IT-Probleme behindern das Großprojekt "Gesundheitskarte" der Bundesregierung
München (ots)
Interessenvertreter können sich bislang auf keine Telematikarchitektur einigen / Experten sprechen von einem zweiten Toll Collect / IT-Industrie sieht hingegen keinen Anlass zur Sorge
München, 30. September 2004 - Streitereien in Politik und Wirtschaft über die IT-Architektur der Gesundheitskarte gefährden die geplante Einführung der Karte für Krankenversicherte zum 1. Januar 2006. Dies berichtet die IT-Wochenzeitung COMPUTERWOCHE in ihrer aktuellen Ausgabe 40/2004 (EVT 1. Oktober 2004). Während die Krankenkassen und Krankenhäuser eine zentrale Speicherung der Daten auf Servern wollen, befürworten Ärzte sowie Apotheker die kartenzentrierte Variante, bei der die Patienten-Informationen auf der Chipkarte selbst gespeichert werden.
Zwar haben sich die Beteiligten darauf geeignet, zunächst beide Varianten testen zu wollen, berichtet die COMPUTERWOCHE, eine Einigung auf gemeinsame Spezifikationen ist jedoch nicht in Sicht. Den Schwarzen Peter für das Scheitern schieben sich die in der so genannten Selbstverwaltung zusammengeschlossenen Kassen, Krankenhäuser sowie Ärzte- und Apothekerverbände gegenseitig zu. So hätten die Apotheker eine Lösung verfolgt, die das gesamte Konzept schwieriger mache und sogar ganz in Frage stelle, moniert beispielsweise Udo Barske, Sprecher des AOK-Bundesverbandes.
Verschärft wird der Zwist um die IT-Architektur auch dadurch, dass Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Insidern zufolge längst eine eigene Spezifikation für die Gesundheitskarte in der Schublade hat. Basis dieses Konzepts sind die Vorschläge des Konsortiums "Bit4health", dem unter anderen IBM, SAP und der Chipkartenhersteller Orga angehören, so die IT-Wochenzeitung.
Vertreter dieses Konsortiums geben sich auf Nachfrage der COMPUTERWOCHE optimistisch. "Wir sehen das Projekt und den Termin nicht gefährdet", versichert Frank Büttner, Senior Marketing Manager bei Orga. Zwar sei das Vorhaben im Ganzen komplex. Die einzelnen Teilprojekte könne man jedoch technisch lösen. Diesen Optimismus kann hingegen Andreas Prenneis, Geschäftsführer der ISKV, eines Softwarehauses für die gesetzlichen Krankenversicherungen, nicht teilen. Er kritisiert, dass die bislang vorliegenden Spezifikationen viele Aspekte, etwa die Beschaffung der Passfotos der Versicherten, ungeklärt ließen. "Es gibt noch so viele Ungereimtheiten, dass wir letztlich, was die technologische Seite anbelangt, durchaus von einem zweiten Toll Collect sprechen können", sagt Prenneis gegenüber der COMPUTERWOCHE.
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ots-Originaltext: Computerwoche
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