Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat "besonders wertvoll" für DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT/Weitere Kinostarts mit Prädikat: DIE SPRACHE DES HERZENS, EXODUS und HONIG IM KOPF
Wiesbaden (ots)
Für die Weihnachtszeit 2014 und einen stimmungsvollen Übergang ins Neue Jahr empfiehlt die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) berührende Dramen, ein monumentales Action-Abenteuer und ein entzückendes Road Movie.
Jane Wilde, die erste Ehefrau des weltberühmten Physikers Stephen Hawking, schrieb vor Jahren ein Buch über ihre Ehe mit dem Wissenschaftler. Nun kommt diese berührende und mitreißende Geschichte unter dem Titel DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT (Start: 25. Dezember) auch auf die Kinoleinwand. Dabei wird nicht nur die großartige und wegen seiner Krankheit ALS hart erkämpfte Karriere Hawkings geschildert, sondern vor allem das Familienleben und die große Liebe zwischen den beiden. Die Jury verlieh dem Biopic des Regisseurs James Marsh einstimmig das höchste Prädikat "besonders wertvoll". In ihrem Gutachten schreibt sie: "Eine Geschichte über ein außergewöhnliches Paar, dessen Lebensweg Mut macht, in einem Film, der mit seinen perfekt komponierten Bildern eine hoffnungsvolle Botschaft übermittelt." Sie lobte zudem die hervorragende schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller Eddie Redmayne und Felicity Jones sowie insbesondere Regie, Kamera und Drehbuch.
Für seinen neuen Film EXODUS - GÖTTER UND KÖNIGE (Start: 25. Dezember) hat sich Meisterregisseur Ridley Scott keine geringere Vorlage als die Bibel ausgesucht. Scott erzählt die Geschichte von der Befreiung des jüdischen Volkes aus der Sklaverei Ägyptens, angeführt von Moses, der am Hof des Pharaos aufwächst, sich dann aber gegen die Ägypter, auf Geheiß von Gott, stellt. Gerade die digitalen Tricks beeindruckten die fünfköpfige Expertenrunde, "so detailliert und imposant, dass man in den Sog der Bilder hineingezogen wird wie nur selten im Kino". Sie verlieh dem opulenten Meisterwerk das Prädikat "besonders wertvoll".
Die elfjährige Tilda und ihr Großvater Amandus - das ist ein ganz besonderes Team. Doch als Amandus mehr und mehr unter seiner Alzheimer-Krankheit leidet und alles vergisst, will Tilda ihm noch seinen letzten Wunsch erfüllen und mit ihm nach Venedig reisen. Dies ist der Auftakt zu dem ganz besonderen Road Movie HONIG IM KOPF (Start: 25. Dezember), dem neuen Film von Til Schweiger. Geschickt hält der Film die Balance zwischen komischen und tragischen Momenten, wartet auf mit wunderschönen Bildern und versprüht jede Menge liebreizenden Charme durch Emma Schweiger als Tilda und Dieter Hallervorden als Amandus. In ihrer Begründung für das Prädikat "wertvoll" hob die Jury unter anderem deren berührendes Spiel hervor und lobt Til Schweiger als "guten Geschichtenerzähler", dem "großes Gefühlskino" gelungen ist.
Das neue Jahr startet mit einem berührenden Drama aus Frankreich: DIE SPRACHE DES HERZENS (Start: 1. Januar) erzählt die wahre Geschichte der taubblinden Marie Heurtin, die als junges Mädchen in ein Kloster gebracht wird und nur dank der aufopfernden Liebe und Unterstützung einer Schwester lernt, mit der Außenwelt zu kommunizieren. "Der Appell an die Gesellschaft, die Menschen in der Dunkelheit und in der Stille nicht zu vergessen, macht den Film einzigartig und sehenswert." Mit dem Wunsch, der Film möge von möglichst vielen Zuschauern entdeckt werden, empfiehlt die Jury der FBW diesen außergewöhnlichen Film. Sie verlieh ihm einstimmig das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Mehr Informationen sowie ausführliche Gutachten der aktuellen und kommenden Filmempfehlungen gibt es auf der Homepage unter www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 25. Dezember 2014 / 1. Januar 2015
Die Entdeckung der Unendlichkeit
Spielfilm, Drama. Großbritannien 2014.
Cambridge, 1963. Auf einer Studentenparty lernen sich Jane Wilde und Stephen Hawking kennen und verlieben sich ineinander. Die schüchterne junge Frau, die an Gott und das Schicksal glaubt, ist fasziniert von dem jungen ehrgeizigen Mann, der sich mit seiner Erforschung des Universums und der Zeit daran macht, die Welt der Physik auf den Kopf zu stellen. Doch das Glück währt nicht lange. Denn eines Tages wird bei Stephen die degenerative Nervenkrankheit ALS diagnostiziert. Die Ärzte geben ihm nur noch zwei Jahre. Jane ermuntert ihn dazu, seine Forschungen trotzdem weiterzuführen. Und sie bleibt bei ihm. Denn sie weiß, dass ihre Liebe stark genug ist, um gemeinsam gegen das Schicksal zu kämpfen. Regisseur James Marsh hat ein bewegendes Drama über das Leben Stephen Hawkings geschaffen. Doch es sind nicht die überragenden Forschungserfolge des Genies, auf die er sich konzentriert. Basierend auf den Memoiren von Jane Hawking erzählt er von der schicksalhaften Zeit, in der sich Hawkings Leben für immer ändern sollte. Und in denen er seine große Liebe trifft, ohne die er nicht das Genie hätte werden können, als das ihn die Welt heute bewundert. Jane steht daher auch im Zentrum der Geschichte. Felicity Jones vereint in ihrem Spiel die sensible Zartheit einer schüchternen jungen Frau mit einer unbändigen und in sich ruhenden Stärke einer liebenden Ehefrau und Partnerin. Sie wirkt wie der Anker für Hawkings ruheloses Genie. Als Hawking selbst leistet Redmayne schier Unglaubliches. Die Art, wie er sich in dessen Körper, Krankheit und Wesen einfühlt, lässt vergessen, dass es sich hier um perfektes Schauspiel handelt, denn Redmayne "verkörpert" Hawking und lässt damit auch Einblicke in das Innere zu. Ergänzt werden die beiden durch einen großartig aufspielenden Cast, ob David Thewlis als Hawkings Mentor oder Charlie Cox als Freund der Familie. Ruhig und fast verträumt erzählt Marsh seine Geschichte, überlädt die Bilder nicht, was auch an der exzellenten und klug durchdachten Kameraarbeit und der perfekten Ausstattung liegt. DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT ist nicht nur ein Film über eines der größten Genies unserer Zeit. Es ist vor allem ein Film über eine starke und unumstößliche Liebe, die sich gegen das Schicksal stellt. Unendlich schön und inspirierend.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_entdeckung_der_unendlichkeit
Exodus - Götter und Könige
Spielfilm, Drama. USA, Großbritannien 2014.
Ägypten, 13. Jahrhundert: Unter der Herrschaft des Pharaos Sethos wachsen Königssohn Ramses und Moses wie Brüder auf. Moses hat akzeptiert, dass er niemals den Platz auf dem Thron einnehmen wird. Als er jedoch eines Tages erfährt, dass er gar kein Ägypter, sondern ein Hebräer aus dem Volke Israel ist, überschlagen sich die Ereignisse. Denn die Hebräer sind Sklaven in Ägypten. Im Exil begegnet Moses Gott und dieser überträgt dem Skeptiker die Aufgabe, sein auserwähltes Volk aus der Knechtschaft Ägyptens zu befreien und in das verheißene Land Kanaan zu führen. Folgt Moses seinem Schicksal, muss er sich mit Gott an seiner Seite gegen seinen "Bruder" stellen, der mittlerweile als Pharao seinen Vater beerbt hat und als "Gott-König" die Hebräer nicht freigeben möchte. Und so beginnt der Kampf zwischen Göttern und Königen. Mit seiner Verfilmung des Auszugs Israels aus Ägypten, dessen Vorlage das Buch Exodus der Bibel ist, gelingt Ridley Scott ein modern-monumentales Actionfeuerwerk. Dass er die Umsetzung epischer Stoffe beherrscht, hat er bereits mit GLADIATOR und KINGDOM OF HEAVEN bewiesen und so wartet auch dieses Epos mit herausragenden Bildern und Special Effects auf, die beim Zuschauer keine Erwartung unerfüllt lassen: Sei es die ansprechende und detailverliebte Darstellung des eines historischen Ägyptens, die großen Schlachten der Heere oder die atemberaubende Zerstörungskraft der Plagen, die über das Land hereinbrechen. Der Regisseur versteht sein Handwerk und setzt dazu gezielt seine Möglichkeiten im Bereich der 3D-Technik ein. Nicht zuletzt tragen starke Darsteller wie Christian Bale und Joel Edgerton die Story. Brüderlich stehen beide in Liebe und Hass zu- und gegeneinander und verleihen mit ihrer kraftvollen Darstellung dem spektakulären Schauwerk den letzten Schliff. Mit seiner meisterlich epischen Bibelverfilmung beweist Ridley Scott auf eindrucksvolle Weise, welch spannenden Stoff das Buch der Bücher auch heute noch bereithält.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/exodus_goetter_und_koenige
Honig im Kopf
Spielfilm, Tragikomödie. Deutschland 2014.
Die elfjährige Tilda hat ihren Großvater Amandus schon immer ganz besonders liebgehabt. Doch das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause der Familie nicht mehr alleine klar. Als Niko, Tildas Vater, beschließt, dass es besser wäre, wenn Amandus in einem Pflegeheim lebt, will sich Tilda damit auf keinen Fall abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine erlebnisreiche und unvergessliche Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: Noch einmal Venedig sehen! Es ist unmöglich, beim Anblick Emma Schweigers als Tilda nicht berührt zu sein. Ihr offenes und herzliches Wesen bestimmen den Film, der geschickt die Balance zwischen tragischen und komischen Momenten hält. Dieter Hallervorden als Opa liefert mit seiner rührend ehrlichen und authentischen Darstellung eines an Alzheimer erkrankten Menschen eine große Leistung und bildet mit Emma alias Tilda ein Spitzenteam. Wie immer kann Til Schweiger auf ein starbesetztes und spielfreudiges Ensemble setzen, wo jeder seine Rolle mit Überzeugung und großer Lust verkörpert. Schweiger selbst spielt Tildas Vater, setzt aber die Rolle der Eltern ganz uneitel in den Hintergrund und überlässt seiner Tochter und Dieter Hallervorden die Bühne. Wie in jedem gelungenen Road Movie sind auch hier die einzelnen Stationen gekonnt in Szene gesetzt, die Landschaften werden in wunderschönen Bildern eingefangen, gerade Venedig erscheint wie ein Bildertraum, der für Opa und Enkelin endlich wahr geworden ist. HONIG IM KOPF ist charmantes Familienkino mit viel Gefühl, einer bezaubernden Hauptdarstellerin und vielen berührenden Momenten.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/honig_im_kopf
Die Sprache des Herzens
Spielfilm, Drama. Frankreich 2014.
Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Vater bringt seine Tochter in ein Kloster, weil er sich nicht mehr zu helfen weiß. Marie ist taub und blind und die Eltern sind mit der Betreuung des wilden Kindes, das gefangen in seinem Körper scheint, überfordert. Auch die Nonnen geraten schnell an ihre Grenzen. Keiner scheint Zugang zu Marie zu finden. Bis auf Schwester Marguerite. Langsam und vorsichtig nähert sie sich dem Mädchen und fängt an, ihr mit Zeichen, die sie ihr in die Hand schreibt, Dinge zu erklären. Und Marie saugt wissbegierig alles auf, was Marguerite ihr zeigt. Denn für sie öffnet sich zum ersten Mal ein Fenster zur Welt, das bisher verschlossen war. Doch Marguerite weiß, dass ihr nicht ewig Zeit bleibt, um Marie für ein selbstbestimmtes Leben in der Welt vorzubereiten. Denn Marguerite ist krank. Und nur ihre Aufgabe hält sie stark. Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Regisseur Jean-Pierre Améris die bewegende Geschichte der Marie Heurtin, der es dank der aufopfernden Hilfe und dem unerschütterlichen Glauben einer Ordensschwester gelang, trotz ihrer Behinderung am Leben teilzunehmen. Wie ein roter Faden zieht sich das Motiv der Stille und der Natur durch den Film. Die Musik hält sich reduziert im Hintergrund, es dominieren Geräusche wie das Wehen des Windes oder das Rauschen der Bäume. Die Natur ist es, in der Marie am meisten begreifen lernt. Wie sich Dinge anfühlen, wie sie riechen und welche Bedeutung sie haben. Schauspielerisch leisten beide Darstellerinnen Großes. Isabelle Carré als Marguerite ist sanft und zupackend zugleich, sie bewacht, begleitet und beschützt Marie. Und Ariana Rivoire als Marie ist eine wahre Entdeckung in ihrer Art und Weise, einen Menschen zu verkörpern, der in der Dunkelheit der eigenen Seele gefangen ist und doch so sehr ein inneres Leuchten erstrahlen lässt. Améris ist ein bewegender und tief berührender Film über zwei außergewöhnliche Menschen gelungen, die den Weg für viele Menschen mit Behinderung bereitet haben. Und der zeigt, dass Sprache keine Grenzen kennt. Wenn sie von Herzen kommt.
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