100 Tage Riester-Reform - Der Euphorie folgt Ernüchterung bei privater Altersvorsorge
Frankfurt am Main (ots)
Umfrage von PwC Consulting liefert Einblicke in die Entwicklung des Altersvorsorgemarktes: Versicherungen profitierten am stärksten von Riester-Rente / Boom bei privater Altersvorsorge zum Jahresende zu erwarten / Trend zur betrieblichen Altersversorgung bestätigt sich / Konzentration auf kleine und mittelständische Unternehmen
Nach anfänglicher Euphorie bei den Anbietern von staatlich geförderten Produkten zur privaten Altersvorsorge ist die Stimmung 100 Tage nach den ersten Zertifizierungen verhalten. Zurückzuführen ist dies auf die verfehlten Absatzziele der Anbieter. Deren anfänglich hohe Erwartungen wurden auf Grund des abwartenden Verhaltens der Kunden und der immer noch unsicheren Gesetzeslage nicht erfüllt. Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge sehen die Unternehmen jedoch weiterhin große Chancen für eine erfolgreiche Marktpositionierung. Zu diesen Ergebnissen kommt die Umfrage: Die Riester-Pläne - Herausforderung und Chance für Anbieter von Anlage- und Vorsorgeprodukten von PwC Consulting, die im Februar und März dieses Jahres durchgeführt wurde. Befragt wurden 49 aktive und potenzielle Anbieter von Riester-Produkten. Sieben hiervon waren Banken, 19 Versicherungsunternehmen und 14 Kapitalanlagegesellschaften sowie neun in Deutschland vertretene Institute ausländischer Mutterkonzerne.
Einschätzung des Marktpotenzials variiert sehr stark
Die sehr unterschiedlichen Prognosen des Marktvolumens und der Aufteilung nach privater und betrieblicher Altersversorgung bestätigen noch immer die herrschende Unsicherheit bei den Anbietern. Die Schätzungen des zusätzlichen Marktpotenzials durch das Altersvermögensgesetz (AVmG) reichen von 40 Milliarden bis 548 Milliarden Euro im Jahr 2010. Im Vorjahr variierten die Angaben zwischen 30 und 300 Milliarden Euro. In der aktuellen Umfrage prognostizierten jedoch nur rund zehn Prozent der Befragten ein Marktvolumen von bis zu 100 Milliarden Euro, während es im Vorjahr noch rund 46 Prozent waren. Dies ist auf erste veröffentlichte Absatzzahlen von Wettbewerbern, eigene Erfahrungen und darauf aufbauende Hochrechnungen zurückzuführen.
Versicherungsunternehmen profitieren bislang am meisten
Am stärksten konnten bisher die Versicherungsunternehmen von den Regelungen des AvmG profitieren. Denn Versicherungsverträge zählen traditionell zu den Vorsorge-Produkten und genießen dadurch einen gewissen Vertrauensvorsprung. Zudem scheinen die Versicherer die Vorgaben des AvmG in der Produktentwicklung sowie im Vertrieb schneller umgesetzt zu haben als die konkurrierenden Anbietergruppen. Mit 31 zertifizierten Produkten führen die befragten Versicherungsunternehmen die Liste der Anbieter an - dies entspricht einem Anteil von 67 Prozent. Auf Rang zwei folgen die Kapitalanlagegesellschaften mit neun Produkten (20 Prozent). Sie sehen sich zum einen als Fonds-Anbieter für kombinierte Versicherungsprodukte zur Altersvorsorge, wobei einige große Unternehmen ebenfalls mit reinen Fondlösungen am Markt präsent sind. Rang drei belegen die Banken mit sechs zertifizierten Produkten (13 Prozent). Die Unternehmen aus dem Bankenbereich setzen als reine Vertriebskanäle sehr stark auf Konzernprodukte. Institute ausländischer Muttergesellschaften sind sowohl im Bereich der privaten als auch der betrieblichen Vorsorge noch sehr zurückhaltend und bieten bisher keine eigenen zertifizierten Produkte an. Ziel dieser Gesellschaften ist es, vor allem bei der betrieblichen Vorsorge Marktanteile zu gewinnen.
"Insbesondere in der privaten Altersvorsorge wird der Vertrieb weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, da die Produkte sich nur noch in Details unterscheiden. Die Vertriebswege werden zukünftig noch vielfältiger, wie erste Kooperationen mit branchenfremden Unternehmen bereits erkennen lassen", erklärt Dr. Helmut Schrader, verantwortlicher Partner für den Bereich Altersvorsorge bei PwC Consulting.
Klassische Rentenversicherung am meisten verkauft
Nach Angaben der Befragten wird die klassische Rentenversicherung am stärksten nachgefragt, gefolgt von der fondsgebundenen Rentenversicherung. Danach folgen Hybridprodukte und Investmentfondssparpläne. Banksparpläne wurden nach Angaben der Befragten am wenigsten nachgefragt. Obwohl von den derzeit rund 3.500 zertifizierten Produkten nahezu 90 Prozent Banksparpläne sind, wird nur ein Bruchteil von ihnen bisher aktiv angeboten. Ein Grund dafür ist in den sehr geringen Provisionen im Vergleich zu Versicherungs- und Fondsprodukten zu sehen, da bei Banksparplänen kaum Vertriebs- oder Verwaltungskosten anfallen.
Die Konkurrenz von geförderten Riester-Produkten und nicht geförderten Versicherungs- und Fondsprodukten wird weiterhin zunehmen. Denn die nicht geförderten Produkte bieten dem Kunden eine höhere Flexibilität und dem Anbieter eine höhere Rentabilität, da sie nicht den Zwängen des AvmG unterworfen sind.
Private Vorsorge: Boom am Jahresende?
"Die Anbieter von Produkten zur privaten Altervorsorge rechnen erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres mit einer ansteigenden Nachfrage. Dabei erwarten sie einen Boom zum Jahresende, da die Kunden den Vertrag spätestens bis zum 31.12.2002 abschließen müssen, um sich die Förderung für dieses Jahr zu sichern. Dies birgt jedoch die Gefahr von Kapazitätsengpässen sowohl bei der Beratung als auch in der Abwicklung von neuen Verträgen", erläutert Bernd Schumacher, verantwortlicher Partner für den Bereich Investmentmanagement bei PwC Consulting.
Trend zur betrieblichen Altersversorgung bestätigt sich
Wie bereits in der letzten Umfrage sehen die befragten Institute einen eindeutigen Trend zur betrieblichen Altersvorsorge, der sich bis zum Jahr 2010 weiter verstärken soll. Mittel- bis langfristig werden demnach die Investitionen zu rund zwei Dritteln in die betriebliche Altersversorgung und zu einem Drittel in die private Vorsorge fließen.
Pensionsfonds gewinnen stark an Bedeutung
Die Einführung der Pensionsfonds im Rahmen des AvmG hat eine Verschiebung der Mittelzuflüsse in die einzelnen Durchführungswege zur Folge. Drei Viertel der Befragten prognostizieren, dass die Bedeutung des Pensionsfonds als moderne Variante der betrieblichen Altersversorgung bis zum Jahr 2005 stark zunehmen wird. Auch den Pensionskassen und Direktversicherungen bescheinigen die befragten Institute eine steigende Relevanz. Die Direktzusage hingegen soll in den nächsten Jahren stark an Bedeutung verlieren. Dieser Meinung sind mehr als 62 Prozent der Befragten und führen dies hauptsächlich auf die neuen Bilanzierungsvorschriften nach IAS und US-GAAP zurück, die eine Auslagerung von herkömmlichen Pensionsrückstellungen aus der Bilanz vorsehen. Ebenso werden die Unterstützungskassen in Zukunft eine geringere Rolle spielen.
Kleine und mittelständische Unternehmen im Visier
Die Mehrheit (35 Prozent) der befragten Anbieter will sich vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten konzentrieren, da die wenigsten Firmen dieser Größe bereits über Versorgungspläne verfügen. Ein Viertel der Befragten hat dagegen keine konkrete Zielgruppe im Visier. Dazu zählen vor allem Unternehmen, die bereits über einen großen Kundenstamm verfügen und dementsprechend ihre bestehenden Kunden ansprechen. Zukünftig ist jedoch mit einer verstärkten Zielgruppenorientierung zu rechnen. Denn nur wenige große Unternehmen und Nischenanbieter werden sich am Markt behaupten können.
Der Markt für betriebliche Alterversorgung wird von einem Verdrängungswettbewerb der Anbieter geprägt sein, der sich bereits heute ankündigt. Ähnlich zur Umfrage im Juni / Juli 2001 sehen die Unternehmen ihre Chancen vor allem in Cross-Selling-Potenzialen und der Gewinnung von Neukunden durch eine gute Marktpositionierung.
Die Umfrage "Die Riester-Pläne - Herausforderung und Chance für Anbieter von Anlage- und Vorsorgeprodukten" können Sie kostenlos über unsere Internetseiten unter www.pwcconsulting.de/riester-studie beziehen.
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