Europäische Unternehmen wollen eine internationale Harmonisierung in der Rechnungslegung
Frankfurt am Main (ots)
EU-Verordnung zu IAS 2005 wird begrüßt / Studie von PwC: Europäische Unternehmen bestätigen die Förderung eines einheitlichen Kapitalmarktes durch IAS / Verbesserte Transparenz durch IAS für Investoren / 81 Prozent votieren für eine Rechnungslegung nach IAS vor 2005 / Nur ein Fünftel der Unternehmen ist bereits vollständig vorbereitet / Hoher Zeitaufwand für die Umstellung.
Die Einführung der internationalen Rechnungslegungsstandards IAS (International Accounting Standards) ist zum Kernthema in den europäischen Führungsetagen geworden. Die umfassenden Veränderungen, die die Schaffung eines einheitlichen europäischen Kapitalmarktes bis 2005 zum Ziel haben, werden allgemein begrüßt und als notwendig erachtet. 81 Prozent der Chief Financial Officers (CFOs) würden ihre Bilanzierung noch vor 2005 auf einheitliche IAS-Standards umstellen. Im Jahr 2000 waren es noch 59 Prozent.
Zu diesen Ergebnissen kommt PwC in der aktuellen Studie IAS - sind die Unternehmen für 2005 bereit?, die das Meinungsbild von 667 CFOs aus allen EU-Staaten zum Thema IAS widerspiegelt. Die Studie knüpft an eine Befragung aus dem Jahr 2000 an und untersucht den Stand der Vorbereitungen hinsichtlich der Einführung der IAS in den börsennotierten europäischen Unternehmen.
Die endlich am 7. Juni verabschiedete Verordnung der EU, die von PwC als wichtiger Schritt auf dem Weg zu globalen Rechnungs-legungsstandards begrüßt wird, sieht eine verbindliche Einführung von IAS für Konzernabschlüsse börsennotierter, europäischer Unternehmen bis spätestens 2005 vor. Zudem ist für bestimmte Unternehmen eine Übergangsfrist bis 2007 in Form eines Mitgliedstaatenwahlrechts vorgesehen. Dies gilt für Unternehmen, die sowohl in der EU als auch in einem Drittland gelistet sind und bereits einen anderen anerkannten internationalen Standard anwenden (gemeint sind hier die USA beziehungsweise die US-GAAP) oder Unternehmen, die ausschließlich mit Fremdkapital börsennotiert sind.
Bislang ist eine Bilanzierung nach IAS anstelle von nationalen Rechnungslegungsvorschriften nur in Belgien, Deutschland, Finnland und Österreich ausdrücklich gestattet. In Deutschland bilanzieren 39 Prozent der befragten Unternehmen bereits nach IAS.
IAS in Europa - weltweit erste Region mit einheitlicher Bilanzierung
Nach mehrheitlicher Meinung der befragten CFOs trägt die Einführung der IAS dazu bei, günstigere Kapitalmarktbedingungen für europäische Unternehmen entstehen zu lassen. Dies sei für das Zusammenwachsen Europas und die Unternehmen in der EU von Vorteil. Die verabschiedete EU-Verordnung stellt eine der größten Neuerungen innerhalb der Rechnungslegung der letzten 30 Jahre dar. Die EU verfügt hierdurch als erste Region weltweit über einheitliche Rechnungslegungsstandards.
71 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits heute nach IAS bilanzieren, haben von der Umstellung profitiert. 41 Prozent der Befragten, die noch nicht nach IAS bilanzieren, erwarten dies ebenfalls für ihr Unternehmen. Ausdrücklicher Wunsch der Befragten ist eine Erweiterung der IAS-Anwendung auch für die Einzelabschlüsse von börsennotierten Mutter- und deren Tochterunternehmen.
Darüber hinaus gibt es in Deutschland eine hohe Zustimmung dafür, durch ein Wahlrechts, auch nicht-börsennotierten Gesellschaften einen Abschluss nach IAS zu ermöglichen. Dies gilt sowohl für den Konzernabschluss (91 Prozent) als auch für den Einzelabschluss (85 Prozent).
Unternehmen wünschen Annäherung von IAS und US-GAAP
Die europäischen CFOs sprechen sich für eine stärkere Harmonisierung der internationalen Vorschriften für die externe Rechnungslegung aus. Die Anwendung von IAS, so die Meinung der Befragten, müsse kontinuierlich ausgeweitet werden. Viele der Befragten plädieren für eine Annäherung von IAS und US GAAP (US Generally Accepted Accounting Principles). Vor allem sollen internationale Standards prinzipienbasiert, praxisorientiert, einfach, transparent und fest in der wirtschaftlichen Realität verankert sein, so die Forderung der CFOs. Dies ist eine klare Absage an einzelfallorientierte Regelungen.
Mehr Transparenz für Investoren
Der Wechsel zu IAS ist eine strategische Unternehmensaufgabe.
"Eine transparente Unternehmenskommunikation ist notwendig, denn Investoren brauchen klare und glaubwürdige finanzielle Informationen. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell sich das Vertrauen der Investoren in ein Unternehmen und seine Zukunftsperspektiven ändern kann, wenn die bereitgestellten Informationen diese Anforderungen nicht erfüllen", fasst Jochen Pape, Vorstand und Vorsitzender des PwC Global IAS Board die aktuelle Situation zusammen.
Unterschiede zur bisherigen Bilanzierung frühzeitig kommunizieren
69 Prozent der Befragten glauben, die Umstellung der Bilanzierung auf IAS wirke sich nicht entscheidend auf die Bewertung ihrer Unternehmen durch Aktionäre und Analysten aus. "Diese Ansicht kann sich als nicht ungefährlich erweisen. In der derzeitigen Situation der Kapitalmärkte achten Analysten und Investoren sehr genau auf die Finanzberichterstattung. Die Märkte verlangen mehr Transparenz bei größeren Veränderungen in der Rechnungslegung. Die Unternehmen sind auf das Vertrauen des Marktes in die externe Finanzberichterstattung angewiesen. Eine frühzeitige Kommunikation mit allen Stakeholdern - ob extern oder intern - ist deshalb unabdingbar", so Jochen Pape.
Diese Absicht scheint aber zu bestehen. Die Mehrheit der Unternehmen (54 Prozent), die noch nicht IAS anwenden, beabsichtigt vor der Umstellung eine Zusammenfassung der Hauptunterschiede der IAS zu der bisher veröffentlichten Rechnungslegung und/oder einige IAS-Informationen zu veröffentlichen. Zudem überdenken knapp zwei Drittel der befragten Nichtanwender, sich mit neuen Modellen der Finanzberichterstattung zu befassen.
85 Prozent der Unternehmen müssen noch auf IAS umstellen
Weniger als drei Jahre vor der Einführung der IAS im Jahr 2005 müssen noch rund 85 Prozent der 7.000 börsennotierten europäischen Unternehmen ihre Rechnungslegung umstellen. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen haben noch nicht mit der Planung begonnen. "Dieses Ergebnis ist nicht überraschend", so Jochen Pape, "da zum Zeitpunkt der Befragung die IAS-Verordnung der EU noch nicht verabschiedet worden war und der IASB (International Accounting Standards Board) noch keinen Entwurf seines neuen Standards zur erstmaligen Einführung von IAS veröffentlicht hatte."
Umstellung bis 2005 - Mehrzahl der Unternehmen ist zuversichtlich
93 Prozent der befragten europäischen CFOs sind zuversichtlich, die Umstellung bis 2005 umsetzen zu können. Zwar fühlen sich bisher nur 19 Prozent vollständig vorbereitet, aber 51 Prozent meinen, besser vorbereitet zu sein als noch vor einem Jahr. Auch bei den deutschen Unternehmen glauben 98 Prozent den bevorstehenden Umstellungstermin einhalten zu können.
Unternehmen, die bereits auf IAS umgestellt haben, empfehlen, einen ausreichenden Zeitrahmen für den Umstellungsprozess einzuplanen. Rund 43 Prozent der IAS-Anwender haben die Erfahrung gemacht, dass der Prozess oft langwieriger als erwartet ausfiel, bei Finanzdienstleistern betrug dieser Anteil sogar 64 Prozent. Die Zeit wird jedoch immer knapper: spätestens in 18 Monaten müssen Unternehmen, deren Geschäftsjahr im Dezember endet, ihre Daten der Rechnungslegung bereits nach IAS erfassen. Umfassende Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen sind nötig, um den Wechsel termingerecht zu vollziehen. Neben dem Zeitmangel ist das Fehlen entsprechend ausgebildeter Mitarbeiter ein Haupthindernis bei der Umstellung.
Die Studie IAS - sind die Unternehmen für 2005 bereit? können Sie unter www.pwcglobal.com/de/publikationen im pdf-Format herunterladen.
Für die Redaktion:
PwC ist in Deutschland mit einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro eines der marktführenden integrierten Dienstleistungsunternehmen im Bereich Prüfung und Beratung. Rund 11.000 Mitarbeiter arbeiten an 39 Standorten in Deutschland für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. Die breite Palette der Dienstleistungen umfasst die Wirtschaftsprüfung, die Steuerberatung, die Unternehmens- und Corporate Finance- sowie die Human Resource-Beratung.
Weitere Informationen zur Studie:
IAS - sind die Unternehmen für 2005 bereit?
Hintergrundinformationen:
- Im Auftrag von PwC führte Research International im Februar und März 2002 eine unabhängige Erhebung durch. Insgesamt wurden 667 Finanzvorstände (Chief Financial Officers, CFOs) börsennotierter Unternehmen aus allen Staaten der Europäischen Union befragt. Diese Studie knüpft an den im November 2000 veröffentlichten Bericht International Accounting Standards - 2005 oder heute? an.
- Die meisten der befragten CFOs stammen aus Deutschland (82), danach folgt Großbritannien mit 72 Befragten, Griechenland (56), Spanien und Italien (je 51), Belgien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden sowie Schweden (je 50), Portugal (30), Irland (23), Österreich (20) und Luxemburg (11). Im Gegensatz zu 2000 wurde die Schweiz bei der aktuellen Befragung nicht berücksichtigt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
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