Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Literaturverfilmung AM GRÜNEN RAND DER WELT mit Prädikat "besonders wertvoll" im Kino/Kinostart mit Prädikat auch für Teenie-Horrorfilm UNKNOWN USER
Wiesbaden (ots)
Für die aktuelle Kinowoche empfiehlt die Deutsche Film- und Medienbewertung zwei von Grund auf unterschiedliche Filme, die in ihrem jeweiligen Genre die FBW-Jurys besonders überzeugt haben.
Vor fast 150 Jahren veröffentliche der bekannte englische Schriftsteller Thomas Hardy seinen ersten großen Roman. Viele Romane sollten folgen und viele Adapationen die Leinwand erobern. In dieser Woche startet mit AM GRÜNEN RAND DER WELT (Start: 16. Juli) eine weitere Verfilmung eines seiner bekanntesten Werke. Die emanzipierte und freigeistige Heldin Bathsheba Everdeen erbt von ihrem Onkel ein Landgut. Doch ihre Entschlossenheit, auch ohne Mann ihr Leben bestreiten zu können, gerät durch einige Verehrer ins Wanken. Großartige Bilder, eine emotionale Geschichte ohne Pathos und Kitsch und starke Figuren zwischen Gefühl und Verstand. Die Jury zeigte sich beeindruckt von Thomas Vinterbergs Inszenierung und beschreibt sie in ihrer Begründung als "stilistisch sehr werkgetreu und historisch genau". Sie lobte zudem das "eindrucksvolle" Spiel der Darsteller, allen voran Carey Mulligan, Michael Sheen und Matthias Schoenaerts und verlieh dem Film das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Wer miteinander im Web diskutiert und glaubt, hier nur private Unterhaltungen zu führen, irrt. Das müssen auch Blair und ihre Freunde in UNKNOWN USER (Start: 16. Juli) feststellen, als sie eines Abends im Chat von einem Unbekannten überrascht werden. Und der, so scheint es, will ein grausames Spiel spielen. Der klassische Teenie-Horrorfilm von Regisseur Lewan Gabriadze überrascht durch seine unkonventionelle Perspektive. Denn der Zuschauer erlebt die 85 nervenzerfetzenden Minuten nur in der Perspektive der jeweiligen Webcams. Für die Jury der fünfköpfigen Expertenrunde ist UNKNOWN USER ein konsequent umgesetzter Genrefilm. Das Prädikat "besonders wertvoll" vergab sie unter anderem für den konsequent aufrechtgehaltenen Spannungsbogen und den perfekten Bezug zum aktuellen Mediengeschehen sowie den Rezeptionsgewohnheiten der Zielgruppe.
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 16. Juli 2015
Am grünen Rand der Welt
Spielfilm, Drama, Literaturverfilmung. USA, Großbritannien 2014.
Südengland, 1870: Bathsheba Everdene hat es geschafft, im viktorianischen England als alleinstehende junge Frau ein Gut zu leiten. Natürlich bleiben die Avancen männlicher Bewerber um ihre Gunst nicht aus. Doch Bathshebas Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit lassen sie sämtliche Anträge abweisen. Auch der stolze Schaffarmer Gabriel Oak, der nun auf ihrem Gut arbeitet, hielt bei Bathsheba einst erfolglos um ihre Hand an. Nach und nach wird Gabriel jedoch zu Bathshebas Vertrautem, der in unerwiderter Liebe mit ansehen muss, wie sich Bathsheba in Sergeant Troy verliebt. Und fast alles verliert. Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg verfilmte den erfolgreichsten Roman des englischen Schriftstellers Thomas Hardy mit ungeheurer Werktreue und einem genauen Sinn für die historischen Umstände. Im Zentrum der Geschichte steht Bathsheba, hinreißend gespielt von Carey Mulligan, die eine selbständige und emanzipierte Heldin im viktorianischen England darstellt. Schon durch ihren ersten Auftritt, das Reiten im Männersitz, drückt sich ihre Unabhängigkeit und ihr ungebrochener Wille aus, in einer von Männern dominierten Welt ihre Frau zu stehen. Doch auch die Rollen der Männer sind glänzend besetzt. Matthias Schoenartz als Gabriel verkörpert glaubwürdig einen unglücklich verliebten und dennoch stolzen Mann, der seine Gefühle und Leidenschaften hinter Beherrschung und Ruhe versteckt. Michael Sheen als Verehrer Boldwood bedient gekonnt das klassische Bild des viktorianischen Ehrenmannes, der das Konzept der Treue und Ehre vor die Idee der leidenschaftlichen Liebe stellt. Vinterberg gelingt es, die Figuren in dem engen aufgezwungenen Korsett der damaligen Gesellschaft umeinander kreisen zu lassen. Die großartige Kamera von Charlotte Bruus Christensen fängt sowohl die Dramatik der Liebesgeschichte in umwerfenden Naturpanoramen als auch die Konflikte der Figuren untereinander in Nahaufnahmen ein. Kostüm und Ausstattung sind exquisit und David Nicholls' Drehbuch liefert pointierte und knappe Dialoge. Worte braucht es auch nicht viele, besser und prägnanter wird über Gesten, Blicke und Bewegungen vermittelt. Mit AM GRÜNEN RAND DER WELT gelingt Vinterberg nicht nur eine bewegende und werkgetreue Literaturverfilmung. Sondern auch ein überzeugendes und starkes Porträt einer ungewöhnlichen, modernen und ungebrochenen Heldin.
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Unknown User
Horrorfilm, Spielfilm. USA 2014.
Laura hat es nicht mehr ausgehalten. Nachdem ein Video von ihr im Netz kursierte, was sie betrunken und in desaströsem Zustand zeigte, wurde sie so lange in den sozialen Netzwerken gemobbt und gequält, bis sie sich auf tragische Weise das Leben nahm. Das ist nun genau ein Jahr her. Als Lauras beste Freundin Blair vor ihrem Rechner sitzt und darüber mit Freunden chattet, klinkt sich auf einmal jemand in den Chat ein. Es ist ein unbekannter Teilnehmer, ein "unknown user". Alle sind irritiert, keiner weiß, woher er oder sie kommt. Doch dann findet Blair heraus, dass jemand Lauras Account gehackt hat. Und wer auch immer der unbekannte Teilnehmer auch ist: Er will ein Spiel spielen. Und wer überleben will, sollte besser seine Regeln befolgen. Schon die visuelle Prämisse von UNKNOWN USER ist reizvoll. Der Film nimmt die Perspektive von sechs Webcams ein und verlässt diese nie. Ausgangspunkt ist Blairs Bildschirm, von dem der Zuschauer aus auch den Zugriff auf alle sozialen Netzwerke und diversen Spielzeuge des Web 2.0 erhält und nach und nach miterlebt, wie Blairs Rechner vom unbekannten Teilnehmer "gesteuert" wird. Der Horror schleicht sich nach und nach in die Handlung und in die Gespräche der Freunde. Zunächst ist die Stimmung heiter, doch immer stärker wird mit kleinen und großen Schockmomenten gespielt, immer hektischer wird es auf der Tonebene und immer unmittelbarer wird der Zuschauer in den Sog der Ereignisse gezogen. Am Ende sind nicht mehr viele Teilnehmer des Chats übrig und das Spiel des Unknown User wird immer böser und brutaler. Die Darstellung der drastischen Gewalt wird lediglich in kurzen Einstellungen angedeutet, viel mehr entsteht das Entsetzen im Kopf des Zuschauers, der bis zum schockierenden Schlusstwist nicht wissen kann, wer wirklich hinter Lauras Account steckt. UNKNOWN USER ist ein überzeugender in seinem Genre konsequent durchkomponierter Horrorfilm, der perfekt die Erlebniswelt der sozialen Medien mit all ihren Spielarten und Gefahren widerspiegelt. Und der den Zuschauer von der ersten Minute an mitnimmt auf einen wilden Trip, für den man gute Nerven braucht. Und am besten ein gesichertes Netzwerk.
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