Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. wird im Rahmen eines Konzertes am heutigen Freitag um 20 Uhr im Hohen Dom zu Köln eingespielt und über Videoleinwände auf dem Roncalliplatz übertragen. Das Royal Philharmonic Orchestra und der London Philharmonic Choir sowie ein hochkarätiges Solistenensemble bringen Ludwig van Beethovens Missa Solemnis zur Aufführung. Das öffentliche Konzert, das vom WDR Köln gemeinsam mit dem Metropolitankapitel der Hohen Domkirche zu Köln und Knights of Columbus veranstaltet wird, findet aus Anlass des XX. Weltjugendtages im August statt. Der Eintritt ist frei. Besucher, die keinen Platz mehr im Dom finden, können das Konzert auf Großleinwänden auf dem Roncalliplatz verfolgen.
Eine Aufzeichnung des Konzerts wird am 30. Juli ab 20.15 Uhr in 3sat und am 14. August ab 11.00 Uhr im WDR Fernsehen gesendet. Weitere Übertragungen sind über die European Broadcasting Union (EBU) und über verschiedene PBS Stationen in den USA geplant.
Rückfragen: Kristina Bausch, WDR Pressestelle Tel. 0221 220 4607
Köln, 29.7.2005
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