Mehr als Pillen - Pharmabranche entwickelt sich zur Gesundheitsindustrie
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie "Pharma 2020": Kostenexplosion im Gesundheitswesen stellt Pharma-Geschäftsmodell in Frage / Neue Vergütungsstrukturen zwingen zu Kooperationen mit Kliniken, Ärzten und Gesundheitsdienstleistern
Jahrzehntelang haben sich Pharmaunternehmen auf die Entwicklung neuer Präparate und den Arzneimittelverkauf konzentriert. Bislang war diese Strategie erfolgreich: Von 1985 bis 2000 hat sich der Marktwert der führenden Pharmakonzerne um den Faktor 85 vervielfacht. Doch nun droht das bewährte Geschäftsmodell in absehbarer Zeit zum Auslaufmodell zu werden - zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie "Pharma 2020: Challenging Business Models" von PricewaterhouseCoopers (PwC). "Die Gesundheitssysteme vieler Industriestaaten stehen unter Reformdruck. Verstärkte Prävention, interdisziplinäre Therapieansätze und nicht zuletzt eine am Behandlungserfolg orientierte Vergütung sollen die massiven Kostensteigerungen eindämmen. Pharmaunternehmen werden sich auf diese Veränderungen in zunehmendem Maße einstellen müssen", erläutert Volker Booten, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals & Pharma bei PwC in Deutschland.
Prävention und Physiotherapie gewinnen an Bedeutung
Auch die größten Konzerne werden sich diesem Wandel nicht entziehen können. Schon heute machen viele Gesundheitssysteme den Arzneimittelherstellern Preisvorgaben oder verlangen von ihren Versicherten Zuzahlungen für bestimmte Medikamente. Da Patienten im Jahr 2020 einen erheblich größeren Teil der Gesundheitsausgaben als heute selbst übernehmen müssen, werden sie verstärkt nach Alternativen zur Verschreibung teurer Medikamente fragen. Damit gewinnen Prävention und Physiotherapie an Bedeutung.
Geschäftspotenzial durch Dienstleistungen im Gesundheitssektor
Zudem hinterfragen zunehmend informierte Patienten ärztliche Diagnosen und Verschreibungen und verlangen nach einer individuell angepassten Behandlung. Diese Entwicklung stellt einerseits eine Gefahr für Pharmahersteller dar, die sich auf das Massengeschäft und Milliardenumsätze mit einigen wenigen Blockbustern stützen. Andererseits eröffnen sich für flexible Anbieter neue Erlösquellen aus Dienstleistungen, die das Kerngeschäft ergänzen.
Kooperation mit Kliniken, Ärzten, Versicherungen, Dienstleistern und Patienten
Viele Pharmaunternehmen setzen zwar schon seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern. In der Regel ist die Kooperation aber auf Forschungsdienstleister, Biotechunternehmen, Universitäten und andere Institutionen aus dem Bereich der Forschung und Entwicklung beschränkt. Damit Pharmaunternehmen den neuen Anforderungen des Gesundheitsmarktes gerecht werden können, müssen sie zukünftig auch verstärkt mit Kliniken, Ärzten, Versicherungen, Dienstleistern und nicht zuletzt den Patienten zusammenarbeiten.
Strategie: Netzwerke zur Prävention und Therapie
Eine mögliche Strategie ist die Bildung von Netzwerken aus selbstständigen Institutionen. In einem derartigen Verbund würden beispielsweise zur Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kliniken und Pharmahersteller bei Diagnose und medikamentöser Behandlung zusammenarbeiten, während Ernährungsberater, Arbeitsmediziner und Psychologen präventive Strategien entwickeln. Alle Beteiligten nutzen die gleiche Infrastruktur und sind auf diese Weise zu einem kooperativen Verhalten angehalten.
Modell: Patienten entrichten erfolgsabhängige Pauschale für ein Set von Dienstleistungen
Krankenversicherungen und Patienten zahlen im Netzwerk-Modell nicht mehr für jede einzelne Dienstleistung, sondern entrichten eine Pauschale. Die Vergütung richtet sich nach dem Behandlungserfolg, beispielsweise einer gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung oder einer messbaren Verbesserung der Lebensqualität herzkranker Patienten. Voraussetzung für ein funktionierendes Netzwerk sind damit verbindliche Regeln für die Verteilung des Behandlungsentgelts auf die beteiligten Partner.
Alternative zum Netzwerk: Erweiterung der Geschäftsaktivitäten
Eine Alternative zum Netzwerk-Modell ist die Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten aus eigener Kraft. So gibt es beispielsweise bereits große, weltweit aktive Arzneimittelhersteller, die auch in Bereichen wie Diagnostik und Medizintechnik aktiv sind. Diese Unternehmen betreiben u.a. Präventions- und Ratgeber-Portale zu verschiedenen Gesundheitsthemen im Internet.
Allerdings ist der Aufbau eines diversifizierten Gesundheitskonzerns nicht nur äußerst kapitalintensiv, sondern auch mit Risiken behaftet. "Eine wesentliche Herausforderung stellt die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur des jeweiligen Unternehmens dar. Während bei einem reinen Pharmahersteller die Entwicklung und Vermarktung von Produkten im Vordergrund steht, müssen sich die Mitarbeiter im Gesundheitskonzern am Ziel einer optimalen Gesundheitsversorgung orientieren", so Dr. Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für die Branche im Bereich Advisory von PwC. Zudem darf das Management die vorhandenen Ressourcen nicht überstrapazieren und das Kerngeschäft beim Aufbau neuer Geschäftsfelder nicht vernachlässigen.
Die Studie sowie weitere Informationen und Analysen zur Branche erhalten Sie zum kostenfreien Download unter www.pwc.de/de/chemie-pharma .
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