Weltklimarat: Fleischreduktion entscheidend für Bewältigung der Klimakrise
Weltklimarat: Fleischreduktion entscheidend für Bewältigung der Klimakrise
Matthias Rohra, Geschäftsführer ProVeg: „Deutsche bereit für Ernährungswandel“
Berlin, 05.04.2022
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Weltklimarats der Vereinten Nationen haben in ihrem gestern veröffentlichten Bericht eine Reduktion des Fleischkonsums als entscheidend für die Eindämmung der Klimakrise identifiziert.1 Im Bericht heißt es, einer der größten Einzelbeiträge zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen sei eine nachhaltige, gesunde Ernährung unter Mäßigung des Konsums von Fleisch und Molkereiprodukten. Pflanzliche Alternativprodukte, aber auch neue Technologien wie die Zellkultivierung und die Präzisionsfermentation könnten die Emissionen aus der Lebensmittelproduktion erheblich reduzieren, erklärt der Bericht weiter. Die Ernährungsorganisation ProVeg begrüßt diesen eindringlichen Aufruf zu einer pflanzenbasierten Ernährung nachdrücklich.
Fleischkonsum in Deutschland auf Rekordtief
Der Klimabericht trifft in Deutschland auf einen deutlichen Wandel des Essverhaltens. Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung am Donnerstag mitteilte, haben die Deutschen 2021 so wenig Fleisch gegessen wie seit über 30 Jahren nicht mehr.2 Die Fleischerzeugung sei gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent gesunken. Im Durchschnitt aßen die Deutschen 2,1 Kilogramm weniger Fleisch als noch 2020, so die aktuelle Versorgungsbilanz Fleisch. Als mögliche Erklärung führt die Bundesanstalt den anhaltenden Trend zur pflanzenbasierten Ernährung an. 55 Prozent der Bevölkerung bezeichnen ihre Ernährung laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als flexitarisch – sie reduzieren den Konsum tierischer Produkte.3 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, bis zu 70 Prozent weniger Fleisch zu essen.4
Özdemir, Lauterbach und Schulze fordern mehr pflanzliche Ernährung
Zugleich mehren sich parteiübergreifende dringende Appelle aus den Ministerien, den pflanzlichen Anteil an der Ernährung deutlich zu steigern. Nach Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) trat jüngst Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) für einen Ernährungswandel ein. Sie begründen den Ruf nach mehr pflanzlicher Ernährung mit der klimapolitischen Dringlichkeit, führen aber auch den Ukraine-Krieg, die Gesundheitssorge, den Tierschutz und soziale Gerechtigkeit als Hintergründe an.
Förderung pflanzlicher Proteine statt Subvention tierischer Produkte
„Wenn es um Ernährung geht, ist die Bevölkerung in Deutschland bereit für Realpolitik. Es ist an der Zeit, jegliche Subventionen tierischer Produkte schnellstmöglich ab- und die Förderung pflanzlicher Proteine mit aller Entschlossenheit auszubauen“, fordert ProVeg-Geschäftsführer Matthias Rohra. Ziel der Ernährungsorganisation ist es, den weltweiten Fleischkonsum bis 2040 zu halbieren. Das globale Ernährungssystem ist für rund ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.5 6 7 Den größten Anteil haben tierische Lebensmittel; auf sie gehen etwa 20 Prozent aller Emissionen zurück.8
Quellen
1 Intergovernmental Panel on Climate Change (2022): Sixth Assessment Report: Mitigation of Climate Change. Online unter: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/
2 Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (2022): Versorgungsbilanz Fleisch 2021: Pro-Kopf-Verzehr sinkt auf 55 Kilogramm. Online unter: https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/220330_Versorgungsbilanz-Fleisch.html
3 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2020): Deutschland, wie es isst: Der BMEL-Ernährungsreport 2020. Online unter: https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport2020.html
4 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2017): Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Online unter: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge
5 Crippa, M., E. Solazzo et al. (2021): Food systems are responsible for a third of global anthropogenic GHG emissions. Nature Food 2(3), 198–209. doi:10.1038/s43016-021-00225-9
6 Xu, X., P. Sharma et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food 2(9), 724–732. doi:10.1038/s43016-021-00358-x
7 Intergovernmental Panel on Climate Change (2019): Summary for Policymakers. In: Climate Change and Land: an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems
8 Xu, X., P. Sharma et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food 2(9), 724–732. doi:10.1038/s43016-021-00358-x
Kontakt Lena Renz PR Manager ProVeg lena.renz@proveg.com +49 176 177 858 52
Über ProVeg ProVeg International ist eine Ernährungsorganisation, die sich für eine Transformation des globalen Nahrungsmittelsystems einsetzt, indem tierische Lebensmittel durch pflanzliche und zellkultivierte Alternativen ersetzt werden. ProVeg arbeitet zusammen mit internationalen Entscheidungsgremien, Unternehmen, Investorengruppen, den Medien und der breiten Öffentlichkeit am Übergang zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die weniger von der Tierhaltung abhängen und nachhaltiger für Menschen, Tiere und den Planeten sind. ProVeg hat den Status eines Ständigen Beobachters der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) sowie beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC), ist bei der UN-Umweltversammlung (UNEA) akkreditiert und hat den „Momentum for Change“-Preis der Vereinten Nationen erhalten. proveg.com/de/